Marode Gebäude in Halle Marode Gebäude in Halle: Zwei Arbeiter bei Einsturz eines Hauses verletzt

Halle (Saale)/MZ - Am Freitag sind beim Einsturz eines Hinterhauses in der Krukenbergstraße zwei Menschen verletzt worden. Das Gebäude ist wie viele andere alte Häuser in Halle marode und einsturzgefährdet. Immer wieder fallen im ganzen Stadtgebiet Fassaden-Teile in die Tiefe oder sacken ganze Etagen ab. Nun wurden zum ersten Mal auch Menschen bei einem Einsturz verletzt.
Lärm war weithin zu hören
Der hintere Teil des baufälligen, leer stehenden Wohnhauses war am Nachmittag eingestürzt - der Lärm war mehrere Straßen weiter noch zu hören. Offenbar war eine Backsteinwand bei Sanierungsarbeiten einfach weggebrochen. Vier Arbeiter waren zu dieser Zeit auf dem Gelände, zwei wurden Männer wurden verletzt und in ein Krankenhaus eingewiesen. Ein weiterer Arbeiter, der an den maroden Wänden des dreigeschossigen Gründerzeithauses zu tun hatte, konnte sich unverletzt ins Freie flüchten. Ein Arbeiter dagegen musste vom Dach des Hauses gerettet werden.
Das Gebäude wurde von der Stadtverwaltung als akut einsturzgefährdet eingestuft. Der Besitzer muss nun für die Sicherung der Umgebung und des Gebäudes sorgen. Die Krukenbergstraße wurde deswegen teilweise gesperrt.
Feuerwehr und Polizei rückten am Nachmittag mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften an. Spezialfahrzeuge mit einer Ausrüstung für die Suche nach Verschütteten und zur Sicherung von wackligen Wänden wurden ebenso zur Einsturzstelle geschickt wie der Leitende Notarzt der Stadt Halle. Der wird in der Regel nur alarmiert, wenn damit zu rechnen ist, dass es viele Verletzte gibt. Genau das aber war kurz nach dem Einsturz völlig unklar.
Nicht das erste Mal
Dass es in der Krukenbergstraße Probleme mit alten Häusern gibt, ist allerdings für Halles Bauordnungsamt nichts Neues. Selbst das am Freitag teilweise in sich zusammengesackte Gebäude ist den Statikern der Stadtverwaltung nach MZ-Informationen bestens bekannt. Dort geht man sogar davon aus, dass weitere Teile des Hinterhauses nachgeben werden. Die Gefahr, dass durch eine Kettenreaktion auch Teile der Straßen-Fassade herabstürzen und Passanten verletzen, ist offenbar akut. Am Freitag wurden alle Anwohner vorsorglich von der Polizei aufgefordert, ihre Autos in Sicherheit zu bringen - ein deutlicher Hinweis.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Straße vor der Hausnummer 13 voll gesperrt werden muss. Bereits vor zwei Jahren waren Teile des Daches herabgestürzt und gefährdeten damals Autofahrer und Passanten. Anfang dieses Jahres kaufte dann der Eigentümer eines Nachbarhauses das Gebäude, nachdem die langjährige Vorbesitzerin verstorben war - ohne das Haus auch nur notdürftig zu sanieren.
Liste mit 100 maroden Häusern
Obwohl immer noch stark baufällig, gehört es seitdem offiziell nicht mehr zu den „Sorgenkindern“ des Bauordnungsamtes. Das hat derzeit etwa 100 marode Objekte in der Innenstadt besonders im Blick: im Paulusviertel, in Giebichenstein oder im halleschen Osten. Hier mussten in den vergangenen Jahren oft Dächer abgesichert und Netze gespannt werden - zu groß war die Gefahr, dass sich Gebäudeteile lösen. Oft sind hier Eigentumsverhältnisse unklar, oder die Besitzer haben schlicht kein Geld für eine Sanierung. Das ist vor allem bei den Häusern im sogenannten Medizinerviertel zwischen Volkmannstraße und Steintor der Fall - in diesem Areal liegt auch die Krukenbergstraße. Am Montag will sich das Bauordnungsamt mit dem Eigentümer des nun betroffenen Hauses verständigen, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll.
