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Poller in der Kneipenmeile? Kleine Ulrichstraße in Halle: Poller in der Kneipenmeile? Vorschlag stößt nicht nur auf Gegenliebe

Von Dirk Skrzypczak 24.08.2018, 08:15
Als verkehrsberuhigte Zone kann man die Kleine Ulrichstraße nicht bezeichnen. Hunderte Autos drängeln sich am Tag hier durch.
Als verkehrsberuhigte Zone kann man die Kleine Ulrichstraße nicht bezeichnen. Hunderte Autos drängeln sich am Tag hier durch. Silvio Kison

Halle (Saale) - Langsam schiebt sich die Limousine durch die Kleine Ulrichstraße. Aus den offenen Fenstern bollert laute Musik ins Freie. Die Leute, die vor den Kneipen sitzen, drehen ihre Köpfe zu dem Wagen. Jetzt, im Sommer, ist es das allabendliche Schauspiel in Halles Kneipenmeile. Aber gehört dieses Protzen tatsächlich in die Kleine Uli?

„Für Radfahrer und Fußgänger stellt das Schaufahren durch die stark frequentierte Kneipenmeile ein großes Ärgernis dar. Und es birgt erhebliche Gefahren“, sagt der CDU-Stadtrat und Bundestagsabgeordnete Christoph Bernstiel. Deshalb will er eine Anregung in den Stadtrat einbringen. Sein Vorschlag: versenkbare Poller zu installieren, die den Verkehr wirksam beruhigen.

Es ist bewusst kompliziert

Bernstiel greift einen Dauerbrenner auf. Zuletzt hatte es durch die Stadtverwaltung im Januar 2014 eine Versammlung für Anwohner und Gewerbetreibende zu dem Thema gegeben. Das Problem seien nicht die Autos der Anlieger oder der Lieferverkehr für Gastronomen und Geschäfte, sondern eben jene Schaufahrten. Eine Zählung ergab, dass an nur einem Tag zwischen 6 und 22 Uhr 900 Kraftfahrzeuge in der Kleinen Ulrichstraße unterwegs waren, im Winter wohlgemerkt.

Die Stadt reagierte, änderte die Einbahnstraßenführung. Heute ist die Kneipenmeile nur noch vom Robert-Franz-Ring über Umwege erreichbar, eine durch die Verkehrsplaner bewusst kompliziert verordnete Route, um vor allem die Showpiloten von der Kneipenmeile fernzuhalten. „Wirkung zeigt das aber nicht“, sagt Bernstiel. Sein Poller-Vorschlag mag bei Gästen und Radfahrern gut ankommen, Kneipen-Besitzer sehen ihn aber kritisch.

Protzen beflügelt Geschäft

„Wenn die Kleine Uli gesperrt wird, dann ist das der Tod für unser Straßengeschäft. Dann geht es uns wie der Sternstraße. Dort sieht man, was passiert, wenn Poller aufgestellt werden“, sagt Steffen Hansen, Chef vom „Roten Horizont“, dem „Potemkin“ und vom „Connoisseur“. Die kleine Uli brauche den Trubel, weil die Schaufahrer Leben bringen und für Gesprächsstoff sorgen.

„Wenn sich in Halle die Touristen irgendwann mal stapeln, können wir über eine Sperrung reden. Heute würde sie uns das Geschäft ruinieren.“ Das sieht auch Katharina Markwart vom „Kaffeeschuppen“ so. „Dass Typen in ihren Autos einen auf dicke Hose machen und den Arm aus dem Autofenster heraushängen lassen, wenn sie durch die Kleine Uli fahren, gehört dazu. Das ist ein bisschen Flair wie in Berlin und tut uns gut“, meint sie.

Bernstiel jedenfalls will die Poller am 29. August im Stadtrat thematisieren. „Es sollten nur noch Personen in die Kleine Uli einfahren dürfen, die dafür eine Berechtigung haben“, sagt er. Über versenkbare Poller könne man das regeln. Diese Möglichkeit hatte die Stadt vor vier Jahren bereits in Erwägung gezogen. (mz)