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Kunst Kunst: Sauerbrunnen in Brennerei abgefüllt

Von Daniela Kainz 30.11.2001, 18:31

Krosigk/MZ. - 53 Zentimeter steht das Wahrzeichen der Saalkreisgemeinde außer Lot. Fachleute sicherten den Turm in diesem Jahr, nachdem sich Luftblasen in der Mauer gebildet hatten.

Das Bauwerk hat seine alte Standfestigkeit wieder, oder bewegt sich das Gestein doch schon wieder? Bürgermeisterin Monika Geier (CDU) will den Turm lieber noch einmal unter die Lupe nehmen lassen. Das geschäftige Treiben rund um den historischen Dorfmittelpunkt deutet indes auf die nahende Weihnachtszeit hin.

Ein Mann bringt gerade die Lichterkette am Baum vor der Kindertagesstätte an, als die Mädchen und Jungen mit ihren Erzieherinnen vom Spaziergang zurückkommen. Moos und Holz für winterliche Dekorationen haben sie gesammelt. In der sanierten "Alten Brennerei" unter dem Dach stapelt sich bei den Jugendpflegerinnen Liane Gäbler und Dorit Voigt allerlei Bastelmaterial. Gemeinsam mit dem Krosigker Nachwuchs wollen sie Weihnachtsgestecke basteln.

Im Keller des Gebäudes wurde der Überlieferung nach von 1902 bis 1904 der "Krosigker Sauerbrunnen" abgefüllt. Ein Säuerling, dem eine ähnliche Heilwirkung wie dem Lauchstädter Brunnen nachgesagt wird. Gewonnen wurde das gesunde Nass aus einer Krosigker Quelle, die heute verschlossen ist. Im erst kürzlich eröffneten Heimatmuseum findet sich der Beweis für die einstige Existenz des Säuerlings. Eine alte grüne Glasflasche mit der Aufschrift "Krosigker Sauerbrunnen" liegt dort aus. Der ortsansässige Elektromeister fand sie, als er in Kaltenmark einen Brunnen aushob.

Spezialitäten ganz anderer Art aus Krosigk weiß Manfred Schuster zu schätzen. Er lobt die Sülzwurst von Fleischer Helmut Leiberich. Der Mansfelder Schuster ist Stammkunde im Hofladen der Familie. In der dritten Generation gehen Leiberichs ihrem Handwerk nach - und neuerdings in einem neuen, größeren Geschäft. "Die Ereignisse überschlugen sich in diesem Jahr", erzählt die Ehefrau. Nach einer Bauzeit von nur sechs Monaten sei der neue Laden eingeweiht worden. "Das war Stress, aber wir haben es geschafft", freut sie sich. Grund zum Anstoßen gab es auch noch wegen anderer Anlässe: Leiberichs feierten Silberhochzeit, Ehemann Helmut wurde 50 und Sohn Jörg 25 Jahre alt.

Nicht nur wegen der Fleischersleute zieht es immer wieder viele Auswärtige nach Krosigk. Die sanierte Wassermühle mit ihrer gemütlichen Gaststube ist längst kein Geheimtipp mehr. Autos mit Nummernschildern aus allen Himmelsrichtungen parken nicht nur an den Wochenenden vor dem Baudenkmal. Mühlenfreunde kommen ohnehin in der Gemeinde auf ihre Kosten. Auf einer Anhöhe am Ortsrand wurde eine alte Bockwindmühle wieder aufgebaut. Das Grundgerüst stammt von einer Mühle, die einst bei Landsberg auf einer Wiese stand. Vom aufwändigen Transport der schweren Teile könnte Bürgermeisterin Geier Geschichten erzählen. Den Blick vom Mühlenberg hinunter ins Dorf mit seinen Teichen und verwinkelten Gassen genießt sie stets aufs Neue: "Uns ist eine herrliche Landschaft geschenkt worden."

Schon etliche bildende Künstler haben sich in Krosigk inspirieren lassen und ihre Spuren hinterlassen. An Wegen und auf Wiesen stehen Installationen, die die Phantasie des Betrachters herausfordern. Die Metallgestalter Andreas Freyer und Harry Kleemann richteten sich sogar eine Kunstschmiede in der alten Kirche von Kaltenmark ein.

Handwerkliches Geschick scheint eine Stärke der Krosigker zu sein. Ihre Vereinszimmer und Klubs haben sie alle selbst ausgebaut. Und das mit Geschmack. Regenbogenfarben schmücken die Decke in der Mehrzweckhalle, ein uriger Kachelofen steht im Sportlerheim. In letzterem fühlen sich übrigens auch die Senioren sehr wohl. Nicht ohne Grund treffen sie sich am Sonntag in den Räumen zur Weihnachtsfeier. Bis dahin haben die Organisatoren allerdings noch einiges zu erledigen - zum Beispiel einen 1,50 Meter großen Adventskranz aufzuhängen.