Hygiene Hygiene: Schimmel in Volkshochschule
HALLE/MZ. - Jetzt steht es fest: Die Volkshochschule "Adolf Reichwein" (VHS) ist vom Schimmelpilz befallen. Das belegt ein mikrobiologischer Befund. Etliche Eltern, deren Kinder in dieser Einrichtung künftig unterrichtet werden sollen, sind nun in großer Sorge. Weil die benachbarte Diesterweg-Grundschule saniert wird, müssen die 222 Kinder zeitweise in die VHS umziehen.
Bereits im Mai hatten die Mütter Marion Börner, Simone Koss-Hoffman und Susan Witte lautstark Alarm geschlagen und sich im Schul- und im Jugendamt beharrlich über die unhygienischen Verhältnisse beschwert und ihren Schimmelpilz-Verdacht geäußert. Wurden diese Sorgen von Schulamtsleiter Gert Hildebrand bislang als unbegründet abgetan, befürwortet er jetzt sogar eine Umschulung der Kinder besagter Mütter.
"Das ist aber nur auf Antrag passiert", erklärt Hildebrand. Keineswegs wurde so entschieden, um etwa Ruhe in die Angelegenheit zu bringen. Aufgrund ärztlicher Atteste - alle drei Mädchen sind allergisch veranlagt - wolle man vorsorglich zum Wohle der Kinder entscheiden und kein Risiko eingehen, sagt der Schulamtseiter.
Sind die anderen Schüler keinem Risiko ausgesetzt? Alle Eltern hätten sich die Schule am Tag der offenen Tür am 18. Juni angeschaut. "Es gab ein absolutes Einvernehmen, dass dort unterrichtet werden kann", so Hildebrand, der im mikrobiologischen Befund lediglich eine Handlungsgrundlage erkennt. "Eine Firma wird den Schimmelpilz beseitigen."
Ein separates Gutachten werde nicht benötigt. "Der Schimmelpilz ist ja dann weg", argumentiert Hildebrand. Außerdem habe man mit einem Sporenmessgerät die komplette Einrichtung abgesucht. Gesundheitliche Bedenken? - "nein, die gibt es nicht", betont er.
Juliane Böttcher-Lorenz, Chefin des Labors MVZ für Mikrobiologie in Dessau, sieht indes den vom halleschen Gesundheitsamt in Auftrag gegebenen mikrobiologischen Befund als nahezu wertlos an. "Solche Untersuchungen sind eher geeignet, um die Leute zu beruhigen", sagt sie. Es sei lediglich nachgewiesen worden, dass in der von der Stadt vorgelegten Probe Schimmel enthalten sei. Der Umfang eines Befalls und mögliche gesundheitliche Auswirkungen könnten nur mit Hilfe eines Gutachtens, in das Daten einer Raumluftmessung einfließen, festgestellt werden, so die Mikrobiologin.
Mit dem Urteil der Labor-Chefin sehen Marion Börner, Simone Koss-Hoffman und Susan Witte ihre Ängste bestätigt. Das Landesverwaltungsamt (LVwA) habe der Umschulung der Kinder zugestimmt. Doch schon gibt es neue Sorgen: Die drei Mädchen, die zusammen eine Klasse besuchen, sollen laut LVwA voneinander getrennt werden. Sie werden auf die Grundschulen Südstadt und Am Ludwigsfeld aufgeteilt. "Damit werden die Kinder doch doppelt bestraft", klagt Simone Koss-Hoffmann. "Hartherzig", nennt es Marion Börner. "Da rollen jeden Abend die Tränen."
LVwA-Sprecherin Katharina Steinhardt reagiert mit Verständnis. "Wir suchen mit den Eltern jetzt umgehend das Gespräch und werden eine Lösung finden", kündigt sie an.