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Kasper in Nöten Kasper in Nöten: Halles Puppenspieler geraten wegen Corona in Schieflage

Von Katja Pausch 14.07.2020, 11:00
Mit dem Stück „Kasper und die Mondlaterne“ begeistert Jacob Simon beim Puppentheater-Spektakel im Ulrichshof kleine und große Zuschauer.  
Mit dem Stück „Kasper und die Mondlaterne“ begeistert Jacob Simon beim Puppentheater-Spektakel im Ulrichshof kleine und große Zuschauer.   Silvio Kison

Halle (Saale) - Ein kleines, aber feines Festival geht am sonnigen Samstag mitten in Halles Innenstadt über die Bühne im Hof der Ulrichskirche. Dass das Spektakel hinter hohen Mauern stattfindet, tut dem enormen Publikumsinteresse aber keinen Abbruch - im Gegenteil: So mancher Zuschauer muss aufgrund corona-begrenzter Platzkapazität draußen bleiben oder wird auf die nächste Vorführung vertröstet.

Puppenspieler-Treffen in Halle

Oft mit Erfolg, denn „Ulrichs Hofspektakel“ vereint über den Tag bis in den Abend hinein gleich sechs hallesche Puppenspielerinnen und -spieler, die jeweils mit einer Vorstellung vertreten sind. Und so gibt’s für manches zunächst enttäuschte Kind doch noch die Gelegenheit, eine Vorstellung zu erleben.

Den Auftakt des bereits zum zweiten Male organisierten und von der Stadt unterstützten Puppenspieler-Treffens macht Julia Raab. Gemeinsam mit Simon van Parys erzählt die vielseitige Figurenspielerin „Nils Holgersons wunderbare Reise“. Das wohl fast jedem Kind bekannte Kinderbuch der schwedischen Autorin Selma Lagerlöf bringen die Spieler dabei in einem Theaterstück, das die Grenzen zwischen Schauspiel, Puppen- und Objekttheater überschreitet, auf die Bühne.

„Ulrichs Hofspektakel“ zeigt Vielfalt des des Puppen- und Figurenspiels

Jeder der Künstler ist zum Festival mit seinem eigenen kleinen Puppentheater angereist. Mal ist es wie bei Jacob Simon oder Friedhart Faltin das klassische mit Vorhang und Kulissen, bei dem der Puppenspieler unsichtbar fürs Publikum ist. Mal ist es aber auch eine Art „Spiellandschaft“ wie die von Gudrun Haefke vom auf der Silberhöhe beheimateten Figurentheater Anna-Sophia, die die „Regentrude“ lebendig werden lässt.

Und so erleben die Zuschauer während „Ulrichs Hofspektakel“ zugleich die Vielfalt des Puppen- und Figurenspiels in seinen Facetten.  Einer aber, ohne den das Puppentheater undenkbar wäre, ist gleich mehrfach vertreten: der Kasper. Bei Jacob Simon, der seit 1983 sein „Autonomes Kaspertheater Halle“ betreibt, ebenso wie bei Horst und Sebastian Günther vom Theater „Märchenteppich“ oder auch bei Friedhart Faltin.

Wegen Corona: Arbeitslosigkeit und geschlossene Puppentheater

Bei jedem Spiel geht das Publikum voller Begeisterung mit, gibt’s lachende Kinder und - am Abend - schmunzelnde Erwachsene. „In Zeiten von Corona freut uns das besonders“, so Jacob Simon, dessen kürzlich verstorbener Vater, Puppenspieler Frieder Simon, ebenfalls im Ulrichshof mitgespielt hätte.

Leicht haben es Kasper & Co indes nicht angesichts der derzeitigen Einschränkungen. So ist beispielsweise der „Märchenteppich“ corona-bedingt geschlossen, Puppenspieler Sebastian Günther arbeitslos. Doch ihre Spiellust und ihre Zuversicht lassen sich die Puppenspieler nicht nehmen. „Egal, was kommt“, ist sich Friedhart Faltin sicher: „Das Puppentheater stirbt nie aus“. (mz)