Luft-Skulpturen Luft-Skulpturen: Markt bald voller Geigen?
Halle/MZ. - Wenn Friedhelm Winkel gefragt wird, was er beruflich macht, dann antwortet er manchmal scherzhaft "Luftnummern". So ganz falsch ist diese Auskunft nicht - schließlich verdient der 52 Jahre alte Mann sein Geld hauptsächlich mit Luft-Skulpturen, also großen, aufblasbaren Figuren wie dem Salzfest-Maskottchen "Schorschi" sowie mit dem Drachenbau und mit Drachenfesten.
Diese Luft-Skulpturen könnten in Zukunft die Händelfestspiele oder das Laternenfest noch anziehender machen. Winkel hat sich darüber Gedanken gemacht. Denn die Dekoration des Marktplatzes zu den Händel-Festspielen hat ihm bislang nicht gefallen. Und er möchte, dass im Veranstaltungskalender von Halle wieder ein Drachenfest steht, wie es bis 1995 der Fall war.
Doch zurück zu den Luft-Skulpturen. Konkret will Winkel den "Kopf" der Straßenlaternen rund um den Markt mit diesen Figuren aus buntem Nylongewebe verkleiden. Die könnten die Form von Musik-Instrumenten - Geigen zum Beispiel - haben. "Diese Verhüllungen würden abends gut aussehen, weil die Skulpturen von innen beleuchtet werden", erzählt Winkel, der seine Idee beim Patentamt in München angemeldet hat.
Zum Laternenfest könnten es dann Lampions sein, die dem Markt und anderen Flecken der Stadt ein besonderes Flair geben, so Winkel. Denkbar wäre auch ein Wettbewerb unter Händlern und Firmen um die beste Idee für einen Lampion. Dem versierten Handwerker wird so schnell nicht die Puste ausgehen, selbst die ausgefallenste Idee umzusetzen.
Bliebe noch die Kostenfrage zu klären. Angesichts leerer Kassen will Winkel die erste Luft-Skulptur zur Probe kostenlos anfertigen; die Stadt müsste ihm nur eine Lampe zur Verfügung stellen. Nach Angaben von Ria Steppan vom Presseamt ist die Oberbürgermeisterin recht angetan von der Idee.
Eine jetzt erfolgte Gesprächs-Zusage aus dem Rathaus hätte Friedhelm Winkel auch gern in einer anderen Sache. Sieben Jahre lang, von 1989 bis 1995, hat er das Drachenfest auf der Galopprennbahn organisiert - anfangs mit dem Drachenklub-Verein, später allein. Bis zu 14 000 Zuschauer kamen an einem einzigen Tag dorthin. Als die Stadt 1994 das Salzfest genau auf den Drachenfest-Termin legte, war Winkel sauer. Glaubte aber den Versprechungen, dass dies ein einmaliger "Ausrutscher" gewesen sei. "1995 passierte dann aber dasselbe", so Winkel, "und da habe ich den Krempel hingeschmissen."
Seitdem tourt der Mann, ein gelernter Schlosser und Maschinenbau-Ingenieur, durch ganz Deutschland mit Programmen, in denen die Drachen im Mittelpunkt stehen. Mal stellt er seine kunstvollen Riesen-Drachen aus, mal lässt er sie mit oder vor Publikum fliegen. Einmal hat er sogar einen Weltrekord geschafft und mit Schulklassen aus Berlin in zehn Stunden 5 888 Drachen gebaut - am Fließband, wie er erzählt.
Und immer seien Drachen Attraktionen, die Tausende Besucher anziehen. Berlin zum Beispiel habe sich die hallesche Drachenfest-Idee abgeguckt. Nur in Halle fliegen die bunten Fabelwesen nicht mehr. Ein vor vielen Jahren gegebenes Versprechen von einem Kulturamts-Mitarbeiter sei nie eingelöst worden, so Winkel. "Ich warte heute noch auf ein Gespräch." Denn Lust, auch in Halle wieder aktiv zu werden, hat der geschickte Bastler schon lange. Allerdings würde er heute nicht mehr die komplette Veranstaltung ausrichten. "Da müsste sich schon die Stadt den Hut aufsetzen." Über alles andere, so sagt er, könne man reden. Und genau dazu ist er nun ins Rathaus eingeladen.