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Malen hilft in seelischer Not

06.01.2008, 16:43

Halle/Saalekreis/MZ/dfa. - Was die Mitglieder des vom "Landesverband der Angehörigen psychisch Kranker" organisierten Malzirkels zu Papier bringen, ist wohl fast immer mehr als nur einfaches Malen zum Zeitvertreib. Ihre Bilder spiegeln Sehnsüchte und Sinnsuche ebenso wie aufkommende Gefühle von Angst und Leere oder von Zerrissenheit wider. Selbstauskünfte scheinen die kleinen Kunstwerke zu sein - und ihre Entstehung ist zugleich Selbsttherapie. Malen, das ist hier nicht nur Hobby, sondern auch Hilfe in seelischer Not.

Genau diese Möglichkeit anzubieten war die Absicht von Zirkel-Initiatorin Karin Hanschke, die auch den zum Paritätischen Wohlfahrtsverband gehörenden Landesverband leitet. Der Zirkel besteht mittlerweile seit fünf Jahren. Zu ihm gehören etwa 20 Menschen mit sehr verschiedenen psychischen Erkrankungen aus Halle und der umliegenden Region. Angeleitet beim Malen werden sie von der Künstlerin Ingrid Domke, die einst Absolventin der halleschen Kunsthochschule Burg Giebichenstein war. In deren Räumen trifft sich die Gruppe auch regelmäßig. Was bei ihrer kontinuierlichen Arbeit herauskommt, das konnten die Hallenser kürzlich bei einer eindrucksvollen Ausstellung im Händelhaus sehen. Gewürdigt wurde die Schau von einem der besten mitteldeutschen Maler: Kein Geringerer als Uwe Pfeifer hielt bei der Vernissage die Rede.

Mit Präsentationen wie dieser warben und werben die Zirkel-Künstler auch um Verständnis für sich und andere Betroffene, die im Zuge ihrer Erkrankung oft ziemlich aus der Bahn geworfen werden, Beruf oder Familie (oder beides) verlieren, aber von ihrer Umwelt "nicht als verrückt abgestempelt" werden wollen. Der Malzirkel, der auch in diesem Jahr wieder um seine Finanzierung und damit um seine Existenz kämpfen muss, ist für seine Mitglieder deshalb fast so etwas wie eine Oase. Eine aus der Gruppe, Heidrun Ernst, spricht da wohl für alle: "Malen ist etwas ganz Besonderes. Wir fühlen uns dabei fast wohl."

Der Malzirkel des Landesverbands trifft sich zweimal pro Monat immer samstags im Kunsthochschulgebäude im Neuwerk 7. Interessenten sind jederzeit willkommen. Informationen und Anmeldung unter Tel. 0345 / 550 5594.