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Marode Gebäude in Halle Marode Gebäude in Halle: Es geht voran in der Klausvorstadt

Von Michael Falgowski 28.09.2015, 15:01
Vor mehr als fünf Jahren stürzte der Giebel an der Franz-Schubert-Straße 9 herab.
Vor mehr als fünf Jahren stürzte der Giebel an der Franz-Schubert-Straße 9 herab. Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Vor mehr als fünf Jahren stürzte der Giebel des leerstehenden Hauses Franz-Schubert-Straße 9 in Halle auf den Gehweg. Zuvor waren immer wieder Teile aus der verrotteten Fassade gefallen, das Ordnungsamt hatte deswegen den Gehweg gesperrt. Dann kippte der Giebel nach vorn. Niemand wurde verletzt. Doch der „Abgang“ war der Anlass für die Mitteldeutsche Zeitung, ausführlich über die „maroden Häuser“ zu berichten, die das Stadtbild prägten und prägen. Die Berichte über das Unglückshaus in der Franz-Schubert-Straße und andere „Problemfälle“ löste eine öffentliche Debatte aus.

10 Eigentumswohnungen auf 900 Quadratmeter Fläche

Fünf Jahre später steht ein Kran an der Nummer 9. Ein Gerüst wird aufgebaut. Der prominente Kopfbau an der Ecke Franz-Schubert-Straße/Pfälzer Straße wird saniert. „Wir haben das Objekt erst im April übernommen. Die Baugenehmigung gab es schon, deshalb ging alles sehr schnell“, sagt Immobilien-Entwickler Temba Schuh. Er hat in Halle schon mehrere anspruchsvolle Denkmalsanierungen vorgenommen, wie zuletzt im Wittekind-Bad. Der letzte Vorbesitzer des seit Anfang der 1990er Jahre leerstehenden Gründerzeithauses in der Schubertstraße hatte die Ruine bereits sichern lassen und mit der Entkernung begonnen. Doch dann regte sich auf der Baustelle lange nichts. Jetzt wird gearbeitet. „Alle Decken müssen raus, das Dach kommt runter“, so Schuh. Zehn Eigentumswohnungen entstehen auf 900 Quadratmetern Wohnfläche. Vier Wohnungen seien bereits verkauft, zwei reserviert.

Sanierung, Abriss und Neubau

Die Franz-Schubert-Straße 9 war eines von mehreren verfallenen Häusern, über die die MZ Mitte 2010 berichtete. Sie stehen exemplarisch dafür, was sich seither getan hat. In der Richard-Wagner-Straße war damals das komplette Dachgeschoss eines verwahrlosten Altbaus eingestürzt. Dieses „schwierige“ Gebäude wird nach all den Jahren ebenfalls gerade saniert. In einem weiteren Fall hatte die MZ berichtet, dass in der Kröllwitzer Grellstraße/Max-Nenke-Straße Putzteile einer Ruine durch die kaputten Sicherheitsnetze auf den Schulweg vieler Kinder fielen. Heute steht dort ein Neubau. Und auf dem Mafa-Gelände in der Nähe der Merseburger Straße war im Juni 2010 eines Nachts das Dach einer alten Werkhalle komplett eingebrochen. Der Komplex ist saniert.

Erhöhte Nachfrage an Immobilien

Die Beispiele machen deutlich: Viele damals baufällige Häuser sind heute gerettet. Wichtigster Grund: Die Nachfrage ist gestiegen. Vor allem in der Innenstadt wächst die Einwohnerzahl. Vom Lutherplatz bis zum Giebichenstein ist sie seit 2005 um 15.000 (24 Prozent) gestiegen. Anfang der 1990er Jahre lag der Leerstand in der Altstadt noch bei bis zu 30 Prozent. Heute sind es beispielsweise sieben Prozent im Paulusviertel. Die Nachfrage hat zur Sanierung von bisher besonders problematischen Immobilien geführt.

Auch die Stadt engagierte sich . So wurde 2011 eine „Rote Liste“ akut gefährdeter Baudenkmale aufgestellt. Darunter auch das Brauereihaus „Zur Schwemme“, in dem es jetzt gebrannt hat. Mit fast allen Eigentümern der Häuser auf der Roten Liste wurden Gespräche geführt, die 26 Gebäude erhielten mehr Aufmerksamkeit und mögliche Städtebauförderung. Diese Liste wird nun aktualisiert; einige - wenn auch wenige - Denkmale sind gerettet. Auch die 2010 aufgelegte Förderung von Wohnhaus-Sicherungen hat die Stadt konsequent verfolgt. Die entsprechenden Fördergebiete wurden mehrfach erweitert. Von den 2010 von der Stadt registrierten rund 200 verfallenen Wohnhäusern sind mehr als 50 mit öffentlicher Finanzhilfe saniert worden, für viele weitere gibt es Verträge. 3,6 Millionen Euro Fördermittel wurden ausbezahlt, die wiederum 30 bis 35 Millionen Euro private Investitionen auslösten.

Positive Entwicklung seit 2010

Die positive Entwicklung der letzten Jahre zeigt sich auch in dem kleinen Viertel entlang der Pfälzer Straße und der Franz-Schubert-Straße - bekannt auch als Klausvorstadt. Durch das Hochwasser 2013 ist das Viertel stärker ins Bewusstsein der Hallenser gerückt. Praktisch gibt es nur noch drei Gründerzeithäuser, die hier zwischen Saale und historischer Altstadt noch unsaniert sind. Im nächsten Jahr werden es zwei sein. (mz)