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Knoblauchsmittwoch  Knoblauchsmittwoch : Der Knoblauch-König von Halle

Von Katja Pausch 27.05.2015, 12:21
Halles Knobi-König Stefan Schulz ist auch am Knoblauchsmittwoch in Halle dabei.
Halles Knobi-König Stefan Schulz ist auch am Knoblauchsmittwoch in Halle dabei. Verein Lizenz

Halle (Saale) - Warum gerade Knoblauch? Stefan Schulz hat die Antwort sofort parat: „Weil er supergesund ist!“ Und natürlich - weil er super schmeckt. Am liebsten verzehrt der Hallenser die Knolle in Form von Suppe. „Eine gute Rinderbrühe (an sich schon eine Kunst, die richtig zuzubereiten), dazu geröstete Schwarzbrotwürfel und natürlich jede Menge Knoblauch“ - so sieht eine ordentliche böhmische Knoblauchsuppe aus. Und weil der Genießer nicht nur weiß, wie man sie zubereitet, sondern auch, wo sie in Halle am besten schmeckt, hält er den Treff seiner Mitstreiter regelmäßig an eben jenem Ort ab: im „Goldenen Herz“.

Knoblauchduft im Jobcenter

Schulz’ Mitstreiter - das sind ebenfalls Fans der edlen Knolle. Denn Stefan Schulz sitzt seit 2013 als Vereinschef den 14 Mitgliedern der Knoblauchsmittwochsgesellschaft zu Halle an der Saale vor. Ehrenamtlich, versteht sich. Denn beruflich ist der gebürtige Weißenfelser, der seit seinem zweiten Lebensjahr in Halle lebt, gut eingespannt: Schulz arbeitet als Kundenberater im Jobcenter Merseburg. Dort haben sich seine Kollegen übrigens schnell an den Knoblauchduft gewöhnt. Auch in seiner Freizeit hat der ebenso schwergewichtige wie sympathische junge Mann keine Langeweile, „auch wenn ich jetzt, mit gerade 35, kein Kreisvorsitzender der Jungen Union mehr bin“, erzählt Schulz mit leisem Bedauern. Doch für den CDU-Ortsverband Mitte arbeitet er als stellvertretender Ortsvorsitzender. „Und auch für die nächste Stadtratswahl bin ich noch jung genug“, meint er.

Knoblauchsmittwoch zur Festigung der Gesundheit

Die Knoblauchsmittwochsgesellschaft indes hat sich der Pflege nicht nur der tollen Knolle, sondern und vor allem auch einer langen Tradition hierzulande verschrieben: eben des Knoblauchsmittwochs. „Der wurde ursprünglich von den Kalandsbrüdern immer mittwochs nach Pfingsten gefeiert“, erklärt Stefan Schulz. Die Kalandsbrüder waren, auch das erklärt Schulz, eine Gemeinschaft von Geistlichen und Laien, die sich zur Pflege der Wohltätigkeit und zur Sorge für die Angehörigen von verstorbenen Mitgliedern zusammengeschlossen hatten. „Nachdem im 17. Jahrhundert die Pfingsttage ausgiebig gefeiert wurden und schon damals die Völlerei als schädlich für den Menschen erkannt wurde, erachtete man einen Knoblauchstag zur Festigung der Gesundheit als nötig“, erzählt der Experte, der sich nicht nur mit der Knolle an sich, sondern auch mit deren Huldigung in der Historie bestens auskennt. In den Jahrzehnten nach 1700 schrieb laut Schulz das „Patriotische Wochenblatt“ über das Fest, bei dem die Bürger wohl nicht nur Knoblauch verzehrten, sondern sich - bestimmt so gar nicht im Sinne der guten Kalandsbrüder - auch kräftig beim Würfelspiele amüsierten. „Daher der Name Würfelwiese“, so der Knoblauch-König von Halle, der in der Gesellschaft, die nunmehr als Verein geführt wird, die Nachfolge der Knoblauchsmittwochs-(Wieder)-Begründer Norbert Böhnke und Ulrich Hellem - beide auch heute noch dabei - angetreten hat.

132 Jahre lang warb Knoblauch tabu

Ob nun das Würfelspiel oder der strenge Geruch oder aber das Niedertrampeln der damals vom neugegründeten Verschönerungsverein frisch angelegten Grünanlagen den Ausschlag gegeben hat, dass 1870 die Polizei das Knoblauchsfest verboten hat, wissen wir heute nicht - Fakt ist: Es blieb 132 Jahre lang tabu. Erst 2002 lebte die Tradition wieder auf, und am heutigen Mittwoch nun wird zum 13. Male nach der jahrhundertlangen Pause wieder fröhlich gefeiert. Wenn sich ab 18 Uhr auf der heute noch „Würfelwiese“ genannten Fläche neben der AOK mit Bio-Würstchen von Hündorf, mit Brötchen der Bäckerei Neubauer, Knoblauchsuppe vom, ganz logisch, „Goldenen Herz“, mit Landsberger Bier und gar Knoblauchhonig vom Bienenhof Lochwitz alles um die edle Knolle dreht, ist natürlich auch Stefan Schulz da. Und nicht mit leeren Händen: 15 Kilo Knollen, gesponsert von Jürgen Busse vom Obsthof Höhnstedt, bringt er mit. Und noch etwas: Gewürfelt werden darf auch wieder. (mz)