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Kirche in Bennstedt Kirche in Bennstedt: Barockes in altem Glanz

Von kornelia privenau 15.04.2013, 18:02
Die sanierte Gruft der Bennstedter Kirche. Nach der Sanierung ist sie für die Öffentlichkeit freigegeben worden.
Die sanierte Gruft der Bennstedter Kirche. Nach der Sanierung ist sie für die Öffentlichkeit freigegeben worden. lutz winkler Lizenz

bennstedt/MZ - Die Mitglieder und Freunde des Fördervereins Bennstedter Kirche und zahlreiche Gäste erlebten am Samstagnachmittag ein besonderes Ereignis: Nach langwieriger Sanierung der zum Gotteshaus dazugehörigen Gruft konnte diese der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Der Vorsitzende des Vereins, Prof. Gert Müller, dankte allen, die nach der Sanierung der Kirche selbst nun auch die der Gruft ermöglicht hatten. Dieser Dank galt besonders Stephan Hülsebusch aus Bennstedt, ohne dessen „überaus großzügige finanzielle Spende die Sanierung nicht möglich gewesen wäre“, so Müller.

Nach festlicher Musik auf der Zuberbierorgel sowie Querflöte und Violoncello gab es einen virtuellen Rundgang durch die Gruft vor ihrer Sanierung. Angefertigt hatte die Power-Pointer-Präsentation der Student Ilja Klaus, der zusammen mit einigen Kommilitonen der Martin-Luther-Universität und der Historikerin und Dozentin Dr. Gerlinde Schlenker bei der Sanierung mitgewirkt hatte. In einem Vortrag stellte die Historikerin dann die Gruft in den Kontext solcher Begräbnisstätten in Mitteldeutschland.

Noch 43 Gruften im Saalekreis

Gruften, so die Wissenschaftlerin, seien zu allen Zeiten, sogar in der Jungsteinzeit, Bestattungsorte für Eliten aus Wirtschaft, Politik, Militär und Religion gewesen. Heute gebe es im Saalekreis allein noch 43 bekannte Gruften, von denen aber lediglich 16 noch begehbar seien. In Bennstedt hatte Joachim Wilhelm Marschall von Bieberstein 1682 den Anbau der Gruft veranlasst - als Grablege für seine Familie und schließlich auch der Gutsbesitzerfamilie Koch. Heute führen sieben Stufen hinab in den Raum, der nur ein einziges Fenster hat und in dem sich 13 Grabplatten befinden. Zwei Prunksarkophage der von Biebersteins bilden den Mittelpunkt. Studenten von Gerlinde Schlenker haben die Sandsteinplatten gesäubert und Namenszüge der Bestatteten wieder sichtbar gemacht - wenngleich dies auch nicht an allen 13 Platten gelang. Anhand eines alten Lageplanes sei die Zuordnung der Grabstätten zu den Personen der Familien von Bieberstein und Koch sowie einiger derer Verwandten möglich geworden. Schlenker verwies in ihrem Vortrag auch auf die Tatsache, dass es ganz offenbar einen Durchgang zwischen Kirche und Gruft gegeben habe. Als Beleg dafür gelte ein Eingangsstein, der in der Kirche sichtbar ist. Die Gutsbesitzerfamilie Koch hat die Gruft noch bis zum Jahre 1956 genutzt.

Zeitgenössisch seien die Bennstedter Grabsteine dem Barock zuzuordnen. Sie wurden alle von Helfried Weidner restauriert. Restauratoren-Arbeit ist in der Kirche weiter nötig. Eines der Familienepitaphe muss gereinigt werden und repariert werden.

Bennstedter Kirche
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