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Iris-Regenbogenzentrum Iris-Regenbogenzentrum: Halles erstes Geburtshaus feiert Jubiläum

Von Anja Herold 27.10.2016, 15:00
Einige Mitarbeiterinnen des Iris-Regenbogenzentrums , das Jubläum feiert. Gerlinde Gailer (rechts) war schon vor 25 Jahren dabei.
Einige Mitarbeiterinnen des Iris-Regenbogenzentrums , das Jubläum feiert. Gerlinde Gailer (rechts) war schon vor 25 Jahren dabei. Günter Bauer

Halle (Saale) - Die vielen 25-jährigen Jubiläen, die in diesem Jahr in Halle gefeiert werden, künden noch einmal von der Zeit des Aufbruchs. Schulen, Vereine, Wirtschaftsunternehmen - die 1990er waren eine Zeit der Gründungen. Auch das IRIS-Regenbogenzentrum entstand 1991, geschaffen von einer Handvoll Frauen, die vor allem aus der Bürgerbewegung Neues Forum kamen und sich einen anderen als den bisherigen Umgang mit Schwangerschaft und Geburt wünschten.

Frauen sollten ihre Entscheidungen selbst treffen können, das war der Gedanke dahinter. Am 31. Oktober 1991 entstand der Verein, zwei Tage später eröffnete er seine Räume in der Schleiermacherstraße. Ohne Mietvertrag - der kam später -, ein verfallenes Haus mit Öfen und vier ABM-Kräfte — es gehörte schon eine Menge Enthusiasmus zum Aufbau einer solchen Einrichtung.

„Wir waren getrieben, es durchsetzen zu wollen.“

Gerlinde Gailer war damals dabei, sie gehört zu den Frauen der ersten Stunde und sagt zurückblickend: „Wir waren getrieben, es durchsetzen zu wollen.“ Gelder gab es meistens nur sporadisch, mitunter musste ganz plötzlich nach Berlin gefahren werden, um Anteile aus den SED-Vermögen zu erhalten. Unterstützung gab es aus dem Sozialministerium, und so konnte langsam - parallel zur Vereinsarbeit - das Haus saniert und das Angebot erweitert werden.

1992 wurde das erste Geburtshaus Halles eröffnet, auch das ein Novum. 700 Kinder sind dort seither geboren worden, mitunter eines pro Woche. Einige Jahre lang fanden fünf Prozent der Geburten in Halle in der Schleiermacherstraße statt, das ist viel. Heute, sagt Gerlinde Gailer, kämen schon einige der damals dort Geborenen mit ihren eigenen Kindern zu ihnen. „Das war eine schöne Zeit. Wenn ein Kind geboren wurde, herrschte hier immer eine besondere, fast feierliche Stimmung.“

Versicherungsprämien für freie Hebammen

Doch damit ist es vorbei, denn das Geburtshaus gibt es nicht mehr. Die massiv angestiegenen Versicherungsprämien für freie Hebammen haben dafür gesorgt, dass diese kaum noch Geburtsbegleitung außerhalb von Kliniken durchführen.

Aber die Zeiten ändern sich und damit auch die Bedürfnisse werdender Eltern und Familien. Was das IRIS ins Rollen gebracht hatte - Geburtsvorbereitung, sanfte Geburt, Rückbildung, Familienberatung -, wird heute allerorten angeboten. „Damals haben die Mütter diese Themen aufgesogen. Heute gibt es so viele Hebammen und Geburtshäuser in Halle, dass wir uns aus diesem Thema zurückgezogen haben.“

Nur in speziellen Fällen, sagt Gerlinde Gailer, bei Schwangerschaften Minderjähriger zum Beispiel, würden noch Beratungen durchgeführt. Aber es haben sich im Lauf der Jahre andere Arbeitsgebiete aufgetan, Erziehungsberatung, Familienbildung, Paarberatung zum Beispiel. Das Image des Treffpunktes für „alternative Mütter“ ist das IRIS bis heute nicht so recht losgeworden, dabei ist es das schon lange nicht mehr. Das nahe gelegene Jugendamt schickt regelmäßig Klienten, die Hilfe suchen, die Besucher des IRIS kommen aus allen Schichten. Wobei, das betonen die Mitarbeiter, auch die sogenannte Mittelschicht problembeladen sei und zunehmend Unterstützung beim Umgang mit ihren Kindern brauche.

Zwölf Mitarbeiter arbeiten nun dort

Das IRIS-Regenbogenzentrum ist 25 Jahre nach seiner Gründung zu einem der größten Familienzentren Sachsen-Anhalts geworden. Zwölf Mitarbeiter arbeiten nun dort, darunter zwei Männer. Das Thema Geld ist immer noch ein leidiges, Fördergelder müssen regelmäßig beantragt werden, Stiftungen werden um Unterstützung gebeten. Aber es läuft, und überhaupt steht in diesen Tagen die Freude im Vordergrund über das Geschaffte.

Mit einer Festwoche begeht das Iris sein Jubiläum, gekrönt von einer Festveranstaltung im Stadthaus am 3. November, bei der es neben dem Rückblick auch interessante Vorträge zu hören geben wird. Karten für diese Veranstaltung sind noch erhältlich. (mz)