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Millionen fürs Charlottenviertel Immobilien in Halle (Saale): Leipziger Investor greift nach Halle

Von Dirk Skrzypczak 12.04.2017, 05:00
Noch sind die Grundstücke im Charlottenviertel Brachflächen.
Noch sind die Grundstücke im Charlottenviertel Brachflächen. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Die Stadtbau AG aus Leipzig ist der wohl größte Akteur auf dem Immobilienmarkt der Messestadt - 450 Projekte hat die Gesellschaft nach eigenen Angaben in den vergangenen 25 Jahren dort umgesetzt. Und nun streckt das Unternehmen mit dem Münchner Patrik Fahrenkamp (49) seine Fühler zunehmend in Richtung Halle aus.

Im vergangenen Jahr hatte sich Fahrenkamp bereits drei lukrative Grundstücke nach öffentlichen Bieterverfahren gesichert: das ehemalige Vermessungsamt in der Gorki-Straße für 1,75 Millionen Euro vom Land sowie von der Stadt das alte Jugendamt in der Schopenhauer Straße (1,6 Millionen Euro) und die einstige Förderschule am Jägerplatz für zunächst 826.000 Euro.

Nun packen die Leipziger noch einmal rund 1,05 Millionen Euro für mehrere Brachflächen im Charlottenviertel drauf.

Geschäft zwischen Halle und Leipziger Investor an politischen Gremien vorbei abgeschlossen

Das Geschäft zwischen der Stadt und der Stadtbau AG ging unbemerkt von der Öffentlichkeit und den Gremien des Stadtrats über die Bühne. Im nicht öffentlichen Teil der Stadtratssitzung am 29. März wurde der Millionen-Deal nach MZ-Informationen auf Anfrage der SPD thematisiert. Die Fakten sind spannend.

Demnach hatte die Stadt insgesamt sieben Grundstücke am 10. Juni 2016 an die „Am Stadtpark GmbH“ veräußert, eine Tochter der Stadtbau AG. Interessant dabei: Bis zu einer Wertgrenze von 250.000 Euro kann Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) solche Verträge schließen, ohne den Stadtrat um Genehmigung zu fragen. Die Preise für die einzelnen Grundstücke pendeln zwischen 37.500 und 243.750 Euro. Teilweise grenzen die Flächen aneinander. Müssten sie dann nicht im Zusammenhang gesehen werden?

Durfte OB Wiegand den Verkauf am Stadtrat vorbei abschließen?

Die Stadt sagt auf MZ-Nachfrage nein. „Es handelt sich um rechtlich eigenständige Grundstücke“, erklärt die zuständige Beigeordnete Judith Marquardt. Man prüfe fortlaufend, welche Vermögensgegenstände die Stadt in absehbarer Zeit für die Erfüllung ihrer Aufgaben nicht mehr benötige.

Nach Unterlagen, die der MZ vorliegen, hat die Stadtbau AG die Grundstücke zum aktuellen Bodenrichtwert von 250 Euro pro Quadratmeter für dieses Gebiet erworben. Allerdings hätte die Stadt in Zukunft womöglich einen noch höheren Preis erzielen können. Schließlich geht die Verwaltung in ihrer Antwort an die SPD selbst davon aus, dass durch die geplanten Neubauprojekte am Oberen Boulevard die Kaufpreisforderungen privater Grundstückseigentümer steigen werden. Warum also die Eile?

Warum OB Bernd Wiegand mit dem Verkauf der Flächen im Charlottenviertel ein Risiko eingeht

„Die Stadt hat seit vielen Jahren vergeblich versucht, das Areal zu entwickeln. Zum Zeitpunkt des Verkaufs gab es nur einen Investor, der glaubhaft machen konnte, dass er das gesamte Areal entwickeln kann“, entgegnet Marquardt.

Offen bleibt die Frage, ob und wie intensiv die Stadt versucht hat, andere Interessenten zu finden. Zudem geht der OB ein gewisses Risiko mit dem Geschäft ein. Eine Bauverpflichtung wurde den Investoren aus Leipzig nämlich nicht auferlegt.

Wann und wie Fahrenkamp sich tatsächlich um die Liegenschaften kümmert, bleibt seine Sache. Laut Marquardt müsse für die Bebauung des Areals ohnehin erst Baurecht geschaffen werden.

Was der Investor aus Leipzig mit dem Areal im Charlottenviertel vorhat

Und genau das hat die Stadtbau AG vor, wie das Unternehmen der MZ berichtet. „In Zusammenarbeit mit der Stadt wollen wir ein modernes Quartier schaffen, in dem sowohl Wohnen als auch Arbeiten möglich sind“, sagt Unternehmenssprecherin Ildikó Jakisch. Im Laufe dieses Jahres solle zunächst ein Planungsworkshop stattfinden, um „grundlegende Konzepte“ zu untersuchen. Mit Baumaßnahmen rechne man erst ab 2018, so Jakisch. Dem Areal selbst attestiert die Stadtbau AG aufgrund der zentralen Lage in Halle gute Entwicklungschancen.

Unterdessen liegen für eine der drei eingangs erwähnten Immobilien nun konkrete Pläne vor. So sollen im ehemaligen Vermessungsamt in der Gorki-Straße 50 Wohnungen sowie eine Tiefgarage entstehen. Der Bauantrag sei gestellt.

In die ehemalige Förderschule soll eine Internationale Schule einziehen. Hier laufe die Planungsphase an, in die viele Akteure involviert seien. Noch keine Aussagen trifft die Stadtbau AG zur Zukunft des alten Jugendamtes in der Schopenhauer Straße. (mz)

Die Visualisierung der Stadtbau AG zeigt, wie das ehemalige Landesamt für Vermessung als Wohnhaus in der Gorki-Straße aussehen soll.
Die Visualisierung der Stadtbau AG zeigt, wie das ehemalige Landesamt für Vermessung als Wohnhaus in der Gorki-Straße aussehen soll.
Stadtbau AG