L 145 L 145: Gefährlicher Weg zur Kita

nehlitz/wallwitz/MZ - Anne und Frank Hoffmann aus Nehlitz (Gemeinde Petersberg) sind sauer. Und zwar auf Ulli Leipnitz. Der nämlich vernachlässigt - zumindest in ihren Augen - seine Aufgaben als Bürgermeister der Einheitsgemeinde Petersberg. Der aber hat eine andere Sicht auf die Dinge. Das Ehepaar lebt gemeinsam mit Töchterchen Julia in einem Einfamilienhaus in Nehlitz. Eigentlich könnte alles so schön sein, wäre da nicht der tägliche Weg bis zur Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“ im benachbarten Wallwitz. Denn der gleicht einer Odyssee.
In Nehlitz ist die Welt noch in Ordnung – zumindest so lange, wie Frank Hoffmann den Kinderwagen seiner 20 Monate alten Tochter über den Asphalt der beschaulichen Dorfstraßen schieben kann. Dann jedoch kreuzt die L 145 ihren Weg. Und den muss die Familie nun nehmen. Kaum haben die Hoffmanns das Ortsschild passiert, rauscht ein Auto nach dem anderen an ihnen vorbei. „Das ist der offizielle Weg“, sagt der Familienvater. Er schiebt den Kinderwagen einen Hügel hinauf – die zwei linken Räder auf der Straße, die zwei rechten zwischen Beton und Straßengrün.
Frank Hoffmann schüttelt den Kopf. Wie kann ihnen Ulli Leipnitz nur diesen Weg empfehlen? Es wird noch schlimmer. Die Straße macht eine leichte Linkskurve. Und die reicht aus, um entgegenkommenden Autofahrern für einen Moment die Sicht auf die Familie zu nehmen. Es sind riskante 500 Meter, die die Hoffmanns an der Straße entlanggehen müssen. Die Familie biegt auf die Westewitzer Straße ab - ein gefährliches Pflaster: Der Kinderwagen holpert über die Natursteine. Die kleine Julia wird ganz schön durchgeschüttelt. „Das ist doch kein Zustand“, sagt Frank Hoffmann und schimpft. Nach einer halben Stunde ist die Familie in der Kita angekommen.
Natürlich könnte Frank Hoffmann seine Tochter auch mit dem Auto in die Kita bringen. Das würde gerade mal sechs Minuten dauern. Um Sprit zu sparen und etwas für die Umwelt zu tun, lassen die Hoffmanns ihren Pkw aber so oft es geht stehen. Es gibt noch eine andere Möglichkeit: Mit dem Bus könnte die Familie von Nehlitz bis nach Teicha fahren und von dort aus mit dem Zug bis nach Wallwitz. Das dauert eine Stunde. Eigentlich könnte alles ganz einfach sein: Ein Trampelpfad verbindet Nehlitz mit Wallwitz. In 25 Minuten wären die Hoffmanns so am Ziel. Es ist zwar kein offizieller Weg, da das Gelände einem Privatmann gehört. Beschwert hat sich der Eigentümer über die Fußgänger und Radfahrer, die den Pfad nutzen, bisher aber noch nicht.
Seit Monaten setzen sich Anne und Frank Hoffmann dafür ein, dass der Weg ausgebaut wird. Unebenheiten und Unkraut machen ihn an einigen Stellen schwer begehbar. Mehrfach hat sich der Familienvater bereits an den Bürgermeister gewandt. Doch dem sind die Hände gebunden. „So schnell geht das nicht“, sagt Ulli Leipnitz. Der Trampelpfad könne nicht von heute auf morgen ausgebaut werden. Zunächst einmal müsste die Gemeinde den Weg kaufen. Dafür ist aber kein Geld da. Ob es Unterstützung vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten gibt, ist fraglich.
In den vergangenen Jahren hat die Gemeinde schon einiges investiert, um Ortsteile über ausgebaute Wege miteinander zu verbinden. „Wir können aber nicht alles auf einmal machen“, sagt Leipnitz. Der Vorschlag der Hoffmanns soll berücksichtigt werden. Letztlich entscheidet aber der Ortschaftsrat über den Ausbau.