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Medizin Medizin: Halle soll gesünder werden

Von Julia Klabuhn 15.11.2012, 17:47

Halle (Saale)/MZ. - Den Verdacht gab es schon eine ganze Weile lang: Die Hallenser haben häufiger Bluthochdruck als ihre Mitbürger in anderen Bundesländern, überdurchschnittlich viele leiden an Diabetes, sie haben durchschnittlich mehr Bauchumfang, rauchen und trinken häufiger Alkohol. Das ist das Ergebnis der ersten beiden Untersuchungsrunden der CARLA-Studie, in deren Rahmen Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Universität Halle rund 1 500 Teilnehmer in Halle untersucht und zu ihren Lebensgewohnheiten befragt haben. Finanziert wird das Vorhaben mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Landes Sachsen-Anhalt und der medizinischen Fakultät der Uni Halle. Vergleichbare Studien laufen in Greifswald, Essen, Dortmund und Augsburg.

CARLA steht für Cardiovascular Disease, Risk Factors, Living and Ageing in Halle - Herz-Kreislauf- Erkrankungen, ihre Risikofaktoren, Leben und Altern in Halle. Der Titel der Untersuchung nennt damit die Fragestellung, mit der sie gestartet wurde. Denn in Ostdeutschland, speziell aber auch in Sachsen-Anhalt, sterben mehr Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als im Westen.

"Weil Bluthochdruck, Diabetes, Taillenumfang, Rauchen und mangelnde körperliche Aktivität als Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt sind, passen die bisherigen Ergebnisse zu den Vorstellungen, die wir von der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt haben", sagt Alexander Kluttig, Epidemiologe und Leiter der CARLA-Studie. Die bisherigen Ergebnisse speisen sich aus der Basisuntersuchung, an der zwischen 2002 und 2006 rund 1 800 zufällig ausgewählte Hallenser im Alter von 45 und 83 Jahren teilnahmen, sowie einer ersten Folgeuntersuchung in den Jahren 2007 bis 2010.

Anfang 2013 startet die zweite Folgeuntersuchung. Die Studienteilnehmer werden derzeit angeschrieben. "Diese Langzeituntersuchung, in der die gleichen Teilnehmer über mehrere Jahre begleitet werden, sind sehr wertvoll. Nur sie ermöglichen es, Erklärungsansätze zu liefern, warum die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Land vergleichsweise hoch ist", sagt Johannes Haerting, Direktor des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Universität Halle. Gemeinsam mit der von Karl Werdan geleiteten Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III ist er für die CARLA-Studie verantwortlich.

Eines der prägnantesten Ergebnisse der ersten Folgeuntersuchung: Nur noch wenige Studienteilnehmer leiden nicht an Bluthochdruck. Schon in der Basisuntersuchung wurde bei drei von vier Teilnehmern ein Wert höher als 140 zu 90 gemessen. Nun zeigte sich, dass 30 Prozent der Probanden mit damals Werten im Normalbereich nun ebenfalls Bluthochdruck hatten. "Allerdings ist der Anteil der adäquat behandelten Bluthochdruck-Patienten erfreulicherweise gestiegen", sagt Kluttig. Die Studienteilnehmer haben aus den ersten beiden Untersuchungen Befundbriefe erhalten, in denen Rückmeldungen zu den Ergebnissen vermerkt sind. In der zweiten Folgeuntersuchung soll nun auch erhoben werden, wie diese Informationen von Teilnehmern und ihren Hausärzten genutzt werden.

Nach der zweiten Folgeuntersuchung werden die Wissenschaftler einen Überblick über Lebensgewohnheiten und Gesundheitszustand der Teilnehmer über einen Zeitraum von zehn Jahren gewonnen haben. Wie aus den Ergebnissen dann Schlüsse für die Gesundheitspolitik gezogen werden, liege nicht in der Kompetenz der Wissenschaftler, sagt Haerting. "Wir werden der Politik nur die Fakten zu möglichen Ursachen der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen liefern. Lösen können wir als Forscher das Problem nicht."

Die bisherigen Ergebnisse enthalten aber starke Indizien, dass die sogenannte Primärprävention einen großen Einfluss hat. "Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck und eine ungünstige Körperfett-Verteilung werden zu einem erheblichen Teil durch einen gesunden Lebensstil, körperliche Aktivität und den Verzicht auf Tabak und Alkohol, gemindert. Die Menschen können also selbst viel dafür tun, ihr Herz-Kreislauf-System zu schützen", sagt Haerting. Abschließende Aussagen können erst getroffen werden, wenn die Ergebnisse der zweiten Folgeuntersuchung vorliegen. "2014 sollen die Ergebnisse des zweiten Follow-Up der Carla-Studie vorliegen", sagt Kluttig.