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Kinderbetreuung in Halle Kinderbetreuung in Halle: Das lange Warten auf einen Hort-Platz

Von Robert Briest 26.09.2016, 12:15
Betreuung im Hort
Betreuung im Hort Jürgen Lukaschek

Halle (Saale) - Die aktuelle Situation ist unbefriedigend für Christiane Lubaczowski. Dabei hätte die Leiterin des Hortes „August Hermann Francke“ auf den ersten Blick dazu keinen Grund. Die Nachfrage nach Betreuung in ihrer Einrichtung ist groß. Allerdings ist sie zu groß. Lubaczowski kann nicht mehr allen Kindern, deren Eltern dies wünschen, einen Platz anbieten. „20 bis 25 Kinder stehen derzeit auf der Warteliste“, berichtet sie: „Das ist ein Problem, das nicht durch uns verursacht ist.“ „Schuld“ sind die gestiegenen Schülerzahlen in der Francke-Grundschule.

Ende der Fahnenstange

Damit steigt auch die Nachfrage nach Hortplätzen. Doch die kann nicht unendlich gedeckt werden. Betriebsgenehmigung und Bau setzen Grenzen. Während sich die durch erstere per Antrag verschieben lässt, lässt sich die Gebäudekapazität nicht so einfach erweitern. „Als wir 2001 hier angefangen haben, hatten wir 125 Kinder“, sagt die Leiterin, „konzipiert war der Hort für 144 Kinder. Mittlerweile haben wir 215.“ Damit sei nun das Ende der Fahnenstange erreicht.

Die Situation im Francke-Hort ist wohl ein Extremfall. Doch die beschriebene Entwicklung trifft vielerorts zu. Nach dem Tief in den 1990ern ist die Zahl der Geburten in den vergangenen Jahren wieder gestiegen und mit entsprechender Verzögerung auch die der Grundschüler. Zählte die Stadt vor fünf Jahren noch 6.701, so sind es aktuell 8.050 Erst- bis Viertklässler. Entsprechend mussten zuletzt auch die Hortkapazitäten nach oben geschraubt werden. Statt 5.982 Plätzen 2011 stehen in der Stadt nun 7.111 zur Verfügung.

Nach Einschätzung der Stadt sind diese zumeist auch dort, wo die Schüler sie brauchen. Gebiete mit Hortplatzmangel gebe es nicht. Die Anzeige und Beantragung zusätzlicher Hortplätze obliege den Trägern, erklärt Heike Schaarschmidt, Referentin der Beigeordneten für Bildung und Soziales. Alle Anträge auf Kapazitätserweiterungen für dieses Schuljahr seien bewilligt worden. Dass einem Träger die vorhandenen Hortplätze nicht ausreiche und die erforderliche Kapazitätserweiterung nicht geplant sei, sei der Stadt bisher nicht bekannt gewesen. Man habe erst am Freitag erfahren, dass für 21 Kinder noch kein Betreuungsvertrag abgeschlossen sei, führt Schaarschmidt weiter aus.

Weitere Engpässe

Der einzige Hort mit Engpässen ist der Francke-Hort gleichwohl nicht. Auch für die Einrichtungen „Am Kirchteich“ und „Goldener Gockel“ in der südlichen Neustadt existieren Wartelisten. Dort verkehren vor allem Kinder der Grundschule „Am Kirchteich“, „Kastanienallee“ und „Rosa Luxemburg“. Betrieben werden sie von der AWO. Deren Pressesprecherin Katharina Lipskoch erklärte: In beiden Einrichtungen gebe es je zehn Einträge auf der Warteliste. Zugleich erklärte sie: Beide Horte seien nun wirklich ausgelastet. Weitere Kapazitäten wohl nicht möglich.

Doch dies ist nicht der einzige Grund für die Wartelisten. „Es liegt auch daran, dass die Anfragen zu spät kamen“, erklärt Lipskoch. In der Regel braucht der Hort die Anträge mit einem halben Jahr Vorlauf. Doch einige Eltern hätten sich erst kurzfristig gemeldet. Unter ihnen wohl auch einige Flüchtlinge, denen das Konzept eines Hortes bisher nicht vertraut war. (mz)