Louise Nowitzki Louise Nowitzki: Debüt auf der halleschen Puppenbühne

Halle (Saale) - Nach den Proben sitzt Louise Nowitzki, die 2010 ans hallesche Kinder- und Jugendtheater kam, meist nicht mehr mit den Kollegen vom Thalia Theater zusammen, sondern eher bei denen vom Puppentheater. Ihre Garderobe hat sie neuerdings auch nicht mehr oben bei den Thalia-Schauspielern, sondern unten. Und einen wesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit verbringt sie in der Puppenwerkstatt. Wer bei dieser Aufzählung aber denkt, da hätte es irgendwelche Streitereien gegeben, der irrt gewaltig. Louise Nowitzki ist vielmehr einen wesentlichen Schritt in ihrer Entwicklung am Theater gegangen. Sie ist zur neuen Spielzeit ans Puppentheater gewechselt und ist dort nun Puppenbauerin.
Mit dem Bau von Figuren begann die heute 33-Jährige vor mehr als zweieinhalb Jahren. Sie schaute einem Puppenbauer in Berlin über die Schulter und fertigte anschließend eine Probepuppe an, die - da sie beim Entstehungsprozess wegen der Augenpartie immer mal wieder in den Taschenspiegel geschaut hatte - ihr selbst sehr ähnlich sah. Ihr erster Auftrag fürs Puppentheater Halle war dann der Bau von fünf Puppen für das Stück „Der seltsame Fall des Doktor E.T.A Hoffmann“.
Neuland Puppenbau
Mit dem Puppenbau betrat Louise Nowitzki, die ihr Schauspielstudium an der Theaterhochschule in Rostock absolviert hatte, allerdings nicht völliges Neuland. Bevor sie die Schauspielerei für sich entdeckt und zum Beruf machen wollte, hatte sie drei Jahre Bildhauerei an der Dresdner Kunsthochschule studiert.
Das Angebot, zur Spielzeit 2015/16 vom Thalia ans Puppentheater zu wechseln, bekam sie von Puppentheater-Chef Christoph Werner, schließlich hatte sie nach den Puppen für das E.T.A.Hoffmann-Stück auch je eine für die Stücke „Der Besuch der alten Dame“ und „Madam Bovary“ angefertigt. „Aber ich stehe auch gern auf der Bühne. Ich muss spielen“, betont sie. Deshalb baut sie nicht nur Puppen, sondern spielt auch in den Stücken mit, und zwar in denen, für die sie die Puppen gebaut hat.
So ist die Inszenierung „Liebe in den Zeiten der Cholera“, die am Donnerstag erstmals im Puppentheater zu sehen ist, eine ganz besondere Premiere für Louise Nowitzki: Erstmals muss sie auf der Bühne auch Puppen führen. „Ich habe einen Heidenrespekt davor“, gibt sie zu. So habe sie sich ganz vorsichtig an die für sie neue Theaterform herangetastet, erst nur vorsichtig die Füße einer Puppe gesetzt, dann die zweite Hand gespielt und schließlich auch den Kopf. Große Unterstützung habe sie von den Puppenspieler-Kollegen bekommen, die ihr beispielsweise sagten, ob die von ihr geführte Puppe auch richtig guckt.
Offene Spielweise
Da am halleschen Puppentheater vorwiegend in offener Spielweise gespielt wird, bei der die Puppenspieler auch auf der Bühne zu sehen sind, sei das schon ein wenig wie beim Schauspiel. „Doch es ist auch ganz anders“, meint sie. Als Schauspieler agiere man selbst, bewege sich, drücke sich mit Mimik und Gestik aus. Doch als Puppenspieler müsse man das alles auf die Puppe übertragen, so dass diese glaubhaft agiert.
Christoph Werner hat die Fassung des vom kolumbianischen Literaturnobelpreisträger Gabriel Garcia Márquez geschriebenen Romans „Liebe in den Zeiten der Cholera“ fürs Puppentheater erstellt. Dabei hat er überlegt, in welchen Rollen Puppen agieren sollen und welche schauspielerisch umgesetzt werden. „Ich habe Puppen vom Liebespaar Fermina Daza und Florentino Ariza gebaut, und zwar in zwei Varianten, einmal als junges Paar und einmal als altes“, erzählt Louise Nowitzki. Von ihr stammen vor allem die Köpfe. Bei der Anfertigung der Puppenkörper habe sie Hilfe bekommen von Lili Laube, einer jungen Theaterplastikerin aus Dresden.
Und noch etwas Neues gibt es in der beruflichen Laufbahn von Louise Nowitzki. Sie unterrichtet ab sofort als Dozentin an der Theaterhochschule in Rostock, an der sie einst selbst Schauspielschülerin war. In ihrem Blockseminar geht es um das Thema Maskenbau.
Übrigens geht Louise Nowitzki dem Thalia-Theater nicht gänzlich verloren. In mehreren Stücken wie „Das Katzenhaus“, „Fressen, lieben, kotzen“ oder „Wir alle für immer zusammen“ ist sie nach wie vor als Schauspielerin zu sehen.