Immobilienverkauf in Halle Immobilienverkauf in Halle: Häuser-Kampf im Advokatenweg

Halle (Saale)/MZ - Ein Hauch von Häuserkampf zieht durch Giebichenstein, eine der begehrtesten Wohnlagen Halles. Fast 25 Jahre nach der Wende haben Mieter im unsanierten Advokatenweg 14/15 ein Transparent herausgehängt: „Zehn alte Mietverträge, gegen fette Biet-Erträge“ steht darauf. Auch die ganz große Geste fehlt nicht: „Und die Leute in dem alten Haus riefen: Ihr kriegt uns hier nicht raus“, wird die alte Hausbesetzer-Hymne der Band „Ton-Steine-Scherben“ zitiert.
Die zusammenhängenden Gebäude gehören zu jenen zehn unsanierten Mietshäusern, die die Hallesche Wohnungsgesellschaft (HWG) seit Mitte Oktober meistbietend versteigert. Die maroden Gebäude liegen im beliebten Giebichenstein- und im Paulusviertel, die meisten sind vollständig vermietet. Natürlich hat der geplante Verkauf unter den Mietern für große Unruhe gesorgt. Viele fühlen sich weiter von der HWG ausgebootet. Auch wenn nach Protesten das ursprüngliche Bieterfrist-Ende von Anfang November auf Ende des Jahres verlängert wurden.
Inzwischen gab es auch Gespräche mit den Mietern. So wollen nach wie vor die Mieter der Advokatenwegs 15 ihr Haus gerne selbst kaufen. Doch in einem Bieterverfahren rechnen sie sich nur geringe Chancen aus. „Gegen Ende des Gesprächs wurde noch einmal deutlich und unmissverständlich gesagt, dass die Höhe des Gebots entscheidend ist“, schreibt Johannes Nagel, Mieter im Advokatenweg 15.
„Ärger“ hat bei einem Verkauf des Hauses sogar Mieter Marko Weise angekündigt. Er wolle sich wehren. „Das Bieterverfahren sollte gestoppt werden. Denn da haben wir keine Chance gegen finanzkräftige Immobilienkäufer“, sagt Weise. Inzwischen habe man ein Nutzungskonzept erarbeitet. „Die HWG hat doch auch eine soziale Verantwortung. Sie sollte die Häuser Mietern zum Festpreis anbieten.“ Und Anna Schildbach aus dem Advokatenweg sagt: „Das Giebichensteinviertel war immer mit Künstlern, Studenten und jungen Familien besiedelt, dem wird mit dem Verkauf solcher Häuser aktiv entgegengewirkt.“
Die Position der HWG ist jedoch unmissverständlich. „Als städtisches Unternehmen verwalten wir kommunales Vermögen. Wir müssen einen angemessenen Verkaufspreis erzielen“, hat HWG-Chef Heinrich Wahlen an die Mieter geschrieben. Klar sei, so HWG-Sprecher Steffen Schier am Montag, dass man das vom HWG-Aufsichtsrat beschlossene Bieterverfahren nicht stoppen könne. Daran müsse sich jeder beteiligen, der so ein Haus wolle. Wer dann aber den Zuschlag erhält, das entscheide allein der Aufsichtsrat.
Laut Schier gab es bei den zehn zum Verkauf stehenden Häusern nur mit Mietern aus dem Advokatenweg und vom Bartholomäusberg Gespräche und Treffen.