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Im grünen Salon brodelt's

Von KORNELIA PRIVENAU 20.10.2008, 17:06

KÜTTEN/MZ. - Und man streicht ihren Schöpferinnen durchaus nicht das sprichwörtliche "Mus ums Maul", wenn man verrät: Beide Büchlein zu lesen, verlockt nicht nur zum backen und kochen, es ist zuvorderst unterhaltsam und amüsant.

Für das nötige Temperament, quasi Pfeffer, Chilli und Paprika, sorgt Irmgard Füssel, seit vielen Jahren Mitglied im Heimatverein. Zusammen mit Heidrun Kruck, Gudrun Pohl, Marion Schröter und Angelika Giehl hat sie Rezepte gesammelt für Kuchen und Küchlein, Brot und Suppen, Soßen und Braten, Fisch und Salate. Da hegten sie natürlich schon den Wunsch, ein Buch zu schreiben. "Aber so richtig Gestalt nahm unser Vorhaben erst an, als wir wussten, wie es zu finanzieren ist", erinnert sich Frau Füssel. Dann haben die Frauen los gelegt. Das war schon 2004.

"Jedes Rezept", erinnert sich Gudrun Pohl, "haben wir gemeinsam ausprobiert." Schließlich sollte nur ins Buch kommen, was auch wirklich den Geschmack der Leute trifft. "Und das schließt natürlich Gerichte ein, die typisch sind für unsere Gegend", erzählt Heidrun Kruck. Ob der "Nonnenseufzer", eine süße Schlemmerei, das deftige Wildschwein mit Honigkruste, Aprikosenkoteletts oder Beamtenstippe - alles wurde gekocht und verkostet, kritisch abgewogen und erst dann ins Büchlein aufgenommen.

Gut gewürzt, sprich gemixt mit Geschichten aus Kütten, mündlich überliefert oder schon vor vielen Jahren aufgeschrieben, entstanden Texte, die von Helga Pospischil und Angelika Giehl sowie dem Hallenser Hans Joachim Schramm liebevoll und mit Augenzwinkern illustriert worden sind.

Interessant ist auch der kleine Einblick in die Geschichte der Küchenutensilien, den der Leser erhält. Dazu trug ein handgeschriebenes Rezeptbuch der Küttenerin Clara Siebecke aus dem Jahre 1901 bei - ein kleines Juwel, das die Nachfahren der Landfrau gefunden und den Vereinsfrauen zur Verfügung gestellt hatten.

Das Backbuch war im Nu vergriffen. Dem Kochbuch erging es nicht anders. Die Auflagen betrugen 600 beziehungsweise 500 Stück. Auf Dorffesten und allerlei Feiern rissen die Interessenten den Frauen die Büchlein förmlich aus den Händen. Die meisten kauften gleich mehrere Hefte. "Ein ideales und sehr persönliches Geschenk", meinte Gudrun Pohl. Irmgard Füssel: "Der Erlös wurde für die Sanierung unserer Kirche und der Rühlmann-Orgel verwendet."

Längst brodelt es wieder im grünen Salon von Kütten. Die Vereinsfrauen haben schon weiter eifrig Geschichten gesammelt. Das dritte Heft soll - wenn sich alles günstig fügt - noch in diesem Jahr fertig werden. In ganz anderem Stil.

"Küttener Weiber-Geschichten" soll es heißen. Handschriftlich werden die Texte sein. Bei den Illustrationen wollen die Landfrauen auf Bewährtes zurückgreifen. Neben launigen Alltagsgeschichten wird es nützliche Haushalts-Tipps und Geheimrezepte geben.