Kanuslalom Kanuslalom: Lisa Fritsche fährt im geflickten Boot einmal aufs Podest

Halle (Saale) - Tag der Arbeit. Lisa Fritsche nahm das wörtlich. Wohnung aufräumen. Wäsche waschen. „Ich habe all die Dinge erledigt, zu denen ich zuletzt nicht mehr gekommen bin“, sagt die 25-Jährige. Ach ja, und trainiert hat Halles Slalomkanutin am Nachmittag dieses 1. Mai dann auch noch auf dem Kanal im Markkleeberg. Dort, wo am Wochenende der Showdown um die WM-Startplätze steigt.
Kapitaler Fehler und Strafsekunden im ersten Lauf
Nach Feiern war ihr an dem Feiertag nicht zumute, obwohl der Auftakt der Qualifikation letzten Samstag und Sonntag in Augsburg gar nicht so schlecht verlaufen war. Zumindest im zweiten Rennen hatte es die WM-Sechste des Vorjahres im Kajak da als Dritte aufs Podest geschafft und ihre Chance auf eines der drei Tickets nach Rio gewahrt.
Ihr erster Auftritt hingegen war in die Hose gegangen. Bei einem Abwärtstor hatte sie in der Strömung nicht die Kurve gekriegt. 50 Strafsekunden gab’s für die Verfehlung. Die Zeit taugt nur als Streichwert (drei Läufe kommen in die Wertung). Noch einen Patzer darf sie sich nun nicht mehr erlauben. „Gleich im ersten Rennen ist mir das noch nie passiert“, sagt Lisa Fritsche und wirkt dabei doch nicht mehr so angespannt wie in den letzten Wochen. Weil ihr Boot nach einem Trainingscamp auf dem Flughafen verloren gegangen war, muss sie seitdem mit geborgten Material fahren. Klar, dass die Nerven blank lagen (MZ berichtete). Die Qualifikation in vier Akten bestreitet die BSV-Athletin in jenem Kajak, das sie bis 2016 gefahren ist. Doch das ist nicht mehr ganz dicht und schon an mancher Stelle geflickt. „Man sieht schon gar nicht mehr, wo das Wasser reinkommt“, ätzt Lisa Fritsche. Sollte es dennoch klappen mit der Nominierung für die WM und damit auch die EM und Weltcups, will sie diese in dem längst bei einer Spezialfirma in Auftrag gegebenen neuen Boot bestreiten.
Robert Behling bleibt dran - Thomas Becker raus
Die „verhinderten“ Zweierfahrer Robert Behling und Thomas Becker forderten diesmal im Canadier-Einer die nationale Konkurrenz heraus. Weil ihre Disziplin erst den Olympia- und nun auch noch den WM-Status verloren hat, ist das für die Bundespolizisten die Chance, ihren Förderstatus zu behalten (MZ berichtete).
Während Becker mit den Plätzen 14 und 19 keinen guten Auftakt erwischte und damit praktisch raus ist aus dem Rennen um die WM-Startplätze, lief es für Behling besser. Neben Platz neun kann er auch einen vierten Rang vorweisen. Kai und Kevin Müller vom Böllberger SV waren schon gar nicht mehr am Start. (mz)