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Konzept Konzept: Es wird langsam eng

Von Michael falgowski 04.12.2013, 22:40
Das Wolff-Gymnasium besuchen viele Schüler aus dem Saalekreis.
Das Wolff-Gymnasium besuchen viele Schüler aus dem Saalekreis. Archiv Lizenz

Halle (Saale)/MZ. - Die Schullandschaft Halles ist ein weites, umstrittenes Feld. In der bereits von Eltern-Protesten begleiteten Debatte um den halleschen Schulentwicklungsplan bis zum Jahr 2020 möchte die Stadtverwaltung nun die langjährige Kooperation mit dem Saalekreis praktisch aufkündigen. Derzeit besuchen 414 Schüler aus dem Saalekreis (von insgesamt 668 „Auswärtigen“ aus den Nachbarkreisen) die weiterführenden kommunalen Schulen in Halle. Grund für die neue Blockadepolitik ist der Ansturm auf die Gymnasien und Gesamtschulen in Halle. „Bereits im nächsten Schuljahr fehlen uns allein 112 Plätze für eine gymnasiale Ausbildung. Und die Lücke wird größer“, sagte Bildungsdezernent Tobias Kogge am Dienstagabend im Bildungsausschuss.

Neben der erneuten Fünfzügigkeit in den dafür wenig geeigneten Gebäuden am Christian-Wolff-Gymnasium und Südstadtgymnasium sowie der Einrichtung einer Außenstelle einer Gesamtschule sieht der von der Verwaltung vorgelegte Schulentwicklungsplan 2014 bis 2020 nun die Möglichkeit vor, Schüler aus dem Saalekreis abzuweisen. Der Trick ist die Ausweisung des Stadtgebietes als Schuleinzugsbereich. Erst damit könnte sich niemand in die Stadt einklagen, wie es in der Vergangenheit geschehen ist.

Im Bildungsausschuss stieß die Abweisung der früher so hochwillkommenen Schüler aus den Nachbarkreisen auf Kritik von Stadträten und Eltern. Vor allem am Christian-Wolff-Gymnasium lehnen Eltern und Schüler den Plan ab. Seit Jahrzehnten schon besuchen etwa Kinder aus Angersdorf und Zscherben die Neustädter Schule. „Die liegt nur wenige Meter entfernt. Dann müssten unsere Kinder nach Merseburg oder Wettin fahren“, lehnte ein Elternsprecher den Vorschlag ab. Genau wie Stadtelternrat Thomas Senger: „Das Ziel müssten kurze Wege für die Kinder sein.“ Auch Stadtrat Hendrik Lange (Linke) hält eine Absage der Kooperation mit den Saalekreis für falsch. Man werde mindestens auf die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen drängen. „Ich habe in der Debatte auch den Eindruck gewonnen, dass der Stadtrat fraktionsübergreifend für die weitere Kooperation ist.“

Kogge argumentierte dagegen: „An den kommunalen weiterführenden Schulen fehlt der Platz. Wir sind für die Schüler unserer Stadt verantwortlich.“ Das sei auch ein finanzielles Problem. Im Jahr 1994 sei der Gastschülerbeitrag festgelegt worden, den der Kreis an die Stadt als Ausgleich zahle. Der Beitrag decke aber nur 25 Prozent der realen Kosten für die Stadt. Der Saalekreis zahlt an Halle 460,16 Euro pro Schüler und Jahr.

Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU) hat erst gestern vom Plan Halles erfahren, zeigte aber Verständnis. „Grundsätzlich ist der Schulträger für seine Schulen selbst verantwortlich. Sollte Halle seine normalen weiterführenden Schulen wegen Kapazitätsproblemen für auswärtige Schüler schließen, könnte der Saalekreis dagegen juristisch wohl kaum etwas machen. Das wird für die Eltern und Schüler natürlich nicht schön.“ Anders sehe die Situation bei den Spezialschulen aus.

Immerhin 111 Schüler aus dem Saalekreis (insgesamt 181 aus anderen Kreisen) besuchen hallesche Förderschulen. Nun geht etwa an den beiden Förderschulen mit Ausgleichsklassen „Janusz Korczak“ und „Christian Gotthilf Salzmann“ die Angst um. Denn das Schulkonzept schlägt vor, beide im Gebäude der Salzmann-Schule zu fusionieren. Man geht offenbar davon aus, dass es künftiger weniger Schüler geben wird. Derzeit kommen aber etwa an der Korczak-Schule 55 der 100 Schüler mit emotionalen und sozialen Störungen, aus anderen Kreisen. Im Saalekreis gibt es bisher keine Schule mit diesem Förderschwerpunkt.