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Kampfrichter Kampfrichter: Ein Hürdenlauf für das Weltrekord-Protokoll

Von RÜDIGER FRITZ 22.05.2011, 20:07

Halle (Saale)/MZ. - Rolf Reinhardt war die Ruhe in Person. Das Raunen und Brüllen des Publikums bei dem Weltrekord-Hammerwurf von Betty Heidler ließ ihn kalt. Das durfte ihn nicht beeindrucken. Denn der 71-jährige Hallenser hatte Entscheidendes zu tun. Von dem Wettkampf-Schiedsrichter hing ab, ob der Wurf als Rekord vermessen werden konnte oder nicht. Er schaute aus nächster Nähe genau hin, ob Betty Heidlers Füße den Wurfring nicht übertreten würden. Erst als Rolf Reinhardt die weiße Flagge als Zeichen der Gültigkeit gehoben hatte, war auch die Athletin erleichtert. Seit 48 Jahren ist der Hallenser Kampfrichter bei den Leichtathleten. Jetzt erlebte er den späten Höhepunkt im Ehrenamt.

Ein Weltrekord ist ein hoch offizielles Ereignis und muss entsprechend belegt werden. Deshalb durfte sich Betty Heidler, selbst als der Wurf mit 79,42 Metern vermessen war, noch nicht sicher als Weltrekordlerin fühlen. Denn nun war Oliver Hüttig an der Reihe, der Obmann für Platzbau und Geräte. Der frühere Hammerwerfer musste für den Eintrag ins Weltrekord-Protokoll das Gewicht des Hammers überprüfen. "Er hätte nicht ein Gramm weniger als vier Kilo wiegen dürfen. Mit 4035,2 Gramm war alles im Lot", sagte er. Und so durfte Kampfrichter-Chef Lutz Schendel aus Halle schließlich von einem denkwürdigen Augenblick sprechen: "Ich bin seit 1977, also fast von Beginn an, bei den Werfertagen dabei. Auf einen Weltrekord haben wir schon lange gehofft."

Den letzten Akt absolvierte Kampfrichterin Kristin Hahmann. Die junge Frau aus Quedlinburg maß Betty Heidlers Wurf noch einmal nach und bestätigte noch einmal die Richtigkeit. Anschließend zückte sie einen Filzstift und ließ sich ihr weißes Kampfrichter-Shirt von der Weltrekordlerin mit deren Unterschrift veredeln. "Das bekommt einen besonderen Platz in meiner Wohnung an der Wand."