„Marktschwärmer“ in Halle Kunden bestellen beim Bauern und holen Ware im Paulusviertel ab
Jeden Mittwoch können Hallenser in der „Alik.Ramen.Bar“ regionale Lebensmittel abholen. Organisiert wird das über die Plattform „Marktschwärmer“.

Halle (Saale)/MZ - Ein üppiger Grünkohl ragt aus einer schwarzen Kiste. Rote-Bete-Säfte stehen in Glasflaschen daneben aufgereiht. Joghurt und Milch sind in einer geschlossenen Truhe verstaut. Die Lebensmittel holen Kunden immer mittwochs im Laufe des Nachmittags in der „Alik.Ramen.Bar“ in der Ludwig-Wucherer-Straße ab. Bestellt und bezahlt haben sie schon im Internet.
Betreiber Alik Kunze hat sein Lokal auf der Internetplattform „Marktschwärmer“ als Abholort registriert. Derzeit ist er die einzige Verteilerstelle in Halle. Er bringt damit Bauern und Kunden zusammen. Denn alle Waren kommen direkt von den Landwirten aus der Region. Es gibt keinen Zwischenhändler. Abgesehen von einem kleinen Obolus, verdient der Gastronom nichts daran.
„Ich finde das Konzept toll und will es unterstützen“, sagt Kunze, der neben den traditionellen japanischen Suppen auch Schokoladen und Törtchen nach eigener Rezeptur anbietet. Auch selbstgemachte Marmeladen, Essig und Schmalz stehen in Gläsern bereit, wenn die „Marktschwärmer“ noch mehr mitnehmen möchten.
Bauern aus Torgau, Quedlinburg und Dresden beliefern zum Beispiel die Hallenser. Die Erzeuger legen die Preise selbst fest. Abgesehen von einer Gebühr für die Plattform, den Gastgeber und den Zahlungsdienst sollen den Bauern sämtliche Einnahmen zugutekommen. Laut der Plattform entsteht ohne Zwischenhändler und Supermarktketten nicht der übliche Preisdruck. Nach jeder Bestellung wird aufgelistet, wie viel Geld bei den Erzeugern ankommt und wie viel Kilometer der Einkauf zurücklegen muss. In ganz Deutschland gibt es 120 Schwärmereien, in denen die bestellte Ware abgeholt werden kann.
In Halle sind derzeit 430 Kunden angemeldet. Laut Alik Kunze bestellen im Schnitt 20 Personen pro Woche regionale Produkte. Auch Seifen seien gefragt. Über den halleschen Fahrradkurierdienst „CAT“ könne die Ware bis zur Haustür geliefert werden. Kunze selbst ist ebenfalls seit Längerem ein Marktschwärmer. Als der bisherige Abholort am Bahnhof aufgegeben wurde, beschloss er, sein Lokal dafür zur Verfügung zu stellen.
Ab März werden die Kunden wieder einen neuen Ort kennenlernen – allerdings nur auf der anderen Straßenseite. Denn Gastronom Kunze zieht mit seiner Ramen-Bar und den Schokoladen in das Eckgeschäft des ehemaligen Buchladens „heiter bis wolkig“. Dort kann er die Ladenräume ausbauen und eine abgeschlossene Küche nutzen. „Damit kann ich mich breiter aufstellen“, sagt Kunze.