Instrumentenbauer Rainer Kolanowski Instrumentenbauer Rainer Kolanowski aus Halle (Saale): Ein Beruf mit Herz, Holz und Handwerk

Halle (Saale) - Sanft fährt Rainer Kolanowski mit der Hand über das Holz und klopft die Oberfläche ab. Der Korpus des Instruments antwortet mit warmen Tönen. „Daran erkennt man die klangliche Qualität des Instruments“, sagt der Gitarrenbauer.
Aber nicht nur Töne, sondern auch außergewöhnliche Formen und Farben entstehen unter den Händen des Hallensers. Der Mittsechziger gehört zu den Besten seiner Zunft hierzulande.
Bereits im Jahr 2011 gewann seine Jazz-Gitarre „A 17 SN“ auf der Frankfurter Musikmesse den Deutschen Musikinstrumentenpreis.
Instrumentenbauer Kolanowski aus Halle: Breites Portfolio in Sachen Gitarren
Der Mann mit den geschickten Händen arbeitet in einer kleinen Werkstatt in der halleschen Scharrenstrasse. Dort entwickelt und baut er seine Instrumente unter dem Markennamen „Kolani“.
Sogenannte Archtops haben es ihm besonders angetan. Die großen, bauchigen Modelle finden sich vorrangig in der Jazz-Musik, aber auch Pop-Musiker wie Martin Gore von Depeche Mode oder Carlos Santana begeistert dieser Typ.
Der gebürtige Berliner hat aber längst ein breiteres Portfolio. Elektrische Gitarren mit einem massivem Korpus aus einem Stück, die den berühmten Modellen Les Paul von Gibson und Stratocaster von Fender nachempfunden sind, stehen neuerdings mit im Schaufenster.
Mit diesen Gitarren verbunden sind große Namen der Rockmusik wie beispielsweise Jimmy Page, Eric Clapton oder Slash, die die amerikanischen Klassiker spielen.
Instrumentenbauer Rainer Kolanowski aus Halle: Gitarrenbauer als Autodidakt
Musik und Gitarren faszinieren Rainer Kolanowski von Kindheit an. Aufgewachsen im niedersorbischen Lauchhammer, stieß er bei seinem Vater auf taube Ohren: „Gitarrenunterricht? Mach lieber Mathe!, sagte der immer“, erinnert er sich.
Als Jugendlicher begann er dann trotzdem, auf einer Klassik-Gitarre zu üben. Mit Gleichgesinnten traf der Musikliebhaber sich, um ausgiebig über Musik und die Welt zu philosophieren. Blues, Flamenco und Orgelmusik hatten es dem jungen Mann angetan. Doch Gitarren waren nur zum Spielen da. Seine Brötchen verdiente er im Baugewerbe.
Erst 2004 machte der Hallenser seine große Leidenschaft zum Beruf. Gelernt hat er das Handwerk des Gitarrenbauers als Autodidakt. Über Jahre studierte er Videos, Zeichnungen und Bücher.
Immer wieder besuchte er zudem die Meister in der berühmten Gitarrenbauer-Stadt Markneukirchen im Vogtland. Um Gitarren anfertigen zu können, benötigt es viele Fertigkeiten: Musikalität, Design, Handwerkskunst und Materialkunde fließen in die Arbeit ein.
Fehlt etwas, stimmt das Ergebnis nicht. „Auch ein gewisser Klangfetischismus gehört dazu“, erläutert Kolanowski, der stets diverse Tonspektren seziert, die Gitarren von sich geben.
Gitarrenbauer Rainer Kolanowski: Feinstes Holz für feinste Klänge
Fräsen, Sägen, Bohr- und Schleifmaschinen stehen in der Werkstatt. Dazu kommt eine Auswahl von Stechbeiteln, Hobeln und Feilen, um die Instrumente zu bearbeiten. „Und natürlich Schleifpapier“, sagt der Fachmann, „das ist das wichtigste Utensil, um auf der Gitarre die gewünschte glatte Oberfläche hinzubekommen.“
Für den Klang hingegen sorgt die richtige Auswahl spezieller Hölzer. „Die nennen wir aufgrund ihrer Eigenschaften Tonhölzer“, so Kolanowski. Die besten Materialien werden weltweit gehandelt. Aufgrund begrenzter Ressourcen mancher Hölzer wie Palisander herrschen strenge Regeln für Käufer.
Für den Les-Paul-Nachbau, an dem er gerade arbeitet, verwendet der Gitarrenbauer Mahagoni und Ahorn. An den Korpus, auf dem die Tonabnehmer, Elektrik, Steg und Saitenhalterung angebracht sind, schließt sich der Hals mit Griffbrett an, der in einer Kopfplatte endet, an der die Saiten gespannt werden.
Instrumentenbauer Kolanowski aus Halle: In der Königsklasse unterwegs
Der Korpus von Kolanowskis Les-Paul-Nachbau besteht zum Großteil aus Mahagoni. Darauf aufgeleimt ist die Ahorn-Decke. Die besondere Optik des Instruments entsteht durch die sogenannte „bookmatched“-Fertigung.
Dabei wird ein Brett so geschnitten, dass sich die Maserung des Holzes zu spiegeln scheint. Wie Buchseiten werden dann die Teile nebeneinander gelegt und mittig verleimt.
Wichtig sei ihm die originale Bauweise, erklärt der Instrumentenbauer, auf die natürlich auch viele Kunden Wert legen. Schließlich beruht darauf der Mythos der Namen Gibson und Fender, den die Firmen bis heute pflegen.
Dass er mit seiner Herstellungsweise in der Königsklasse der „Custom Shop“- Gitarren spielt, unterstreicht die Ausnahmestellung des Kultur-Handwerkers, der sich mit seinen qualitativ hochwertigen handgefertigten Instrumenten nicht vor den US-Herstellern verstecken muss.
Gitarrenbauer Rainer Kolanowski aus Halle: Alles für den einen Augenblick
Die rufen für ihre Instrumente schon einmal fünfstellige Summen auf - und finden Käufer. Diese Dimensionen gibt es in der halleschen Gitarren-Manufaktur nicht. Und doch hat Qualität auch hier ihren Preis. Schließlich kann Rainer Kolanowski wegen des hohen Zeitaufwands nur bis zu drei Instrumente im Jahr fertigen.
Leben können von Neubau und dem Verkauf ihrer handgemachten Einzelstücke denn auch nur wenige Gitarrenbauer in Deutschland. Der hallesche Spezialist etwa bietet neben seinen Gitarrenmodellen, die nach Wunsch gestaltet werden, auch Reparaturarbeiten, Modifikationen, Optimierung von Klang und Bespielbarkeit sowie die Restauration von Instrumenten an.
Dadurch bleibt dem Gitarrenbauer allerdings weniger Zeit, um seiner wahren Leidenschaft zu frönen. Umso mehr genießt er das, was er als die schönsten Augenblicken seiner Arbeit sieht: Den Moment, wenn das Instrument fertiggestellt ist, die Saiten aufgezogen sind und die Gitarre das erste Mal der Welt ihren Klang offenbart. (mz)