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Kuratorium Altes Rathaus Kuratorium Altes Rathaus: Ruf nach Ratswaage kurz vor Baubeginn

Von Heidi Pohle 06.02.2002, 18:40

Halle/MZ. - Ginge es nach dem Willen des Vereins Kuratorium Altes Rathaus, würde das neue Kaufhofgebäude auf dem Markt "in seiner äußeren Form und Größe" der Ratswaage gleichen, die dort gestanden hatte. Um dies zu erreichen, hat der Verein ein Bürgerbegehren gestartet. Die Stadt macht den Initiatoren keine Hoffnung auf Erfolg. Mitte April soll bereits Baubeginn sein.

Die Mitglieder des Vereins befürchten, dass durch das moderne Gebäude in der Nordost-Ecke des Platzes der Denkmalbereich Markt "großen Schaden nehmen könnte und das Marktensemble empfindlich gestört würde". Sie plädieren deshalb dafür, die Hülle des Kaufhofbaus nach der Alten Waage zu gestalten. Zumal das Originalportal des historischen Gebäudes erhalten geblieben sei. Es soll in die Fassade eingefügt werden.

Die Ratswaage, gebaut Mitte des 16. Jahrhunderts, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, so dass sie wenige Jahre später abgerissen werden musste. Sie war der erste Sitz der Universität. Das Gebäude könnte, so wird in dem Bürgerbegehren argumentiert, mit dem Alten Rathaus, das der Verein ebenfalls wieder aufbauen will, "das historisch bedeutsame Gesicht des Marktplatzes prägen".

Auf die Frage, warum der Verein erst jetzt, kurz vor Baubeginn, dieses Bürgerbegehren startet, sagte Wolfgang Altrichter, ein Gründungsmitglied des Kuratoriums, dass man erst im Zuge der Bemühungen um das Alte Rathaus darauf gekommen sei. "Das Kuratorium gibt es erst seit dem Jahre 2000." Daraus habe sich dann die Idee mit dem Bürgerbegehren entwickelt. Er hofft trotz der Kürze der verbleibenden Zeit auf einen positiven Ausgang. "Schon am ersten Tag haben sich rund 100 Leute auf dem Markt in die Listen eingetragen, weil sie auch der Meinung sind, dass ein modernes Gebäude den Markt verschandelt", sagte er.

Die Stadt hat dazu eine andere Meinung. Nach den Worten von Pressesprecher Dirk Furchert liege eine rechtskräftige Baugenehmigung vor. "Und die wiegt schwerer als ein Bürgerbegehren", sagte er. Die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Elisabeth Merk, verwies auf die Debatten, die es im Vorfeld um die Bebauung der Nordost-Ecke gegeben habe. "Viele Kritikpunkte sind in den jetzigen Entwurf eingeflossen, es ist viel verändert worden auf Anregung von Gremien und Institutionen wie zum Beispiel dem Denkmalschutz. Auch die Öffentlichkeit ist einbezogen worden." Deshalb bestehe eine gewisse Verpflichtung, nun bei diesem Entwurf zu bleiben.

Nach ihren Angaben sei im Planungsausschuss auch eine historisierende Version vorgestellt worden. Die sei jedoch recht schnell sowohl vom Planungsausschuss als auch von der Gestaltungskommission abgelehnt worden - Nutzung und Hülle hätten nicht zusammen gepasst, so das Hauptargument.

Wolfgang Conrad, Projekt-Koordinator des Investors Frankonia, der den Neubau errichtet, zeigte sich überrascht von dem Bürgerbegehren. Er machte ebenfalls darauf aufmerksam, dass die der Ratswaage ähnliche Variante einst abgelehnt worden sei. "Nun ist nichts mehr zurückzudrehen." Mitte April werde mit dem Bau begonnen. Er schlug dem Verein jedoch vor, mit ihm in Kontakt zu treten.

Listen zum Bürgerbegehren liegen am Roten Turm in dieser und der nächsten Woche dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr aus. Unter anderem in Ammendorf, Trotha und Reideburg kann man in verschiedenen Geschäften unterschreiben, in Neustadt in einigen Kaufhallen.