Lichtspieltheater in Neustadt Lichtspieltheater in Neustadt: Vorhang fällt für Kinopolis
Halle/MZ. - Mit einem Fest ist der Neustädter Filmpalast Kinopolis erst vor knapp einem Jahr eingeweiht worden. Nun schließt das Multiplex-Kino mit acht Sälen und 1 655 Plätzen im Neustadt-Centrum. Am 27. Februar läuft dort der letzte Film, wie Wolf-Dietrich von Verschuer, Geschäftsführer der Kinopolis-Gruppe, auf MZ-Anfrage bestätigte. Die Investoren des Neustadt-Centrums sind derweil optimistisch, bald einen neuen Kino-Betreiber zu finden. Das würde Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) begrüßen. Auf keinen Fall dürften neue Einzelhandelsflächen entstehen, sagte sie.
Nach den Worten von Verschuer könne sein Unternehmen die hohen Betriebsverluste nicht mehr länger tragen. Es sei eine Summe von rund 500 000 Euro aufgelaufen. "Damit übertrifft die Miete die Umsätze des Kinos." Um nicht das gesamte Unternehmen zu gefährden, sei die Schließung unabwendbar. Die Kinopolis-Gruppe ist eine Tochter der Kinowelt Medien AG München. Der Mutter-Konzern steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Doch das, so Verschuer, habe nichts mit Neustadt zu tun.
Vielmehr sei Halle samt Umland zu klein, um zwei Multiplex-Kinos zu verkraften. Auf die Frage, ob man dies nicht schon vor der Eröffnung hätten wissen können, sagte er, dass man im Nachhinein immer klüger sei. "Wir hatten gedacht, mit viel Engagement genügend Besucher anlocken zu können." Das sei ein Trugschluss gewesen.
Die Kinopolis-Gruppe war der dritte Betreiber, nachdem der US-amerikanische Großkonzern Warner und die australische Betreibergesellschaft Village Roadshow ihre Verträge aufgelöst hatten. Für die 30 Kinopolis-Mitarbeiter gibt es einen Sozialplan. Nach Verschuers Angaben gehören zur Kinopolis-Gruppe noch neun von einstmals 18 Großkinos. Sie sollen noch im Februar verkauft werden.
Wie geht es weiter? Beim Mitinvestor, der Hochtief Projektentwicklungs-GmbH Essen, ist man offenbar optimistisch, einen neuen Betreiber zu finden: "In Neustadt wird es bald wieder ein Kino geben", sagte Pressesprecher Oliver Stumm. In welcher Größe, ließ er offen; auch einen Zeitpunkt nannte er nicht. Kinopolis wäre vermutlich froh, aus den langjährigen Verträgen rasch herauskommen.
Nach Ansicht von Oberbürgermeisterin Häußler ist es gut, wenn die Flächen bald wieder genutzt würden. Es dürften dort aber nicht noch mehr Läden öffnen. "Das würde der Entwicklung des Handels in Halle entgegenstehen." Schon vor dem Bau des Neustadt-Centrums, zu dem Kinopolis gehört, gab es große Debatten um die vom Bauherren vorgesehenen Einzelhandelsflächen. Vor allem Händler in der Innenstadt hoben warnend die Stimme. Durch einen Stadtratsbeschluss wurde die Verkaufsfläche im Neustadt-Centrum schließlich auf 14 400 Quadratmeter begrenzt.
Im Cinemaxx im Charlottencenter hofft der stellvertretende Theaterleiter Stephan Dreyer nun, die Besucherzahlen steigern zu können. "Wir hatten seit der Kinopolis-Eröffnung ein Drittel weniger Gäste."