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Illegale Entsorgung Illegale Entsorgung: Massen von Reifen füllen Lagerhallen

Von Michael Tempel 10.09.2002, 17:58

Holleben/Zscherben/MZ. - Dubiose oder illegale Abfallentsorgung, Umwelt-Kriminalität - Begriffe, die vor allem Anfang und Mitte der 90er Jahre für Schlagzeilen sorgten. Zwölf Jahre nach der Wiedervereinigung - unseriöse Geschäftemacher dürften es heute schwieriger haben - bereiten im Saalkreis Altreifenlager oder Bauschutthalden dennoch Kopfzerbrechen. Die Beispiele: Holleben, Zscherben, Teutschenthal. Fraglich, ob die Verursacher zur Verantwortung gezogen werden können. Möglicherweise wird für die Beseitigung der Hinterlassenschaften der Steuerzahler aufkommen müssen.

So will das Bundesvermögensamt eine Lagerhalle in der ehemaligen Zuckerfabrik in Holleben räumen. In der Halle (sie gehört dem Bund) wurden etwa im Zeitraum von 1997 bis 1999 schätzungsweise 50 000 alte Reifen eingelagert. Laut Hollebens früherem Bürgermeister Helmut Kitze (parteilos) hatte ein Unternehmer aus dem Westen die Halle gemietet, der die Pneus weiterverkaufen wollte.

Laut Landratsamt des Saalkreises war das eine illegale Entsorgung. "Wir streben ein Strafverfahren gegen den Verursacher an", so Pressesprecherin Brigitte Kasimir. Doch der Reifenlager-Betreiber, der Name wurde nicht genannt, ist untergetaucht.

Wie aus dem Bundesvermögensamt in Halle verlautet, ist der Gesuchte bereits zur Räumung des Lagers verurteilt worden. Weil die Behörde die Anlage aber verkaufen will, muss sie zunächst in Vorleistung gehen und das Geld nachher eintreiben. Gerichtsvollzieher Olaf Wutke versucht derzeit, Entsorgungsfirmen zu gewinnen. Ein Angebot liege noch nicht vor. "Es lässt sich also nicht abschätzen, wie teuer die Räumung wird", so Wutke.

"Die Reifen sind ein Gefahrenherd", sagt Helmut Kitze, der heute Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Holleben ist. Sollten die Reifen in Brand geraten, könnten giftiger Rauch die Bewohner des nahen Ortsteils Benkendorf bedrohen.

Nur wenige Kilometer weiter, in einer alten LPG-Halle in Zscherben, lagern ebenfalls Altreifen. "Der Verursacher ist derselbe wie in Holleben", so Landratsamts-Sprecherin Kasimir. Man versuche, seiner habhaft zu werden. Eine direkte Gefahr für die Bevölkerung gehe von den Reifen aber nicht aus.

An der Hollebener Straße in Teutschenthal lagern seit Jahren große Mengen Bauschutt, Altholz oder Erdaushub. Die verantwortliche Bauschutt Recycling GmbH ist 1996 in Insolvenz gegangen. Geschäftsführer Hermann Dickmann aus Rotgau (Hessen) wurde wegen illegaler Abfallablagerung zu 6 000 Euro Strafe verurteilt.

Die Umweltschutzbehörden beim Regierungspräsidium Halle und dem Landratsamt wollen nun klären, wer die Deponie räumen muss. Ein Gerichtsverfahren, mit dem der Insolvenzverwalter verpflichtet werden sollte, ging verloren. Bliebe Geschäftsführer Hermann Dickmann. "Ich arbeite daran, dass das Zeug wegkommt", versicherte er gegenüber der MZ. Es gebe Verhandlungen mit einem Kaufinteressenten.