Kulturszene trauert Kulturszene trauert: Halles Maler-Patriarch Otto Möhwald tödlich verunglückt

Halle (Saale) - Erst langsam sickerte die furchtbare Nachricht durch, wer der Tote des Unfalls am Freitagabend in der Bernburger Straße war. Nun ist klar, dass dort der hallesche Maler-Patriarch Otto Möhwald ums Leben gekommen ist.
Im Alter von 83 Jahren starb der Künstler im Krankenhaus Bergmannstrost - Stunden nach dem Unglück ausgerechnet vor den Toren der Galerie-Nord, in der seine letzte Ausstellung in Halle anlässlich seines 80. Geburtstags stattgefunden hatte. Besonders tragisch: Bereits Möhwalds Frau, die weltberühmte Keramik-Künstlerin Gertraud Möhwald, war vor fast 14 Jahren durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
Markenzeichen von Otto Möhwalds großer Kunst waren Mauern: kahle Mauern genauer gesagt. Sie sind zugleich ein passender künstlerischer Ausdruck für eine Zeit, deren trauriges Symbol die Berliner Mauer war: Einer Zeit, in der es Künstler wie Möhwald schwer hatten. Heimatvertrieben aus seinem Geburtsort im heute tschechischen Riesengebirge, geriet Otto Möhwald bereits als Kunststudent in Halle in die Mühlen der stalinistischen Kulturpolitik - was als „Formalismusstreit“ parallel zum berüchtigten „Bitterfelder Weg“ auch in die Kunstgeschichte eingegangen ist.
Otto Möhwald schlägt sich in DDR auch als Maurer durch
Ebenso wie anderen jungen Malern aus seiner Studiengruppe wurde auch Möhwald vorgeworfen, sich dem Kulturauftrag einer möglichst optimistischen Darstellung, ja Verherrlichung des sozialistischen Aufbaus und des heldenhaften Proletariats zu entziehen. Besonders eine lancierte Kritik, sie würden „eiskalte Bilder mit Menschen ohne Konturen“ malen, führten dazu, dass diese kritische und mutige Künstlergruppe aus dem Kulturbetrieb der DDR herausgedrängt wurde.
Möhwald selbst musste sich dann jahrelang als Maurer durchschlagen. Erst nach dem Ende der Ulbricht-Ära - etwa ab 1972 - konnte dieser große Maler von seiner Kunst leben. Und erst spät, nach der deutschen Einheit, wurden Otto Möhwald die ihm angemessenen Ehren zuteil: Als Professor für Malerei an der halleschen Kunsthochschule „Burg Giebichenstein“ durfte er endlich eine Position einnehmen, die er insgeheim schon lange innehatte: die des Patriarchen der halleschen Malerschule.
Viele wichtige Künstler in der eigenen Famile
Zu Möhwald schaute die jüngere Künstlergeneration auch deshalb auf, weil er - wie Halles aktueller Malerstar Moritz Götze sagt - in der DDR ehrlich seinen Weg gegangen ist und sich nie hatte verbiegen lassen. „Ich habe ihn immer um seine in sich ruhende Art zu arbeiten beneidet“, sagt Moritz Götze.
Doch Möhwald war nicht nur der Patriarch der halleschen Malerschaft, er hinterlässt auch wichtige Künstler in der eigenen Familie. Sein Sohn ist der Keramiker Martin Möhwald und sein Enkel eine Berühmtheit in der deutschen Literatur: Der Leipziger Romanautor Clemens Meyer. Was von Otto Möhwald auch an Vorbildwirkung bleibt, fasst sein Malerkollege Burghard Aust in einen Satz: „Er hat sich jeder vordergründigen politischen Attitüde und Vereinnahmung verweigert.“ (mz)