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Langohren als Namensgeber

Von Heidi Jürgens 06.04.2007, 16:51

Halle/MZ. - Zum Beispiel am Hasenberg im Paulusviertel - ehemals eine kahle, mit Gras bewachsene Erhebung, auf der sich möglicherweise Fuchs und Hase gute Nacht sagten. Am 22. Oktober 1900, dem Geburtstag der Kaiserin Auguste Victoria, wurde der Grundstein für die Pauluskirche auf dem Hasenberg gelegt. Im Zuge des Kirchenbaus büßte dieser etwas an Höhe ein - zur Verbreiterung des Baugeländes musste die Kuppe abgetragen werden. Im September 1903 wurde das Gotteshaus geweiht - in Anwesenheit der Kaiserin, die ihrerseits 25 000 Mark zur Errichtung des 343 000 Mark teuren Gebäudes beisteuerte. Der Kaiser war auch angereist - blieb jedoch, wie im Stadtarchiv nachzulesen ist, in der Kutsche sitzen. Der Grund: Er soll geschworen haben, halleschen Boden nicht mehr zu betreten, weil er sich einst über die Hallenser geärgert hatte.

Und Hasen? Früher soll es welche gegeben haben, heute sind sie eher rar. Allerdings kann es schon vorkommen, dass Kinder ihr Zwergkaninchen mal ein bisschen weiden lassen. Und in der Osterzeit schaut auch der Osterhase ab und an vorbei, auch mal vorfristig. So wie am Dienstag, als die Mädchen und Jungen der Sonnenblumengruppe aus der Kita Georg-Friedrich-Händel Osterkörbchen fanden - mit Schokoladenhasen.

Im Hasenweg, der von der Damaschkestraße abzweigt, wohnt das Ehepaar Franke schon seit mehr als 30 Jahren. Gibt es hier Hasen? "Ich habe schon welche gesehen", sagt Manfred Franke. "Aber das ist schon Jahre her." In der kleinen Siedlung aus "Scholle-Häusern", meist erbaut in den 20er Jahren, geht es beschaulich zu. Früher gab es an der Ecke zur Damaschkestraße noch Läden: Milkes Einkaufs-Eck, eine Drogerie und einen Friseur - direkt im Hasenweg auch eine Hutmacherei und eine kleine Firma für Pelz- und Lederbekleidung. All das ist Vergangenheit. Heute kauft man gegenüber bei Rewe in der Damaschkestraße ein - auch Ostereier und Schoko-Hasen.

Allerdings: Elke und Erich Schumann, die im Hasenweg seit 42 Jahren leben, sehen ab und zu auch lebendige Langohren - Kaninchen. "Die sind weiß und gehören in die Nachbarschaft", sagt Elke Schumann. "Manchmal hoppeln sie durch die Gärten - aber sie finden immer wieder allein zurück."

Um den Hasenwinkel in Seeben zu finden, muss man ein bisschen suchen. Am Ortsrand in Richtung Sennewitz, links der Sennewitzer Landstraße, erstreckt sich ein Neubau-Areal, dessen verwinkelte Straße den Hasen als Namenspatron erhielt. "Vor neun Jahren ist das alles hier entstanden", erzählt Hans-Joachim Kindermann, der seinerzeit hierher umgezogen ist. Vorher hat er übrigens ganz in der Nähe des Hasenweges gewohnt - im Finkenweg. Die Frage, wie es im Hasenwinkel mit Hasen aussieht, beantwortet er so: "Die habe ich noch nicht hier gesehen, Rehe aber umso mehr. Ansonsten leben nach Kindermanns Erfahrung noch eine Reihe von Hunden und Katzen im Hasenwinkel.

Und doch: Es gibt auch hier einen Hasen, einen riesigen - menschengroß. Er ist Blickfang vorm Haus der Familie Miklejewski. Selbst gemacht? "Nein, leider nur gekauft", sagt Anja Miklejewski, die im Gegensatz zu Hans-Joachim Kindermann auch schon lebende Hasen in der Gegend gesehen hat - beim Joggen durch Wald und Flur. Den Kindern Maja (4) und Nastasja (2) ist dies allerdings noch nicht beschieden gewesen. Und so freuen sie sich ganz besonders über den großen Eier-Bringer an der Haustür, von dem sie hoffen, dass er möglichst viele verstecken wird.