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Aus der Nationalmannschaft zur Polizei Mehr als die 110: Darum trägt Basketballerin aus Halle Uniform

Die ehemalige Leistungssportlerin Inken Henningsen ist jetzt Oberkommissarin – und wirbt für den großen Aktionstag am Freitag in Halle.

Von Dirk Skrzypczak 07.09.2023, 09:36
Inken Henningsen zeigt Sportschülern in Halle die Ärmelstücken für die verschiedenen Dienstgrade bei der Polizei.
Inken Henningsen zeigt Sportschülern in Halle die Ärmelstücken für die verschiedenen Dienstgrade bei der Polizei. Foto: Dirk Skrzypczak

Halle (Saale)/MZ - Der Flur der Sportschule in Halle ist wie ein Ehrenhain, den man andächtig und neugierig durchläuft. An der Wand hängen die Fotos von Olympiasiegern und Weltmeistern aus den vergangenen Jahrzehnten. Das Bild von Inken Henningsen findet man hier zwar nicht, und dennoch wird die 30-Jährige von Lehrern wie dem einstigen Weltklasse-Wasserspringer Andreas Wels herzlich gegrüßt.

Fünf Jahre war die Basketballerin an der Sportschule, schaffte es als Spielerin in die Nationalmannschaft. Heute trägt Henningsen Polizeiuniform statt Sportdress. Die Oberkommissarin wirbt in Schulklassen für eine Karriere bei der Polizei. Und sie gehört zum Organisationsteam für den großen Aktionstag der Polizei am Freitag ab 11 Uhr auf der Peißnitzinsel in Halle, wenn die Staatsmacht so ziemlich alles aufbietet, was sie hat: Hubschrauber, Wasserwerfer, Räumfahrzeuge, Taucher und das Sondereinsatzkommando (SEK).

Henningsen, eine telegene junge Frau mit einem strahlenden Lächeln, positiver Ausstrahlung und guten rhetorischen Fähigkeiten, wollte eigentlich Lehrerin für Sport und Englisch werden. Doch dann kam das Gespräch mit Marc Kühne, Laufbahnberater am Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt. „Er hat mir von den Vorteilen erzählt, die die Sportfördergruppe der Polizei für mich hätte. Man absolviert die Ausbildung, hat aber Freiraum für Training und Wettkämpfe. Und man ist abgesichert. Das klang gut“, sagt die Beamtin. Und es wurde scheinbar gut. „Man spricht immer vom Beruf als Berufung. Ich kann sagen, dass ich meinen Platz gefunden habe.“

Der Sport habe sich für sie als Glücksfall erwiesen. Ausdauer, Durchsetzungswillen, Kampf- und Teamgeist. All das habe sie in den Polizeidienst mit eingebracht. Henningsen begann bei der Kriminalpolizei, war Teil der Ermittlungsgruppe „Engel“, die den Tod eines Säuglings untersuchte, der zwischen Weihnachten und Neujahr 2021 an einem Zaun der Stadtwirtschaft von seiner Mutter abgelegt worden war.

Es sind die schwierigen wie grausamen Seiten des Berufs, denen sich die Beamtin nicht entziehen kann. Bei der Polizei ist es irgendwie wie beim Zahnarzt. Man geht hin, wenn es schmerzt und man Probleme hat. „Umso mehr freut uns der aktuelle Sachsen-Anhalt-Monitor. Die Polizei genießt im Land ein hohes Vertrauen. Solche Umfragen sind für uns eine gute Werbung“, sagt Michael Ripke, Sprecher der Polizeiinspektion Halle, der mit Henningsen im Direktionsbüro der PI zusammenarbeitet.

Inken Henningsen wird derweil schon bald die weiße Innendienst-Uniform gegen die Alltagsausrüstung der Polizei tauschen. Ab Oktober geht sie nach Merseburg, wird dort im Streifendienst auf der Straße eingesetzt. „Ich freue mich auf diese Erfahrung, weil sie mir hilft, den Polizeialltag noch besser kennenzulernen.“ Wie es später weitergeht, ob im gehobenen Dienst etwa, habe sie noch nicht entschieden. „Das hängt auch von der Familienplanung ab.“

Dem Sport hat sie die Treue gehalten. Nach wie vor trainiert sie am Sportkomplex in der Robert-Koch-Straße – wenn es die Dienstplanung zulässt. Dann schwitzt sie neben dem viermaligen Bob-Olympiasieger Thorsten Margis, der beim SV Halle für die Wintersaison Kraft tankt. Henningsen, eine Saison selbst Bob-Anschieberin, liebt die Geschwindigkeit, fährt privat eine Motorrad-Rennmaschine. Als Polizistin sicher streng nach Vorschrift.Aktionstag der Polizei, Freitag, 11 bis 18 Uhr, Peißnitzinsel Halle