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Lebensretter aus Halle Lebensretter aus Halle: «Die Haare wachsen wieder»

Von Heidi Pohle 23.04.2004, 16:02

Halle/MZ. - "Ich war überwältigt - ein Fremder gibt mir die Chance auf ein neues Leben." Dieser Satz steht im Brief eines jungen Mannes, der Leukämie hatte und durch eine Stammzellen-Spende wieder gesund wurde. Bestimmt war der Brief für Alexander Tscherenkov. Der 47-Jährige arbeitet in der MZ-Druckerei und hatte sich vor gut einem Jahr Stammzellen aus seinem Blut filtern lassen. Schon wenige Wochen später hielt er den Brief in der Hand, im Dezember eine Karte.

Da wusste der aus Estland stammende Tscherenkov, der seit fast 20 Jahren in Halle wohnt: der Mann, in den neuen Bundesländern zu Hause, hat die heimtückische Krankheit besiegt. "Wir sind sozusagen Blutsbrüder", sagt Tscherenkov und lächelt. Freude und ein klein wenig Stolz klingen dabei an; große Worte sind seine Sache nicht. Aber erneut spenden, das würde er jederzeit. Und vielleicht lernt er ja den jungen Mann einmal kennen. Möglich ist das frühestens nach zwei Jahren, wenn der Empfänger es wünscht. Bis dahin laufen die Briefe anonym über die Datenbank.

Auch Katrin Kaltenborn hat Post bekommen. Ein Mann aus den USA bedankt sich in seinem ersten Brief überglücklich bei ihr, dass er nun noch viele Jahre mit seiner Familie, zu der zwei Töchter gehören, verbringen kann. "Im zweiten Brief schreibt er, dass es ihm sehr gut geht und auch die Haare wieder wachsen", erzählt die 37-jährige Turn-Trainerin beim Landesleistungszentrum vom SV Halle.

Die Frau, selbst Mutter von zwei kleinen Mädchen, hat keine Stammzellen gespendet, die ähnlich einer Dialyse ambulant entnommen werden, sondern Knochenmark. Etwa 400 Milliliter wurden ihr vor anderthalb Jahren in der Klinik unter Narkose aus dem Beckenkamm entnommen. Ein paar Tage brauchte ihr Körper, um sich davon zu erholen. Trotzdem hat sie nie gezögert, auch deshalb nicht, weil Freunde von ihr an Krebs gestorben sind. Wenn sie nicht gespendet hätte, wer weiß, ob der Mann noch leben würde.

Doch nicht nur die Spende ist überlebenswichtig, sondern auch ein sicherer Transport, wie Dr. Helga Peschke, Leiterin des Uni-Blutspendedienstes, sagt: "Da wird ein richtiger Schlachtplan entworfen, um die kostbare Fracht sicher zum Empfänger zu bringen." Ist der Patient einmal vorbereitet, zum Beispiel durch Chemotherapie, muss er die Stammzellen oder das Knochenmark erhalten, sonst stirbt er.

Deshalb holt stets ein Arzt aus der Klinik des Patienten die Spende ab, bei Katrin Kaltenborn ein Arzt aus Massachusetts. Minutiös hatte er den Rückweg in die USA geplant - nur maximal 72 Stunden können die Zellen in Spezialbehältern frisch gehalten werden. Eingefroren werden sie nicht, um eine optimale Wirkung zu erzielen.

Wer spenden möchte - der Uni-Blutspendedienst ist über 0345 / 12 12 111 erreichbar.