Job-Messe "Chance" Job-Messe "Chance": Firmen in Halle auf Bewerberfang

Halle (Saale) - Die Konkurrenz für Alice Preusche ist groß. Zwar nicht erst seit Freitag, aber da besonders. Die Personalchefin des Tierfutterherstellers Rondo-Food wartet an ihrem Stand in Halle 2 auf Sachsen-Anhalts größter Job-Messe, der „Chance“. Das Ziel: fähige Bewerber für einen Ausbildungsplatz in dem Unternehmen mit Produktionsstandort in Halle-Trotha zu begeistern. Die Schwierigkeit: der Messestand der Bundespolizei nur wenige Meter von ihr entfernt.
„Natürlich haben wir es sehr schwer gegenüber bekannten Marken wie der Polizei oder der Justiz“, sagt Preusche, an deren Stand sich im Gegensatz zu den Ordnungshütern keine Schlangen bildeten. „Aber wir sind durchaus ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen. Wer international arbeiten will, ist bei uns richtig. Wir beliefern zum Beispiel Aldi in Neuseeland mit Leckerlis.“
Job-Messe „Chance“ in Halle:
Die Situation zeigt, wie sehr sich Unternehmen anstrengen müssen, um Bewerber für sich zu begeistern. Nicht nur Rondo hatte an seinem Stand eine Foto-Box aufgebaut, die bei Jugendlichen das Interesse wecken soll. Schon längst reicht es nicht mehr, eine gute Bezahlung zu versprechen und Flyer zu verteilen.
Einen Stand mit verschiedenen Stationen hatte Möbel-Höffner aus Günthersdorf aufgebaut - und gleich mal ein Schlafzimmer unter allen Besuchern verlost. Ob Kaufleute für Büromanagement oder im Einzelhandel, Fachkräfte für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice oder andere Azubis - auch Höffner sucht händeringend nach Bewerbern. „Monteure laufen einem nicht einfach zu. Es reicht nicht, nur auf eine Messe zu gehen, man muss die Jugendlichen ansprechen. Sie haben die Qual der Wahl“, sagte Lisette Heidecke-Mönch, Ausbildungskoordinatorin bei Höffner.
Job-Messe „Chance“ in Halle:
Auch dieses Unternehmen hatte eine Foto-Box mitgebracht und zeigte einen von den Azubis gedrehten Film. Dabei ist das Möbelhaus ein Schwergewicht, was die Ausbildung anbelangt. Allein in Günthersdorf werden 118 Azubis ausgebildet, so Heidecke-Mönch.
Praktisch - und damit typisch für die Branche - ging es am Stand der Salzlandlackiererei zu, wo der Fahrzeuglackierer im zweiten Lehrjahr Marcus Gorspott einen Kotflügel schliff, spachtelte und für die Lackierung vorbereitete. Für ihn ein Traumberuf. „Ich habe mich im Kunstunterricht schon immer für Farbe interessiert und dann zwischen Maler und Fahrzeuglackierer geschwankt“, sagte der 18-Jährige. Man verdiene angemessen viel Geld für den anspruchsvollen Job, „und wenn man so einen Porsche lackiert, das ist schon was“, meinte er.
Job-Messe „Chance“ in Halle:
Sein Chef weiß indes, was er an seinem Azubi hat. In manchen Jahren würde sich kein einziger Interessent melden. Und das Handwerk habe trotz der Image-Kampagne noch immer bei manchen einen schlechten Ruf. Manche Eltern würden ihre Kinder, die sich für die Lackiererei interessierten, an der Hand weiterziehen mit den Worten: „Handwerk ist nichts für dich, studier doch lieber.“
Am Rondo-Stand von Alice Preusche haben sich inzwischen doch Interessenten in ein Gespräch vertieft. Eigentlich, sagt die Personalerin, könne ja fast jeder etwas mit Haustieren, für die ihre Firma Snacks herstelle, anfangen. Und wer sich einmal mit dem Unternehmen beschäftige, sei oft positiv überrascht. Durch die Tatsache, dass Tierfutterproduktion nicht sexy klinge und statt Rondo oft ein anderer Markenname auf den Verpackungen stehe, sei man recht unbekannt, sagt auch Hannah Schroers, die ein duales Studium bei der Firma absolviert. Im nächsten Jahr wollen sie Leckerlis für die Tiere der Besucher mitbringen - um noch mehr Interessenten anzusprechen und für sich zu begeistern. (mz)


