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"Katastrophale Entwicklung" für den Vereinssport "Katastrophale Entwicklung" für den Vereinssport: Sportparadies in Halle vor dem Aus?

Von Tanja Goldbecher 24.01.2020, 16:06
Blick ins unfertige Sportparadies Halle
Blick ins unfertige Sportparadies Halle Silvio Kison

Halle (Saale) - Mitten in der Stadt könnte eine rund 12.800 Quadratmeter große Bauruine entstehen. Nach MZ-Informationen zeichnet sich ein Bankrott für das Sportparadies am Böllberger Weg ab. Im nichtöffentlichen Teil des Hauptausschusses informierte die Verwaltung die Stadträte darüber, dass sie Fördermittel für den ersten Bauabschnitt vom Leipziger Investor Holm Lischewski zurückfordern will.

Eine entsprechende Beschlussvorlage soll den Stadträten im Februar vorgelegt werden. Dem ohnehin finanziell angeschlagenen Investor würde das den Boden unter den Füßen wegziehen.

Sportparadies Halle: 180 Meter lang und bis zu 70 Meter breit

Das 180 Meter lange und bis zu 70 Meter breite Sportparadies ist in drei Bauabschnitte unterteilt. Dazu gehört eine Dreifeldhalle für Ballsport, ein Komplex für Badminton und Klettern sowie ein Bereich mit Ballsporthalle und Sauna, der vor allem für den Behindertensport genutzt werden soll.

Über das Förderprogramm „Stadtumbau Ost“ wurden für den ersten Abschnitt Fördermittel in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro bewilligt. Bis Juni 2019 erhielt der Investor davon etwa 450.000 Euro. Die Kritik der Stadt: Der vereinbarte Termin für die Fertigstellung der Sporthalle wurde nicht eingehalten.

Sportparadies Halle: Investor weiß noch nichts von der Rückforderung

Der Investor weiß noch nichts von der Rückforderung. „Mit mir hat niemand über so etwas gesprochen“, sagt Lischewski. Die Arbeiten am Innenausbau würden im Zeitplan verlaufen. Mehr könne er dazu nicht sagen. Im Gegensatz zu Andreas Silbersack, Chef des Universitätssportvereins Halle (USV).

„Sollte die Stadt tatsächlich die Fördermittel zurückverlangen, wäre das eine katastrophale Entwicklung für den Vereinssport in Halle“, sagt Silbersack. Der USV will die Dreifeldhalle voraussichtlich ab 2021 für 25 Jahre mieten. „Die Stadt sollte ein Interesse daran haben, dass die Vereine eine neue Sportstätte bekommen. Mit so einem Schritt würde das Projekt zu Lasten der Vereine sterben“, fügt Silbersack hinzu.

„Das ist wahrscheinlich der einzige Weg, wie das Sportparadies gerettet werden kann.“

Dass die Stadt auf die Notbremse tritt, kommt allerdings nicht von ungefähr. Das Projekt stockt seit Jahren. 2001 hatte Lischewski die Flächen am Böllberger Weg gekauft. Nach dem Spatenstich 2007 passierte wegen finanzieller Schwierigkeiten des Investors nichts. Laut einem Bericht des Landesrechnungshofs war das Dach fünf Jahre offen. Eindringende Feuchtigkeit hat Schäden hinterlassen. Die Baukosten sollen nach MZ-Informationen von anfänglich 9,3 Millionen Euro auf nunmehr 34,2 Millionen Euro gestiegen sein.

Für den Vorsitzenden des Planungsausschusses, Christian Feigl (Grüne), ist der Schritt der Stadt überfällig. „Ich sehe es kritisch, dass öffentliches Geld in Größenordnungen investiert wird, nur um ein defizitäres Bauprojekt am Leben zu erhalten“, sagt Feigl. Wenn die Stadt schon so viel Geld für das Projekt ausgibt, sollte es sich wenigstens vollkommen in öffentlicher Hand befinden. „Das ist wahrscheinlich der einzige Weg, wie das Sportparadies gerettet werden kann.“ (mz)