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Kinderstadt des Thalia-Theaters Kinderstadt des Thalia-Theaters: Halle liegt für vier Wochen an der Salle

Von Peter Godazgar 23.05.2002, 17:15

Halle/MZ. - Auch das noch! Längst ist uns der Euro nicht lieb, sondern allenfalls teuer, da gibt es schon wieder eine neue Währung. Allerdings nur für vier Wochen, und gültig ist sie auch nur in begrenztem Umfeld. Hallörchen heißt das neue Geld - und regieren soll es nicht die Welt, aber immerhin die Kinderstadt des Thalia-Theaters. Die wird am 6. Juni in den Messehallen eröffnet und soll einen Monat dauern. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen; am Donnerstag stellten die Organisatoren das Projekt vor.

Und fanden große Worte: Thalia-Sprecherin Karin Schreibeis sprach vom "wahrscheinlich größten und ambitioniertesten Projekt in dieser Spielzeit"; Thalia-Intendantin Annegret Hahn nannte die Kinderstadt den "eigentlichen Höhepunkt" der Saison. Es sei "wohl die aufregendste und spannendste Inszenierung" - eben weil nichts inszeniert sei.

In der Tat: Für vier Wochen können die Kinder aus Halle um Umgebung Stadt spielen. Was dahinter steckt ist freilich meilenweit entfernt von den sattsam bekannten Bastelstraßen und Hüpfburgen. In den Messehallen soll eine komplette Stadt entstehen: mit Restaurant, Feuerwehr, Disko, Verwaltung, Krankenhaus und Sorgenamt, Zeitung, Radio und, und, und. Eine Schule gibt es - natürlich - nicht, dafür aber eine Universität!

Brücken gibt es ebenso - schließlich gibt es auch einen Fluss. Der heißt allerdings nicht Saale, sondern Salle, was den Vorteil hat, dass man das "S" in Klammern setzen kann, so dass die Stadt dann "Halle an (S)alle" heißt. Erwachsene übrigens haben nichts, genauer: gar nichts zu sagen - mehr noch: Ohne Besuchervisum dürfen sie die Kinderstadt nicht mal betreten (siehe "Zeiten und Preise").

Und wie funktioniert das Ganze? Jeden Morgen können sich die Kinder, die die Stadt besuchen, bei der Jobbörse melden und einen Beruf aussuchen. Wer mindestens zwei Stunden gearbeitet hat, wird zum Sallenser, darf sich selbstständig machen und wählen gehen. Außerdem verdient man Geld - fünf Hallörchen gibt es pro Stunde (eine wird allerdings gleich wieder als Steuer abgezogen). Vom verdienten Geld, kann man Restaurant, Kino und Disko besuchen. Wer die Stadt verlässt, kann sein Geld auf ein Konto einzahlen - und beim nächsten Besuch ausgeben. Geld kann übrigens in der Druckerei stets nachgedruckt werden. - Man sieht: Die Sache ist ebenso realitätsnah wie utopisch.

Möglich wurde das Projekt vor allem auch durch die vielen Verbänden und Vereinen, die auf die eine oder andere Weise mit den Organisatoren zusammenarbeiten. Mehr als 50 Sponsoren konnten zudem gefunden werden. Sozialdezernentin Dagmar Szabados lobte am Donnerstag das Engagement aller Teilnehmer und wünschte, dass das Projekt im Juli nicht endgültig "abgeschlossen wird, sondern nachhaltig weiterwirkt". Außerdem forderte sie Lehrer und Schulleiter auf, das Projekt als Chance zu begreifen. Sämtliche Haftungs- und versicherungsrechtlichen Fragen seien geklärt. Die Schulen, so Szabados, "könnten noch ein bisschen drangvoller sein." Kommentar