Laternenfest 2010 Laternenfest 2010: Mehr feucht als fröhlich

Halle (Saale)/MZ. - Resultat: rund ein Drittel weniger Besucher als im Vorjahr. Etwa 75 000 Gäste dürften wohl zwischen Ziegelwiese und Giebichenstein entlang der Saale unterwegs gewesen sein, schätzte am Sonntag zur ersten Bilanz der Leiter des Kulturbüros, Detlef Stallbaum: "Wir haben in diesen Tagen die wilde Saale kennen gelernt."
Größtes Problem: Die Ziegelwiese hatte sich aufgrund des Regens quasi in einen Acker verwandelt. Lieferfahrzeuge hinterließen tiefe Furchen. Bereits am Freitag zog die Reservistenkameradschaft der Bundeswehr ein Dutzend Fahrzeuge aus dem Schlamm.
Keine Freude bei Gastronomen
So wateten die Gäste teilweise knöcheltief im Dreck. "Fast wie Woodstock", meinte ein Konzert-Besucher. Gerade vor den Bühnen musste man "ganz neue Gehmethoden entwickeln", wie Jürgen Reichardt vom Kulturbüro ironisch anmerkte. Die Bundeswehr-Reservisten halfen mit 500 Säcken Rindenmulch aus. Einige Buden waren dennoch kaum zu erreichen.
Entsprechend schlecht verlief das Fest aus Sicht der Gastronomen. Man sei "weit unter den Umsätzen" der Vorjahre geblieben, sagten Stephan Rammelt und Alexander Mohr von der ESG Getränkevertriebs GmbH: "Da ist keine Freude aufgekommen." Aufgrund der gesperrten Brücke an der Eissporthalle seien zudem deutlich weniger Besucher aus Richtung Neustadt gekommen. "Sehr unglücklich", befand Alexander Mohr. Zumindest dieses Problem, sagte Kulturbüro-Chef Stallbaum, werde es beim nächsten Laternenfest nicht mehr geben.
Insgesamt ist man aber wohl sogar noch glimpflich davongekommen: Sonntagmittag musste beispielsweise die Pontonbrücke gesperrt werden, weil sie von der Saale überspült wurde. Wäre ein solcher Schritt bereits am besucherstarken Samstag nötig gewesen, hätte es am Übergang vom Riveufer zur Ziegelwiese gewiss Probleme gegeben.
Froh waren die Veranstalter, nach dem Saaleschwimmen nicht auch das Fischerstechen wegen Hochwassers absagen zu müssen. Kurzfristig ausgefallen sind dagegen das Drachenboot- und das Seifenkisten-Rennen.
Lob für Kulturmeile und Feuerwerk
Trotz aller Probleme zog Stallbaum ein positives Fazit. Vor allem die Kunst- und Kulturmeile am Riveufer wurde gut angenommen. Viel Publikum lockte die Staatskapelle am Samstagabend in den Amselgrund - Dirigent Kay Stromberg bemerkte ironisch, mit dem Auftaktstück habe man wohl die richtige Wahl getroffen: Unmittelbar nach der Ouvertüre von Verdis Oper "Macht des Schicksal" begann es, wieder mal, zu regnen.
Tausende harrten dennoch aus - und wurden mit dem prächtigsten Feuerwerk belohnt, das es zum Laternenfest seit Jahren gegeben hatte. Abgeschossen wurde es diesmal auch von der Oberburg aus. Das Lob darf sich der Wettiner Feuerwerker Mark Schmidt - auch bekannt als Bomben-Schmidt - an die Brust heften.