1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Jubiläum Thomas-Mann-Verfilmung: Jubiläum Thomas-Mann-Verfilmung: Gestatten ich bin Goethe

Jubiläum Thomas-Mann-Verfilmung Jubiläum Thomas-Mann-Verfilmung: Gestatten ich bin Goethe

Von Detlef Färber 02.02.2014, 21:34
Der junge Hilmar Eichhorn als junger Goethe (mit Martina Wilke als junge Lotte).
Der junge Hilmar Eichhorn als junger Goethe (mit Martina Wilke als junge Lotte). Defa-Stiftung Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Diese Art Applaus war wohl selbst für einen Star nicht mehr zu toppen. Nicht mal durch all die Standing Ovations, die Hilmar Eichhorn in seiner langen Schauspieler-Karriere seither genießen durfte und weiterhin genießen darf. Freilich, war es dieses eine Mal ganz zu Beginn seiner Laufbahn ein Beifall, der nicht mal von einem richtigen Publikum kam, sondern von einem Dutzend in die Handlung integrierter Fans. Dennoch war es am Ende jener von Eichhorn so eindrucksvoll gespielten Episoden genau die angemessene Reaktion: „Er ist fort!“- weinten da die Kinder. „Er ist fort!“ - schluchzte nicht nur eine junge Frau. Und „Er ist fort!“- klagte selbst sein Nebenbuhler, der Verlobte und spätere Gatte jenes Mädchens, um das sich diese ganze Geschichte drehte: „Lotte in Weimar“, der Roman von Thomas Mann, der die Romanze um Lotte aus „Werthers Leiden“ nachempfindet: Um jene Figur also, die ein noch ganz junger Goethe einst berühmt gemacht hatte und der er wohl auch seinen frühen Ruhm verdankte.

Erste Westreise dank Defa-Film

Vor nun genau 40 Jahren hat die Defa „Lotte in Weimar “ verfilmt. Und ein damals 20-jähriger Student der Berliner Schauspielschule wurde für die Rolle des angehenden Dichterfürsten gecastet: Hilmar Eichhorn, der heutige Star an Halles Neuem Theater. „Auf diese Rolle sprechen mich heute noch Leute an“, sagt der aus Dresden stammende Künstler über sein einstiges Kino-Debüt, dem zahlreiche weitere Film- und Fernsehrollen folgen sollten.

Freilich, Eichhorn war bei den entscheidenden Drehs von „Lotte“, jenen in Weimar, gar nicht dabei: den mimischen und komödiantischen Kabinettstücken mit Lilli Palmer, Rolf Ludwig und Martin Hellberg - und mit der noch ganz jungen Katharina Thalbach, die sich als hin- und hergerissene Braut mit Goethes schwierigem Sohn August rumzuschlagen hat. Doch Eichhorn war darüber nicht traurig, denn Nebenschauplatz war ausgerechnet das hessische Wetzlar. Und weil die Ostfilmproduktion tatsächlich auch im Westen drehte, durfte der Schauspiel-Novize als junger Goethe seine erste Westreise antreten. So acht bis 14 Tage sei man dort gewesen, schätzt Eichhorn nun im Rückblick. Nur die Szenen auf der Wiese in Wetzlar habe man - etwas unauthentischer - dann wohl doch im Osten gedreht.

Serienstar im DDR-Fernsehen

Doch mit „Lotte in Weimar“ war für Eichhorn das Thema des Jung-Genies noch lange nicht gegessen. Denn fünf Jahre später kam mit dem früh vollendeten Georg Büchner für ihn eine richtige Hauptrolle in der Filmbiografie über den Dichter, die die Defa unter dem Titel „Addio piccola mia“ herausbrachte.

Doch warum gerade Eichhorn? „Irgendetwas Klassisches müssen die Regisseure an mir wahrgenommen haben“, vermutet er heute. Beim „Lotte“-Film - dessen Regisseur Egon Günther übrigens auch Jahre in Halle gelebt hat - sprach wohl auch die frühe Erfahrung vor der Kamera für Eichhorn. Hatte er doch zuvor im Fernsehen bei „Die Katzen meiner Brüder“ mitgespielt. Später dann avancierte er sogar zum Serien-Star des Ostfernsehens in „Jockey Monika“.

Seine frühe Westreise hat Eichhorn übrigens nicht gänzlich überwältigt. Da ging es ihm wohl ein bisschen so wie Lotte, jener Charlotte Kestner geborene Buff, die im Film über ihre Romanze mit Goethe sagt: „Ganz so schön ist es nun auch wieder nicht gewesen.“

Eichhorn bei einer Lesung.
Eichhorn bei einer Lesung.
Gert Kiermeyer Lizenz