Jede Menge Handarbeit Jede Menge Handarbeit: Betreiber des Unverpackt-Laden haben alle Hände voll zu tun

Halle (Saale) - Wenn dieses Problem nicht gelöst wird, können wir bald alle einpacken. Die Rede ist von jenen Müllbergen insbesondere aus Plaste, von denen der Großteil aus einstigen Verpackungen besteht. Was tun dagegen? Auch in Halle haben nun junge Händler in dieser Sache die Initiative ergriffen und den ersten „Unverpackt“-Laden eröffnet. Seitdem haben Florian Thürkow und sein Mitstreiter Hannes Schulz - Informatiker der eine, Grundschullehrer der andere - nicht nur sprichwörtlich, sondern tatsächlich alle Hände voll zu tun.
Die angelieferten Waren müssen per Hand umgefüllt werden
Denn im Unverpackt-Laden, den die beiden seit einigen Tagen am August-Bebel-Platz betreiben, ist jede Menge Handarbeit nötig. Nicht nur, dass den beiden Hallensern seit der ersten Stunde umweltbewusste, aber auch neugierige Kunden quasi die Tür einrennen - wie in jedem Geschäft müssen auch hier Regale befüllt, die Kunden bedient und muss viel Papierkram erledigt werden. Doch im Unverpackt-Laden kommt noch eine entscheidende Tätigkeit hinzu: Die angelieferten Waren müssen umgefüllt werden. Mehl und Reis, Linsen und Nüsse, Buchweizen, Erbsen, Quinoa - alles, was sogenannte Nährmittel sind, kommt im Laden in großen Papiersäcken an.
Hannes Schulz hebt einen davon an - 25 Kilo schwer - und füllt einen Schwung Haferflocken in das Verkaufsgefäß, das anschließend beschriftet wird. Handschuhe und Haarnetz sind dabei Hygienevorschrift. „Wie im OP“, sagt Schulz und lacht. Weiter geht es mit getrockneten Tomaten, die im Pappkarton angeliefert werden und ebenfalls in durchsichtigen Schütten landen. Waschmittel indes bringt der Zulieferer in Plastikfässern. Plastik? „Ja,“, sagt Schulz und verweist auf ein ökologisches Pilotprojekt, an dem der hallesche Unverpackt-Laden teilnimmt. Sobald Waschpulver und Co. umgefüllt sind, nimmt der Händler die mehrfach verwendbaren Behälter zurück, reinigt sie und füllt sie neu.
Unverpackt-Laden: Messen, Wiegen und Kaufen ganz ohne Verpackung
„Defekte Fässer werden geschreddert und aufbereitet“, so Schulz. Auch die Marmeladengläser, die die jungen Hallenser von einem Leipziger Unternehmen beziehen, sind Pfandgläser, die zurückgenommen werden. Selbst Kaffeetüten werden nach dem Umfüllen an den Hersteller zurückgegeben und gelangen mit neuen Bohnen wieder in den Laden - nach jedem Aufschneiden ist die Tüte ein bisschen kleiner.
Spannend auch der Weg der kleinen Metalldosen, in denen Lippenbalsam verkauft wird. „Die Dosen nimmt der Dresdner Anbieter zurück und recycelt sie“, so Thürkow. Gleich neben der Ladentür indes steht die „Waage des Vertrauens“: Kunden wie Dorothea Pössel, die an diesem Tag „nur schnell ein paar Datteln“ kaufen will, stellen ihr mitgebrachtes Gefäß auf die Waage, notieren das Gewicht und kaufen ein - ganz ohne Verpackung, die später nur den Müllberg vergrößern würde. (mz)

