Kunstmuseum Moritzburg Kunstmuseum Moritzburg in Halle Saale: Abschied von der "Brücke"

Halle (Saale) - Abschied nach 15 Jahren: Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle und der Würzburger Kunstsammler Hermann Gerlinger werden künftig getrennte Wege gehen. Gerlingers Leihgabe von Werken vorwiegend der Künstlergruppe „Brücke“ wird im gegenseitigen Einvernehmen nach dem 30. April 2017 nicht mehr in Halle gezeigt werden, die Werke werden Halle verlassen. Das teilten die für das in Halle ansässige Landeskunstmuseum zuständige Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt und die Leitung der Moritzburg mit.
Der Sammler Hermann Gerlinger bestätigte der „Mitteldeutschen Zeitung“ am Freitag die einvernehmliche Trennung von der Moritzburg zum kommenden Frühjahr. Es habe einen Leihvertrag auf Dauer mit einer Ausstiegsklausel gegeben - diese sei für den Fall eines triftigen Grundes verabredet worden, der nun vorliege. Näheres wollte Gerlinger dazu nicht sagen, auch zur Zukunft seiner Sammlung nicht: „Das steht im Moment gar nicht zur Debatte“, sagte er.
Differenzen über Gesamtkonzept: Darum zieht sich Kunsammler Hermann Gerlinger aus Halle (Saale) zurück
Damit wird die Sonderausstellung „Die ,Brücke‘-Maler und die Inspiration des Fremden“, die am Sonnabend eröffnet und ab Sonntag bis zum 29. Januar gezeigt werden wird, den Schlusspunkt der Kooperation der Moritzburg mit dem Unternehmer und Kunstfreund Gerlinger sein.
Als Grund für die Trennung von der bedeutenden Kunstsammlung gab Christian Philipsen, der Generaldirektor der Stiftung Dome und Schlösser, unterschiedliche Auffassungen des Museums und dem Sammler an, wie dessen Kunstwerke in das Gesamtkonzept des Museums einzubinden wären.
Insbesondere Forderungen Gerlingers, die über den Leihvertrag hinausgingen, hätten nach längeren, letztlich aber nicht zu einem Einlenken des Sammlers führenden Diskussionen diesen Ausgang als geboten erscheinen lassen, sagte Philipsen der „Mitteldeutschen Zeitung“. Er bedaure dies zutiefst, sehe aber keine Chance für eine fruchtbare Zusammenarbeit mehr. Die weitgehenden Forderungen des Sammlers gegenüber dem Kunstmuseum hätten das Haus sehr stark gebunden.
Gerlinger und seine Kunstsammlung „Die Brücke“ verlassen Halle Saale: Unstimmigkeiten über Selbstporträt von Karl Schmidt-Rottluff
Thomas Bauer-Friedrich, der Direktor des Kunstmuseums Moritzburg, betonte, er habe bereits bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass sein Haus bei aller großen Wertschätzung der Leihgabe eben das Landeskunstmuseum, nicht das Museum Gerlinger sei.
Zuletzt gab es eine weitere Unstimmigkeit, die die Trennung offensichtlich beschleunigt hat. Dabei geht es um den ungeklärten Verbleib einer kleinformatigen Zeichnung, ein Selbstporträt von Karl Schmidt-Rottluff. Gerlinger hatte im April die Rückgabe des Bildes gefordert, das nach Auffassung der Moritzburg aber bereits zurückgegeben worden war.
Im Kunstmuseum jedenfalls befindet es sich nicht mehr, dem Sammler ist Philipsen zufolge der Versicherungswert erstattet worden. Unabhängig davon haben in der Moritzburg Recherchen stattgefunden, die jedoch zu keinem Ergebnis geführt hätten, wie es heißt. Vorsorglich wurde bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet.
Trennung zwischen Moritzburg und Gerlingers Sammlung nicht überraschend
Ganz überraschend kommt die Trennung der Moritzburg von der Sammlung Gerlinger indes nicht, seit Jahren hat es gerade unter den Kunstfreunden Diskussionen darüber gegeben, inwieweit die herausgehobene dauerhafte Präsentation und die Sonderausstellungen die Moritzburg in ihrer Museumsarbeit einschränken.
Im Jahr 2001 hatte die zuvor auf Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein bewahrte „Brücke“-Sammlung von Hermann Gerlinger, die zu den bedeutenden deutschen Privatsammlungen gezählt wird, in der Moritzburg ihr Domizil gefunden, drei Jahre später wurde sie dauerhaft an das Haus gebunden. Sie ist den Künstlern gewidmet, die sich von 1905 bis 1913 zur Künstlergruppe „Brücke“ zusammenfanden, darunter Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Fritz Bleyl, Max Pechstein und Otto Mueller.
Abzug von Hermann Gerlinger in Halle (Saale): So geht es ohne ihn in der Moritzburg weiter
Der Vertrag der Moritzburg mit Gerlinger sah der Stiftung Dome und Schlösser zufolge die dauerhafte Ausstellung der Gemälde sowie alle zwei Jahre eine thematische Sonderschau vor. Tatsächlich seien es aber auf Wunsch des Sammlers jährlich bis zu drei zusätzliche Präsentationen gewesen. Dies sei zu einer Belastung des Museum geworden.
Nach dem Abzug von Gerlingers Bildern setzt der Direktor des Kunstmuseums Moritzburg, Thomas Bauer-Friedrich , auf eine großzügigere Präsentation der „eigenen, starken Sammlung zur Klassischen Moderne“ und auf Sonderausstellungen wie „Die Magie des Augenblicks“ in diesem Jahr. Insgesamt sieht der Direktor sein Haus auf Erfolgskurs, bis Ende Oktober wurden bereits 67.000 Besucher gezählt - rund 20.000 mehr als im gesamten vergangenen Jahr. (MZ)

