1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Karl-Rainer Kuppe: Karl-Rainer Kuppe: Frisches Leben quillt aus toten Häusern

Karl-Rainer Kuppe Karl-Rainer Kuppe: Frisches Leben quillt aus toten Häusern

Von Detlef Färber 19.08.2003, 18:46

Halle/MZ. - Das Besondere an der kleinen Schau ist, dass hier in einer Serie von Bildern zwei wesentliche Themen des Schaffens von Kuppe zusammenfließen. Zuletzt war der Grafiker insbesondere mit raffiniert arrangierten Akt-Bildern, die als Radierungen auf der Grundlage digitaler Fotografie entstanden, und mit Stadtansichten - vorzugsweise von Halle - hervorgetreten. Nun präsentiert er beides in einer Reihe von Kombinationen.

Doch die erweisen sich bei genauerem Hinsehen als Varianten. Alte, marode Häuser werden in Foto-Collagen zu Kulissen für Kuppes Akte. Frisches Leben quillt in Gestalt von jungen, attraktiven Hallenserinnen vorzugsweise aus leeren Fensteröffnungen.

Es ist ein Kontrast mit tieferer Bedeutung, in dem sich schnell so etwas wie ein Geburtsmotiv zu erkennen gibt. Freilich nicht irgendeins. Denn das junge Leben, das aus alten und eigentlich schon toten Häusern dringt, ist hier zugleich ein Wundermotiv. Man fühlt sich an Vater Abrahams greise Gemahlin Sara erinnert, die - obwohl längst nicht mehr gebärfähig - den Stammhalter eines ganzen Volkes gebar.

Kuppe hat das Motto für seine Ausstellung aus Christa Wolfs "Kassandra" entlehnt: "Ich zog Lust aus allem, was ich sah - Hoffnung nicht." Zumindest den Nachsatz muss man angesichts der Bildserie relativieren. Die Collagen transportieren die schöne Botschaft, dass Halles maroder Charme wohl nicht nur für schöne Erinnerungen taugt, sondern auch eine gute Basis sein kann für eine neue Lebendigkeit.

Schau bis 10. Oktober in der Casino-Galerie der Uni-Hautklinik (Ernst-Kromeyer-Straße).