Infektionsschutz nicht umsetzbar? Infektionsschutz nicht umsetzbar?: Kitas in Halle sehen sich in Not

Halle (Saale) - Mit steigenden Kinderzahlen in der Notbetreuung stoßen die Kitas in Halle zunehmend an ihre Grenzen. In einem gemeinsamen Brief an das Sozialministerium Sachsen-Anhalts machen der Personalrat des städtischen Eigenbetriebs und die Mitarbeitervertretung des Zweckverband des Evangelischen Kirchenkreises Halle-Saalkreis auf die Situation in den insgesamt 64 Einrichtungen beider Träger aufmerksam.
„Wir brauchen Vorschriften, die mit den vorhandenen Kräften erfüllbar sind und uns nicht zusätzlich zur gestiegenen Arbeitsbelastung noch fast unausweichlich schweren rechtlichen Vorwürfen aussetzen“, steht in dem Schreiben. Erzieherinnen könnten ihre Arbeit mit den Kindern „nicht mit persönlichem Infektionsschutz ausüben“.
Kritik an Vorgaben
Am Mittwoch befanden sich in den kommunalen Kitas sowie den Einrichtungen freier Träger insgesamt 4.230 Kinder in der Notbetreuung - das entspricht laut Stadt einer Quote von 23,6 Prozent im Vergleich zur Vollauslastung. Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) hat zudem angekündigt, dass die Kitas im Land nach Pfingsten zum Regelbetrieb zurückkehren sollen. Unter den derzeit geltenden Pandemie-Maßnahmen für Kitas sei das nicht umsetzbar, heißt es aus Halle.
„Die Zeichen stehen auf Öffnung, aber die Konflikte sind nicht gelöst. Es geht neben den Kindern auch um den Gesundheitsschutz unserer Mitarbeiter“, sagt Stephan Trautwein, im Zweckverband des Kirchenkreises für die pädagogische Koordination in den neun Kitas zuständig. Deshalb fordern die Personalvertretungen auch von der Landesregierung, realistische und möglichst konfliktfrei umsetzbare Regelungen zu treffen.
Eltern drohen mit Anzeigen
So gilt in den Kitas der gleiche Betreuungsschlüssel wie vor der Corona-Krise: eine Erzieherin darf sich maximal um zwölf Kinder kümmern - in der Krippe sind es sechs. Allerdings schreibt das Land die Bildung fester Gruppen vor - die nicht gemischt werden dürfen - und die nur von bestimmten Erzieherinnen zu betreuen sind. „Um das umzusetzen, benötigen wir zwei Betreuer pro Gruppe und möglichst einen Springer, weil Urlaub und Krankheit ausgeglichen werden müssen“, sagt Trautwein.
Nicht zurückgreifen könne man auf jene Mitarbeiter, die zur Risikogruppe gehören. „Und damit ist die Belastungsgrenze erreicht.“ Eigenbetrieb und Zweckverband sehen sich zudem Vorwürfen von Eltern ausgesetzt, die angesichts der Verhältnisse in den Kitas mit Anzeigen drohen, weil sie das Wohl ihrer Kinder in Gefahr sehen.
„Wir können die Bedenken aus den Kitas nachvollziehen“
„Wir können die Bedenken aus den Kitas nachvollziehen“, sagt Katharina Brederlow, Beigeordnete für Soziales in der Stadt. Man habe dem Land Vorschläge zur Kinderbetreuung unterbreitet. So rät die Stadt, von starren Regelungen abzuweichen.
Früh- und Spätdienste - mit gemischten Gruppen - sollten erlaubt werden. Auch müsste es gestattet werden, zusätzliches Personal einzusetzen. Derweil geht die Corona-Test-Offensive nun auch in den Kindertagesstätten weiter. Bislang waren alle Abstriche der Erzieherinnen negativ. (mz)