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Letzte Chance auf Klimt in der Moritzburg Klimt-Ausstellung in der Moritzburg am Wochenende ein letztes Mal zu sehen

Von Andreas Montag 04.01.2019, 09:00
Eugenia Primavesi von Gustav Klimt.
Eugenia Primavesi von Gustav Klimt. Austrian Archives/Scala Florence

Halle (Saale) - An diesem Wochenende sagt Halle: Tschüss, Klimt! Zuvor werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kunstmuseums Moritzburg in Halle noch einmal alle Kräfte mobilisieren: Am Samstag und Sonntag hat die Sonderausstellung im Gedenken an den 100. Todestag von Gustav Klimt bis jeweils 22 Uhr geöffnet.

Dergleichen kommt in Halle nicht alle Tage vor. Allerdings ist die Chance, die Werke kurz entschlossen noch zu sehen, für jene, die nicht gebucht haben, gering. Der Ansturm ist enorm, die Tickets sind praktisch ausverkauft.

Aber eine Schau mit zehn der berühmten Gemälde Klimts sowie mehr als 60 seiner feinen Zeichnungen ist eben auch kein alltägliches Ereignis, weder in Halle noch anderswo - will man von Wien und New York absehen, wo die größten Werkbestände des Malers zu Hause sind.

Direktor ist mit der Klimt-Ausstellung zufrieden

„Die Schau ist mit 80 000 bis zu 90 000 Besuchern ein Blockbuster geworden“, sagt Thomas Bauer-Friedrich, der Direktor des Kunstmuseums Moritzburg. Mit einem Publikumserfolg hatte er natürlich gerechnet, nicht aber, dass dieser derart überzeugend ausfallen würde. Auch wenn die offizielle Statistik noch nicht vorliegt, ist klar: Sein Haus springt 2018 über die magische Marke von 100 000 Gästen. 2017 standen 35 000 Besucher zu Buche, 2016 waren es immerhin 80 000.

Die Klimt-Verehrer kamen nicht nur aus der Region, sondern aus ganz Deutschland sowie sogar dem Ausland nach Halle - und lernten dabei auch das Haus samt seiner neu aufgestellten Dauerausstellung kennen. Ein Ticket für alles, was das Museum zu bieten hat, hat es möglich gemacht. Und daran will Bauer-Friedrich gern festhalten, jedenfalls für auswärtige Gäste.

Natürlich wird die Besucherzahl von 100 000 künftig nicht die Plan-Kennziffer sein, das würde die Mannschaft im derzeitigen Personalbestand auch gar nicht schultern können. Hier hat der Klimt-Marathon, der Mitte Oktober begann, in zwölf Wochen Laufzeit auch deutlich die Grenzen des Möglichen gezeigt, wie Bauer-Friedrich einräumt.

Abgesehen von ein paar Anlaufschwierigkeiten, während derer es zu langen Wartezeiten kam, hat es dann, nach der Einführung des Online-Buchungssystems, logistisch ganz gut funktioniert. Freilich nicht immer zur Zufriedenheit aller. Wer noch warten musste, wünschte sich, dass mehr Besucher eingelassen würden. Wer drin war, fand es dann bisweilen recht eng in den Gängen.

Klimt in Halle: Verlängerung nicht möglich

Auch nach einer etwaigen Verlängerung haben Gäste gefragt. Das aber war definitiv nicht möglich, sagt Bauer-Friedrich. Erstens müssen die empfindlichen Zeichnungen schleunigst wieder aus dem Licht, zweitens gehen die Gemälde auf Reisen. Darunter auch der hallesche Klimt-Schatz, das Bildnis der Marie Henneberg. Die schöne Dame wird sich vom 25. März bis zum 15. November in Japan quasi zum Gegenbesuch bei Eugenia Primavesi aufhalten.

Ob die Klimt-Schau auch Mitnahmeeffekte für andere hallesche Kultureinrichtungen wie das Händel-Haus oder das Landesmuseum für Vorgeschichte eingetragen hat, ist zwar nicht beziffert, aber gut vorstellbar. Ebenso darf Bauer-Friedrich für sein Museum darauf hoffen, dass zumindest einige der Klimt-Jünger bei anderer Gelegenheit wiederkommen. Wobei es zu Teilen schon ein besonderes und auch jüngeres - also ein „Event-Publikum“ war, wie es der Direktor nennt.

In diesem Jahr wird wieder „Normalbetrieb“ gefahren, was ja nicht heißt, dass es nichts zu sehen geben würde im Landeskunstmuseum. Vom 10. Februar bis zum 12. Mai werden Werke aus der in Mühlheim an der Ruhr beheimateten Sammlung Ziegler gezeigt, darunter von Marc, Macke, Nolde und Feininger.

Der Kunstfreund und -sammler Karl Ziegler (1898-1973) erhielt 1963 den Nobelpreis für Chemie. Von 1936 bis 1945 war er Direktor des Chemischen Instituts der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und auch mit kriegswichtiger Forschung befasst. Dieses, nicht unheikle Kapitel soll in Halle keineswegs ausgespart, sondern auf einem Podium diskutiert werden, wie Thomas Bauer-Friedrich ankündigt. „Wie weit reicht die Freiheit von Wissenschaft und Kunst?“, wird das Thema der Runde sein.

Kunstmuseum Moritzburg Halle: Generalthema Bauhaus

Vom 23. Juni bis zum 25. August stimmt eine Installation von Angela Zumpe und Oliver Held unter dem Titel „Things to come“ über László, Lucia und Sybil Moholy-Nagy auf das Generalthema des Kulturjahres, den 100. Bauhaus-Geburtstag, ein. Dem widmet sich dann der Ausstellungshöhepunkt für 2019 im Kunstmuseum Moritzburg: „Bauhaus Meister Moderne“ vom 29. September bis zum 12. Januar 2020. In dieser Schau macht das Haus seine eigene, tragische Sammlungsgeschichte zum Gegenstand. Im Zuge der NS-Aktion „Entartete Kunst“ von 1937 gingen Halle 146 Werke der Moderne verloren, 14 von ihnen konnten zurückerworben werden.

Teil der Schau um die historische Sammlung wird die in Kooperation mit Burg-Studierenden konzipierte virtuelle Stadtkrone sein - eine Reminiszenz an das gewaltige Kultur- und Sportzentrum, das Walter Gropius 1927 für Halle entwarf, das aber nie gebaut worden ist.

Und 2020? Hier macht Bauer-Friedrich ein geheimnisvolles Gesicht. Wieder ist ein „Blockbuster“ in Aussicht, ein Star der Modewelt soll im Mittelpunkt stehen. Welcher - darüber darf fröhlich spekuliert werden. (mz)

Bildnis Marie Henneberg von Gustav Klimt.
Bildnis Marie Henneberg von Gustav Klimt.
Punctum/Bertram Kober