100. Geburtstag im Saalekreis Martin Feudel blickt auf sein 100-jähriges Leben zurück
Der Müllerdorfer Martin Feudel feierte am Freitag einen ganz besonderen Geburtstag. An dem blickte er auf sein Leben zurück und erinnerte sich an prägende Momente.

Müllerdorf/MZ. - Mit flinken Fingern gleitet Martin Feudel über den Flügel im Wohnzimmer und spielt bekannte Melodien aus dem Gedächtnis heraus. Noten bringen dem Müllerdorfer nichts – er kann sie nicht mehr lesen. Das hält ihn jedoch noch lange nicht davon ab, sich seine Freude am Klavierspiel zu bewahren. Und das erst recht nicht zu seinem 100. Geburtstag.
Den feierte Feudel am Freitag. „Es ist verrückt“, sagt der Rentner während er über das hohe Alter nachdenkt. Drei mindestens 100-Jährige gibt es nun in der Gemeinde Salzatal, zwei davon sind Frauen, somit ist er der älteste Mann Salzatals. Und auch wenn die Phrase abgedroschen klingen mag – man merkt es ihm nicht an.
In Halle geboren zog der 100-Jährige erst als Rentner in den Saalekreis
„Das ist alles furchtbar lange her“, sagt er, als er von seinem Leben berichtet. Eigentlich ist Feudel gebürtiger Hallenser. Bis 1941 war er in der Stadtverwaltung tätig, zog dann in den Zweiten Weltkrieg. Als dieser vorbei war, ging es für ihn zurück in die Verwaltung, bis er 1950 in den Bankensektor wechselte und dort blieb, bis er 1989 in Rente ging. Wenige Jahre später zog es ihn in den Saalekreis, wo er bis heute lebt.
Auf die Frage, was die bewegtesten Jahre seines Lebens waren, nennt der 100-Jährige die Kriegszeit. „Das werde ich nie vergessen. Um Haaresbreite bin ich selbst davon gekommen, habe viele Menschen sterben sehen. Krieg ist das größte Verbrechen am Menschen.“ Noch heute macht ihm das zu schaffen, wenn er die aktuellen Nachrichten verfolgt. Um von den trüben Gedanken abzulenken, bleibt der Rentner aktiv. Jeden Tag etwas Nützliches tun, ist sein Motto. Seine beiden Kinder wissen, wovon er spricht. „Man kann gar nicht in Ruhe im Garten sitzen, weil er dort immer am arbeiten ist“, sagt seine Tochter und lacht. Doch genau das halte ihn fit.
Bis vor fünf Jahren hat Feudel sich noch aktiv in der Gemeinde engagiert, war dort 15 Jahre lang als Wanderführer unterwegs, hat Routen getestet, diese ausgeschildert und sie anderen gezeigt. „Wenn ich eine Frage zur Geschichte des Ortes hatte, konnte er mir immer weiterhelfen“, sagt Gemeindebürgermeisterin Ina Zimmermann. Am Freitag gratulierte sie dem Jubilar gemeinsam mit Mitgliedern des Zappendorfer Ortschaftsrates persönlich. „Ab jetzt komme ich jedes Jahr vorbei“, scherzte sie zum Abschied.