Mahnmal in Halle Mahnmal in Halle: Gedenken an Völkermord an Armeniern

Halle (Saale) - „Er ist ein Zeichen für die Ewigkeit“, sagt Harutyun Manukyan, Vorsitzender der armenischen Gemeinde Halle mit Blick auf den vor ihm liegenden Steinquader. Der zeigt ein erblühendes Kreuz, darüber thront Gott umgeben von seinen Engeln. Dieser Kreuzstein, im Armenischen „Chatschkar“ genannt, ist aber vielmehr als nur ein kunstvoll gearbeitetes christliches Symbol. Die entscheidende Botschaft steht auf dem Sockel: „Dieser Kreuzstein wurde zum Gedächtnis an die millionenfachen Opfer des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich errichtet.“
Als Mahnmal wird der Stein künftig gegenüber dem Landgericht Halle an die Hunderttausende Opfer des Völkermordes an den Armeniern zwischen 1915 und 1917 erinnern. Momentan lagert der Gedenkstein noch bei der armenischen Gemeinde in Ammendorf, Anfang Mai wird er dann aufgestellt. Dazu Manuykan: „Wir sind mit dem Standort sehr zufrieden. Die Stadt hat uns drei Varianten vorgeschlagen und wir haben uns bewusst für den Platz gegenüber dem Landgericht entschieden. Das Gericht hat für uns als Zeichen für Gerechtigkeit eine starke Symbolkraft.“ Mit der feierlichen Einweihung des Gedenksteins am 10. Mai wird ein jahrelanger Prozess abgeschlossen, der nicht ohne Probleme ablief.
2012 hatte die armenische Gemeinde gemeinsam mit der damaligen Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) die Errichtung eines Kreuzsteins in Halle vorgeschlagen, der an die Opfer des Völkermords erinnern sollte. Die Planung sah die Aufstellung für 2015 vor, da sich in diesem Jahr die Tragödie zum hundertsten Mal jährt. Der Stadtrat sprach sich seinerzeit für den Gedenkstein aus, störte sich aber zunächst an dem Begriff „Völkermord“. Stattdessen bevorzugte er die Formulierung „Vertreibungen und Massakern“ und folgte damit einer Resolution des Bundestags. Dieser hatte damals die entschärfte Begrifflichkeit mit Rücksicht auf die Beziehungen zur Türkei gewählt.
Die Türkei als Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches lehnt es bis heute ab, die systematische Vertreibung und Tötung der Armenier während des Ersten Weltkrieges als Völkermord zu bezeichnen. Den Massakern fielen bis zu 1,5 Millionen Menschen zum Opfer. Gestern hat der Bundestag erstmals jedoch das Massaker osmanischer Truppen an Armeniern vor 100 Jahren als Genozid verurteilt und damit die Eintrübung der Beziehungen Deutschlands zur Türkei riskiert.
In Halle geschah das bereits viel früher. Nach öffentlicher Kritik stimmte der Stadtrat im Dezember 2012 letztlich aber doch für einen Gedenkstein, auf dem deutlich von Völkermord gesprochen wird. In der armenischen Gemeinde freut man sich über das damalige Umdenken der Stadt. „Der Kreuzstein ist wichtig für unsere armenische Gemeinde. Wir sind froh, dass es nach den anfänglichen Problemen doch noch mit der Formulierung ‚Völkermord‘ geklappt hat“ sagt der Gemeindevorsitzende Manukyan. (mz)