Meisterfeier Meisterfeier Halle: Handwerkskammer kürt bestern Meister

Halle (Saale) - Benzin hat Eric Schweigel nicht im Blut. Er liebt seine Freundin Carolin, keine Autos. Weder PS-Ausflüge ins Gelände noch auf Rennpisten bringen den Kraftfahrzeug-Mechatroniker aus dem Burgenlandkreis auf Hochtouren. Doch wenn er in der Werkstatt steht, blüht der 26-Jährige auf. Seine Maxime: „Autos müssen rollen.“
In diesem simplen Anspruch steckt seine ganze berufliche Leidenschaft als Techniker und Tüftler. Und darin will sich der beste junge Handwerksmeister im Kammerbezirk Halle von nichts und niemandem überholen lassen. „Das ist für mich eine Frage der Ehre“, so der junge Mann aus Lobitzsch, einem kleinen Ort bei Weißenfels.
Ehre, wem Ehre gebührt. Im Luther-Jahr feiert die Handwerkskammer Halle an historischer Stätte. 206 Jungmeister erhalten den traditionellen Meisterbrief am Samstag in der Wittenberger Schlosskirche. Eric Schweigel kann sich dabei sogar dreifach freuen: Auf die Urkunde, die alle Absolventen der Meisterschule erhalten, und ein ungewöhnliches Doppel.
Der junge Mann ist, wie Handwerker-Präsident Thomas Keindorf bestätigt, nicht nur der Beste seiner Zunft. Nach dem Abgleich sämtlicher Prüfungsergebnisse des Jahrganges stellt seine Meisterleistung alle anderen 205 Jungmeister im südlichen Landesteil in den Schatten.
Keindorf lobt die „exzellenten Fachkenntnisse und das ganz besondere handwerkliche Geschick“. Das macht deutlich: „So ein Erfolg ist kein Geschenk, sondern das Ergebnis harter Arbeit.“
Was viele Kunden der Kfz-Werkstatt erst jetzt erfahren: Hinter Eric Schweigel liegen knapp drei Jahre an der Meisterschule - und zwar nach seiner Arbeit von Montag bis Freitagmittag. „Andere spannten aus, ich besuchte Kurse, büffelte auch zu Hause.“
Nicht alles, räumt er ein, sei ihm leicht gefallen. Buchhaltung, Kalkulation, Personalführung und Rechtsfragen waren für ihn Neuland. Knifflige technische Fragen dagegen reizen ihn. Marcell Schiedt, sein Werkstattchef in Uichteritz: „Gelernt hat das Eric bei uns, schon als Schüler.“
Bester Meister im Kammerbezirk Halle: Den Kraftfahrzeug-Mechatroniker förderte der Opa
Dem Großvater sei Dank. Er gilt als der Baumeister der Brücke zur Technik. Das geht ganz einfach. Der Enkel darf beizeiten das Moped des Opas nutzen. Das bedeutet weniger fahren, mehr basteln. Und verhilft Eric zu einer prägenden Erfahrung: Er merkt, dass es ihm viel Spaß macht, beispielsweise einen Motor auseinander zu nehmen, um dann alle Teile wieder zusammenzubauen.
Kein Wunder, dass Ferienarbeit und Schülerpraktika den Jungen immer wieder in die örtliche Auto-Werkstatt führen. Der große Vorteil liegt in der Vielfalt: „Hier werden alle Typen repariert, vom Oldtimer bis zum Lkw.“
Mit der Zeit wächst nicht nur das Verständnis für Antriebe, Getriebe und Karossen. Jede Stunde an der Hebebühne und der Diagnosestation verstärken seinen Berufswunsch. So legt Schweigel zwar das Abitur am Goethe-Gymnasium in Weißenfels ab, entscheidet sich dann aber gegen ein Studium und für eine Ausbildung zum Kraftfahrzeug-Mechatroniker. Ein Volltreffer, fachlich wie finanziell.
Wichtig zu diesem Zeitpunkt: der Sieg im Lehrlingswettbewerb. Der Erfolg sichert ihm einen Zuschuss, um die sich wenig später anschließende Meisterschule auch bezahlen zu können. Diese Ausbildung gibt es nämlich leider nicht zum Nulltarif. Kurse und Module und Ausfallzeiten schlagen teils empfindlich zu Buche.
In der Summe können die Belastungen rasch einige zehntausend Euro betragen. Doch die Schule ist nicht nur teuer. Dort muss auch regelrecht gepaukt werden. Sein Glück: Die Mitarbeit in einer „Lerngruppe“ hilft selbst dem Besten, schneller über die Hürden zu kommen.
Kraftfahrzeugtechnik auf Meister-Niveau ist mehr als das, was man mit „Schraubern“ gemeinhin in Verbindung bringt. Moderne Fahrzeuge, die heute zugelassen werden, sind ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von Mechanik, Elektronik und Steuerungstechnik.
Was und wie in den Zylindern vor sich geht, lässt sich letztlich nur in komplizierten Berechnungen erfassen. Eine erfolgreiche Fehlersuche im Kabelgeflecht, das etliche hundert Meter umfasst, bleibt dem Laien fast immer rätselhaft. Und trotzdem macht dieser Teil der Ausbildung nur ungefähr ein Viertel der Meisterschule aus.
Praktisches Können ist das eine, die Fähigkeit, einen Handwerksbetrieb zu führen das andere. „Es sind zwei Seiten einer Medaille“, sagt Schweigel. Wenn wie bei ihm beides passt, eröffnen sich einem Jungmeister heutzutage mehr Chancen denn je.
Was er genau machen will, weiß er allerdings noch nicht. Eine Betriebseröffnung ist genauso möglich wie eine Übernahme. Auch die Liste der Stellenangebote ist lang. Unternehmen beschäftigen gerne Meister.
Bestes Beispiel ist der Betrieb, in dem Eric Schweigel arbeitet. Nun sind dort drei Meister tätig, das ist fast die Hälfte der Belegschaft - eine Meisterwerkstatt im Wortsinn. Ab Montag steht Eric Schweigel dort mit seinen Kollegen wieder an der Hebebühne, getreu seinem Motto: Autos müssen rollen. (mz)