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Kostenloser Shuttle-Service Kostenloser Shuttle-Service: Outlet-Center Brehna will in Halle räubern

Von Dirk Skrzypczak 12.09.2017, 06:00
Leerer Laden in der Großen Ulrichstraße
Leerer Laden in der Großen Ulrichstraße Günter Bauer

Halle (Saale) - Das Outlet-Center in Brehna will verstärkt Kunden aus Halle und Leipzig gewinnen. Dafür wird ab dem 16. September jeweils am Sonnabend eine kostenlose Shuttlebus-Verbindung zwischen den beiden Innenstädten und dem Center an der A9 eingerichtet. Die Busse sollen um 11 und 15.20 Uhr am Busbahnhof starten. Retour nach Halle geht es um 14.50 und um 19.15 Uhr. „Wir wollen mit der neuen Beförderungsmöglichkeit die positive Entwicklung des Centers weiter fördern und unseren Gästen die Anreise so angenehm wie möglich gestalten“, erklärt Center-Managerin Susanne Radau.

Shuttle-Service zum Outlet-Center trifft Halles Innenstadt-Handel an wundem Punkt

Mit dem überraschenden Vorstoß trifft das Outlet-Center den Innenstadt-Handel in Halle an seinem wunden Punkt. Im Vergleich mit anderen Städten herrscht in Händels Stadt an Samstagen eher Einkaufsflaute. „Andere machen am Sonnabend den Großteil ihres Wochenumsatzes. Davon können wir nur träumen“, sagt Wolfgang Fleischer, Sprecher der City-Gemeinschaft.

Die Initiative aus Brehna sieht er daher kritisch. „Das ist nicht gut für Halle, weil uns das weiteres Publikum kostet.“ Sein Gegenvorschlag: „Kostenloses Parken am Sonnabend in der Innenstadt. Außerdem hatten wir schon die Idee unterbreitet, den Hallmarkt am Sonnabend zum Parken freizugeben. Wenn wir unsere Innenstadt beleben wollen, müssen wir auch in Sachen Mobilität attraktiver werden“, meint Fleischer.

Shopping-Flaute in Halle (Saale): Kunden kaufen eher vor den Toren der Stadt ein

Halle schlägt sich zudem noch mit einem anderen Problem herum. Die Leute aus dem Umland zieht es zum Einkaufen eher nach Leipzig oder in die großen Center auf der grünen Wiese. Und auch der Hallenser selbst kauft gern auswärts ein - nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau fährt er dafür gern nach Leipzig, Berlin, in den Westharz oder ins Nova Eventis nach Günthersdorf. Brehna gehörte bislang nicht dazu. Ein Umstand, den das Outlet mit dem spanischen Betreiber „Neinver“ gern ändern würde.

Shuttle-Service ins Outlet-Center Brehna: Letzter Strohhalm, um mehr Besucher anzuziehen?

Allerdings könnte das neue Angebot auch ein Indikator dafür sein, dass sich das Outlet in Brehna nicht so dynamisch entwickelt, wie es 2016 bei der Eröffnung des Centers prognostiziert wurde. Die 50 Geschäfte mit einer Gesamtverkaufsfläche von 11.000 Quadratmetern seien zu 98 Prozent ausgelastet, hatte das Center-Management im April dieses Jahres erklärt. Allerdings liegt die Besucherzahl mit durchschnittlich 3.500 bis 4.000 Kunden pro Tag unter den Erwartungen.

Dennoch will das Outlet expandieren. Bis 2018 soll die Verkaufsfläche in Brehna auf 18.000 Quadratmeter wachsen, die Zahl der Geschäfte von 50 auf 90, die Anzahl der Mitarbeiter von 300 auf dann 550 steigen.

Wunscheinzugsgebiet vom Outlet-Center

Eine aktuelle Anfrage der MZ zur wirtschaftlichen Entwicklung des Centers ließ Neinver am Montag unbeantwortet. Aus Unternehmenskreisen hieß es aber, dass man mit dem eigenen Sortiment keine Konkurrenz zu den Innenstädten darstelle. Und wer von außerhalb das Center besuche, fahre eventuell auch noch nach Halle oder Leipzig.

Nach Berechnungen von Neinver umfasst das Einzugsgebiet für das Outlet in Brehna einen Umkreis von 90 Autominuten. 6,3 Millionen Menschen leben in dem Gebiet. Angeboten werden Produkte von Markenherstellern, die ihre Ware der Vorsaison rund 30 Prozent unter dem Listenpreis verkaufen.

Wolfgang Fleischer von der City-Gemeinschaft setzt seine Hoffnungen derweil in den gemeinsamen Vorstoß mit der Stadt, Halles City aufzuwerten und damit interessanter zu machen. Die Palette der Ideen reicht von Spielmöglichkeiten für Kinder bis hin zu einer Fülle an Veranstaltungen und dem Internethandel. „Wir können das nur gemeinsam leisten. Der Handel alleine schafft das nicht.“ (mz)