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Interview mit Ingrid Häußler Interview mit Ingrid Häußler: "Die Stadt muss stärker strahlen"

31.12.2014, 11:11
Ehemalige Rathaus-Chefin in Halle, Ingrid Häußler.
Ehemalige Rathaus-Chefin in Halle, Ingrid Häußler. Meinicke/Archiv Lizenz

Halle (Saale) - Am Tag vor dem Jahreswechsel sitzt Ingrid Häußler, Halles ehemalige Oberbürgermeisterin (2000 bis 2007), in einem Bus nach Südtirol: raus aus der Stadt, ab in die Berge. Es war ein aufregendes Jahr für Halle. Ingrid Häußlers Bilanz: Ja, entscheidende Projekte wurden mit Erfolg angepackt, doch sie wünscht sich eine stärkere Strahlkraft für die Stadt. Für schädlich hält sie den laufenden Gerichtsprozess gegen Oberbürgermeister Bernd Wiegand. MZ-Mitarbeiter Jan Schumann sprach mit der ehemaligen Rathaus-Chefin.

Frau Häußler, lassen Sie uns auf dieses Jahr zurückblicken. Was hat die Stadt vorangebracht?

Ingrid Häußler: Es gab eine Reihe von Entwicklungen, die wichtig waren. Ich denke zum einen an die dringend nötige Verteilung der Hochwasser-Hilfe an die Flutopfer. Zum anderen wird der geplante Ausbau des Hauptbahnhofs und dessen Umfelds zum großen Eisenbahnknoten ein großer wirtschaftlicher Gewinn für die Stadt sein. Wichtig war auch die Entscheidung für die neue Eissporthalle. Es wurden gute Investitionen gemacht.

Und über was haben Sie sich am meisten geärgert?

Häußler: Zum einen die gerichtliche Auseinandersetzung um den amtierenden Oberbürgermeister. Dieser Streit hat keine gute Außenwirkung für die Stadt.

Wem machen Sie einen Vorwurf?

Häußler: Dazu möchte ich mich nicht äußern. Neben diesem Gerichtsverfahren ärgert mich, dass Uneinigkeit zwischen Stadtrat und Verwaltung dazu führt, dass wichtige Entscheidungen zu spät fallen. Wieder fällt mir die Eissporthalle ein. Und auch die Frage des Deichbaus nach dem Hochwasser hat sich zu lange hingezogen.

Halle könnte bald ein Unesco-Weltkulturerbe beheimaten. Die Entscheidung für oder gegen die Franckeschen Stiftungen fällt 2016. Was muss bis dahin in Halle passieren?

Häußler: In meinen Augen sind die Stiftungen unheimlich gut aufgestellt. In diesem Zusammenhang sehe ich die Aktivität der Bürgerinitiative Hochstraße positiv, die gegen einen Erhalt der Magistrale in direkter Nähe der Stiftungen ist. Sollte der Welterbestatus vergeben werden, wäre dies eine große Auszeichnung für die Stadt.

An der Martin-Luther-Universität spukt weiterhin das Schreckgespenst der Kürzungen

. Wie sehen Sie diesen Konflikt?

Häußler: Es müssen endlich konkrete Vorschläge gemacht werden, wie die Strukturänderungen an der Uni aussehen sollen. Hier muss auch das Land mitarbeiten, denn diese Frage betrifft die gesamte Hochschullandschaft Sachsen-Anhalts. Das kann die Universitätsleitung nicht allein erledigen. Doch klar ist auch: Ohne Kürzungen wird es nicht gehen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft dieser Stadt?

Häußler: Die Stadt soll wieder im Konzert der großen Städte mitspielen. Das fehlt mir in den vergangenen Jahren ein wenig. Ich wünsche mir eine deutschlandweite Strahlkraft. Die Welterbe-Bewerbung ist ein guter Schritt in diese Richtung. (mz)

Ingrid Häußler
Ingrid Häußler
Deutsch/Archiv Lizenz