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Knochentrocken und voller Schädlinge Knochentrocken und voller Schädlinge: Halles Heide leidet unter der Dürre

Von Dirk Skrzypczak 27.04.2019, 05:00
Schilder weisen an den Wegen der Dölauer Heide auf die Waldbrandgefahr hin. Die Wege dürfen derzeit nicht verlassen werden.
Schilder weisen an den Wegen der Dölauer Heide auf die Waldbrandgefahr hin. Die Wege dürfen derzeit nicht verlassen werden. Dirk Skrzypczak

Halle (Saale) - In der Forststation in der Nähe des Heidebahnhofs hängt eine große Tafel im Aufenthaltsraum. Die Waldbrandwarnstufe 4 ist dort eingestellt - für die Waldarbeiter, wie Revierförster Torsten Nieth sagt: „So werden sie immer daran erinnert, wie gefährlich trocken es derzeit ist.“

Und knochentrocken ist es in Halles Stadtwald, vor allem in der 630 Hektar großen Dölauer Heide. „Wir sind nach der Dürre 2018 schon mit einem Defizit in das neue Jahr gestartet. Doch dieses Jahr ist bislang nicht besser. Die Bäume finden im Boden kaum noch Wasser“, sagt Nieth.

Kontrollfahrt durch die Heide: Den Kiefern fehlt die Feuchtigkeit

Am Donnerstagmorgen startet er zu einer Kontrollfahrt durch die Heide. Einen Beobachtungsturm mit Kameras wie etwa in der Dübener Heide gibt es für Halles grüne Lunge nicht - das Waldgebiet ist dafür wohl zu klein. Und so klettern Nieth und seine Kollegen unter anderem regelmäßig auf den Aussichtsturm hinauf, der auf dem Kolkberg steht. Nieth zeigt auf die braunen Kronen von Kiefern, die sich deutlich vom frischen Frühlingsgrün etwa der Buchen abheben.

„Den Kiefern fehlt die Feuchtigkeit. Sie sterben ab oder werden zu Opfern von Schädlingen wie dem Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer, die den geschwächten Bäumen den Rest geben“, sagt der Förster. Auf dem Kolkberg indes sind auch noch die Überreste eines kleinen Waldbrandes aus dem letzten Jahr zu sehen - verkohlte Stämme als stumme Zeugen der Waldbrandgefahr.

Waldbrandgefahr in Halle: Wir hatten in der Vergangenheit auch viel Glück

„Ich bin jetzt seit 2001 hier in Halle. Von großen Bränden sind wir bislang verschont geblieben. Aber wir hatten in der Vergangenheit auch viel Glück, weil wir beispielsweise von Joggern rechtzeitig gewarnt wurden, die Qualm im Wald entdeckt hatten“, erzählt Nieth. Doch der Mensch sei andererseits auch das größte Risiko für die Heide. „Wir erwischen immer wieder Leute, die trotz der Witterung rauchen und ihre Kippen wegschnippen.

Am Wochenende machen uns Motorradfahrer Sorgen, die durch den Wald heizen. Und Autofahrer, die ihre Fahrzeuge auf Waldwegen abstellen und nicht beachten, dass die Auspuffanlage Temperaturen von 800 Grad Celsius erzeugt, die trockenes Gras schnell entzünden kann.“

Dölauer Heide hat einen Vorteil gegenüber Nadelwäldern in Harz, Fläming oder Thüringen

Dabei habe die Dölauer Heide einen Vorteil gegenüber den Nadelwäldern in Harz, Fläming oder Thüringen. Als Mischwald ist sie robuster, die Bodenvegetation ist eine andere als in reinen Kiefernbeständen. Eigentlich. Die Trockenheit fordert nämlich auch im Mischwald ihren Tribut. Dort liegt noch das alte Laub von 2018.

„Es fehlt das Wasser, das die alten Blätter zersetzt“, meint Nieth. Das sei in anderen Teilen des Stadtwalds wie den Auen an Saale und Weißer Elster noch anders. Hier bringen die Flüsse Feuchtigkeit mit, weshalb das Augenmerk von Nieth und seinen Mitarbeitern derzeit vor allem auf der Dölauer Heide liegt.

Heide in Halle: Abgestorbene Kiefern werden gefällt

Abgestorbene Kiefern werden gefällt, um einerseits die weitere Ausbreitung der Schädlinge zu bekämpfen und Gefahrenquellen zu eliminieren, wie Nieth erzählt. Tote Bäume verlieren nun einmal ihre Standsicherheit. Ansonsten sei man weitgehend machtlos. Für die Feuerwehren gibt es rund um die Heide Wasserentnahmestellen, auch der Heidesee kann im Notfall angezapft werden.

Bei der letzten Waldbrand-Großübung vor 15 Jahren hatte die Dölauer Feuerwehr eine 800 Meter lange Schlauchstrecke in den Wald gelegt. „Aber wir wissen natürlich, dass man auch Glück braucht, wenn es brennt. Trifft es eine entfernte Stelle, hat man schlechte Karten“, sagt Nieth.

Am Wochenende hofft nicht nur er auf Regen. In der Nacht zum Samstag sollen auch in Halle die Niederschläge beginnen. Bislang sind im April sieben Liter regen pro Quadratmeter gefallen. „Normal“ wären 43 Liter. (mz)

Revierförster Torsten Nieth blickt vom Aussichtsturm auf dem Kolkberg über die Wipfel der Dölauer Heide. Die braunen, abgestorbenen Kiefern sind gut zu sehen.
Revierförster Torsten Nieth blickt vom Aussichtsturm auf dem Kolkberg über die Wipfel der Dölauer Heide. Die braunen, abgestorbenen Kiefern sind gut zu sehen.
Dirk Skrzypczak