Imker schwört auf Kaukasus-Bienen
KOCKWITZ/MZ. - Wegen einer im vergangenen Winter teils erhöhten Sterblichkeit, aber vor allem wegen des insgesamt geringeren Nektar-Aufkommens sind inzwischen vielerorts schon leicht gestiegene Honig-Preise zu verzeichnen.
Tradition oder Wechsel?
Brandenburg und einige seiner rund 50 Mitstreiter in der Region überlegen mittlerweile, wie sie die Verluste in den nächsten Jahren geringer halten können. Als eine Möglichkeit, die gerade für Diskussionen sorgt, ist eine mögliche Umstellung. Ursprünglich stammen Bienen aus südeuropäischen Gefilden. Ob jedoch damit den Widrigkeiten des Klimawandels getrotzt werden kann, gilt unter Fachleuten freilich noch als umstritten. Mancher Experte will von einem Wechsel nichts wissen. Immerhin gründet sich das gegenwärtig erreichte Niveau auf eine fast 150-jährige Bienenzucht-Tradition.
Brandenburg bleibt aber dabei: "Es gibt Honigsammler, die besonders robust sind." Sein Interesse richtet sich dabei vor allem auf Bienen aus Russland und speziell aus dem Kaukasus. Seine Kenntnis beruht auf eigener Anschauung und Erfahrung.
"Anfang der neunziger Jahre war ich als Monteur auf einer Baustelle im Vorland des Gebirges." Bienen seien in dieser Region viel eher ausgeflogen als hierzulande, teils bei Temperaturen, bei denen sich hierzulande keine Biene aus dem schützenden Stock wage. Auch der Ertrag dieser Bienen, die über einen ungewöhnlichen Rüssel verfügten, könne sich sehen lassen. Eine Länge von sieben Millimeter sei keine Seltenheit.
In Halle und im Umland der Stadt spielt die Zucht der kaukasischen Bienen bislang keine Rolle, so Brandenburg, der als Vizepräsident der Imker in der Region über den erforderlichen Überblick verfügt. Zwar würden gelegentlich Königinnen russischer Herkunft angeboten. Eine Zucht gebe es aber nicht. In Polen allerdings sei das wohl schon anders. Dort werde in nennenswertem Umfang und auch erfolgreich, wie man in Züchterkreisen hört, mit diesen Bienen gearbeitet.
Wenn die Honig-Welt in diesem Jahr noch halbwegs in Ordnung kommen soll, darf das Wetter nicht in die jetzt beginnende Lindenblüte schlagen. "Ideal für die heimischen Bienen - das bedeutet jetzt Nachttemperaturen von 18 Grad Celsius und mehr." Wenig Sonnenschein und damit deutlich niedrigere Temperaturen plus Regen, dieses Szenarium wollen sich Brandenburg & Co. gar nicht vorstellen. Dann würde sich nämlich die bisherige Entwicklung fortsetzen.
Hoffnung auf Lindenblüte
Sowohl mit der Raps- als auch mit der Obstblüte habe man ihm zufolge kaum die Hälfte des üblichen Ertrags erreichen können. Ähnlich problematisch sei es um die Akazien-Blüte bestellt gewesen.
So oder so, jeder Löffel Honig ist das Ergebnis harter Arbeit. Eine Biene startet täglich etwa 40 Mal. Schätzungsweise bedarf es aber rund 150 000 Ausflüge zu Blüten, um ein Kilogramm Honig zu erhalten. Dabei werden mitunter bis zu 20 Millionen Blüten abgeflogen, was sich wiederum auf eine Gesamtfluglänge von 150 000 Kilometern summieren kann.