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  7. Mieterstreit Stein 34 Halle: Bistro Lorraine schließt - Demo gegen Vermieter

Große Steinstraße in Halle Kündigung: Mit dem Bistro Lorraine schließt der letzte Laden in der Stein34 in Halle

Geräuschlos ging die Schlüsselübergabe nicht über die Bühne: Die Räumung des letzten Geschäfts im Erdgeschoss in der Großen Steinstraße 34 in Halle wurde von einer Demonstration begleitet.

Aktualisiert: 29.06.2022, 08:57
Ausfegen vor der Übergabe: der Inhaber im leeren Bistro in der Großen Steinstraße 34 in Halle. 
Ausfegen vor der Übergabe: der Inhaber im leeren Bistro in der Großen Steinstraße 34 in Halle.  Foto: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Der neue Hauseigentümer ist nicht gekommen. Eine Vertreterin übernimmt stattdessen an diesem Dienstagnachmittag die Schlüsselübergabe. Die Polizei ist auch da, außerdem knapp 50 Demonstranten, die sich zum Termin um 16 Uhr rund um die Eingangstür des Bistros Lorraine in der Großen Steinstraße 34 positioniert haben. Sie sind gekommen, um sich solidarisch mit den Mietern und den nunmehr ehemaligen Gewerbetreibenden in dem Gebäude zu zeigen. Oder wie es ein Demonstrant sagt: „Wir wollen hier ein bisschen wütend sein.“

Die Demonstranten hindern die Frau nicht, in die leeren Räumlichkeiten des Bistros zu gelangen, drücken aber lautstark ihren Protest aus. Aus den Boxen dringen dazu die Liedzeilen: „Das ist unser Haus. Ihr kriegt uns hier nicht raus.“ Die Übergabe läuft ansonsten ohne Zwischenfälle. Kurz nach Betreten kommt die Vertreterin schon wieder raus, schließt die Tür ab und geht.

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Zu Ende des Monats hat der Hauseigentümer den drei Gewerbetreibenden im Erdgeschoss gekündigt. Ein Uhrmacher und ein Imbissbetreiber sind bereits ausgezogen. Eine Mieterin im Haus hatte derweil Erfolg mit ihrer Verfügungsklage. Im Mai entschied das Amtsgericht Halle, dass die Bauarbeiten im Haus vorerst gestoppt werden müssen, da sie nicht fristgerecht angekündigt wurden und es sich nach Auffassung der Richterin bereits um Modernisierungsarbeiten handelte.

Der Hauseigentümer und seine Anwältin hatten dagegen argumentiert, es handelte sich lediglich um eine Instandsetzung des Hauses. Die Mieterin wie auch die sie unterstützende Aktionsgruppe „Stein 34 bleibt“ werfen dem Hauseigentümer indes vor, er betreibe eine Entmietung und wolle die Mieter aus dem Haus drängen.

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Das Bistro Lorraine war Freitag letztmals geöffnet. Es hat vergangene Woche noch einmal viel Zulauf gegeben, so der Inhaber. Allerdings sei es ihm „nicht immer gelungen, die Fassade des freundlichen Gastronomen aufrecht zu erhalten“. Je näher das Ende rückte, umso realer wurde es. „Es ist traurig, zumal ich nichts falsch gemacht habe.“ Bei der Kündigung habe er kein Wort mitzureden gehabt. Und über eine Fortsetzung des Mietverhältnisses habe der neue Hauseigentümer mit dem 36-Jährigen nie gesprochen. Ab August ist er als Koch angestellt. „Selbstständigkeit ist nicht mehr drin.“ Das Geld, das er in den vergangenen drei Jahren in sein Bistro gesteckt hat, habe er noch nicht wieder raus.

Am Schaufenster steht nun der zynische Satz: Freuen Sie sich auf Halle-typischen Leerstand!