Hintergrund Hufeisensee in Halle: So entsteht der neue Golfplatz

Halle (Saale) - Nein, es geht nicht nur darum, dass der Rasen schön grün aussieht und sich wie ein flächiger Teppich an den Boden schmiegt. „Er muss viel mehr können“, sagt Achim Reinmuth. Zumindest, wenn er an einem Ort für ein besonderes Rasenspiel zum Einsatz kommen soll. In diesem Fall mal nicht Fußball, sondern Golf.
Reinmuth ist Golfplatzarchitekt und als solcher seit einiger Zeit regelmäßig in Halle unterwegs, genauer im Osten der Stadt. Schließlich wird hier, unweit des Hufeisensees, am 11. August - parallel zum Start des Golfturniers bei den Olympischen Spielen in Rio - der erste Abschlag auf dem Turnierplatz erfolgen: „Nachdem der Kurzplatz, der Übungsplatz samt Driving Range und die Fußballgolf-Anlage bereits in Betrieb sind, können dann wie geplant elf der zunächst 18 Bahnen bespielt werden“, berichtet der 44-Jährige. Aus einem eher ebenen Gelände ist eine hügelige, in weiten Teilen grüne Landschaft geworden. Rund 500.000 Kubikmeter Erde wurden dafür bewegt, nun werden die letzten der 18 Bahnen eingesät.
Unterschiedliche Anforderungen für den Golfplatz am Hufeisensee
Doch was - außer am Ende gut aussehen - muss der Rasen denn noch draufhaben? Achim Reinmuth, selbst begeisterter Golfer, stellt erst einmal klar: „Diesen Rasen bekommt man nicht im Baumarkt - das ist Hightech-Rasen.“ Und: „In Europa gibt es nur eine Firma aus Holland, die sich auf solch spezielles Saatgut spezialisiert hat.“ In Halle werden Samen von dort und aus den USA verwendet. Der Rasen müsse ganz unterschiedliche Anforderungen erfüllen - je nachdem, für welche Bereiche er gedacht ist. An einigen Stellen, etwa den Grüns, wo sich also Fahne und Loch befinden, werden sehr tiefschnittverträgliche Sorten genutzt.
„Auf den letzten Metern bis zum Loch braucht es eine möglichst ebene Fläche mit dicht wachsendem Gras. Der Ball soll ja gut rollen“, sagt Reinmuth. „Dort wird das Gras, das immer auch Hitze und Trockenheit vertragen muss, teils auf vier bis fünf Millimeter geschnitten.“ In anderen Bereichen werde Sand auf den Boden aufgetragen, da das Gras dort zwar recht hoch, aber eher schütter wachsen soll - „damit die Bälle wiedergefunden werden“, so der für den Golfpark Halle zuständige Architekt von „Städler Golf Courses“ aus Münster. Das ist nach eigener Aussage das zweitgrößte Architekturbüro für Golfplätze in Europa.
Wieso sogar neue Lebensräume am Hufeisensee entstehen
Bei einem Rundgang über den neuen Golfplatz sind teils noch die Entwässerungssysteme zu erahnen. „Im Boden verläuft ein großes System an Drainagen. Neben der Ent- ist natürlich auch die Bewässerung sehr wichtig - und damit die Beregnung“, sagt Reinmuth. In Halle offenbar besonders: „Wir wussten, dass es hier eher trocken ist, aber so trocken - das ist erstaunlich.“ Das Wasser für die Beregnung wird dem nahen Hufeisensee entnommen.
Golf - für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Was sicher auch an den zahlreichen Spezialbegriffen liegt, die in dem Sport gebraucht werden. Einige gängige Golf-Vokabeln:
Birdie. Wenn der Golfer mit einen Schlag unter Par (siehe „Par“) einlocht, wird das Birdie (dt. Vögelchen) genannt. Bei zwei Schlägen weniger ist es ein Eagle (Adler). Erreicht er das Loch in drei Schlägen unter Par, heißt das Albatros.
Bogey. Braucht der Spieler einen Schlag mehr als Par bis zum Loch, spricht man vom Bogey.
Bunker. Das ist ein mit Sand gefülltes Hindernis, welches verschieden gestaltet sein kann. Ein Vulkanbunker beispielsweise erinnert in seiner Form, wie der Name schon sagt, an einen Vulkan.
Driving Range. Eine Übungswiese, auf der Schläge trainiert werden.
Fairway. Die kurz gemähte, ideale Spielbahn zwischen Abschlag und Grün.
Par. Das meint die festgelegte Anzahl von Schlägen, mit denen der Spieler das Loch absolvieren sollte. Üblich sind Par-3-, Par-4- und Par-5-Löcher, wobei zum Beispiel bei letzteren der Ball mit fünf Schlägen ins Loch befördert werden sollte.
Putt. Dies bezeichnet einen Schlag auf dem Grün. Beim Putten schlägt man den Golfball nicht in die Luft, sondern lässt ihn in Richtung Loch rollen. Dafür werden spezielle Golfschläger verwendet, die Putter. Putting-Grün werden Übungsbereiche genannt, auf denen das Putten trainiert wird.
Rough. Diese oft naturbelassenen Bereiche befinden sich abseits der Spielbahnen.
Tee. Ausgesprochen nicht wie das Getränk, sondern „Ti“, bezeichnet es entweder die Abschlagsfläche oder einen kleinen Stift aus Kunststoff oder Holz, von dem der Golfball gespielt wird.
Der Rasen ist zweifelsohne ein Aushängeschild für einen Golfplatz. Doch auf den ersten Blick noch augenscheinlicher ist für den Besucher die neue Landschaft aus Hügeln, Bunkern, Teichen, Pflanzen. Kurz: das Design des Platzes. „Mir ist wichtig, Elemente zu entwickeln, die zu der Region passen. Der Golfplatz muss technisch und für die sportlichen Anforderungen funktionieren, aber soll sich auch in die vorhandene Landschaft und Natur einfügen“, betont Achim Reinmuth.
In Halle sei der Ausgangspunkt beispielsweise „eine ziemlich ebene Ackerfläche“ gewesen. „Deshalb sollten die Hügel eher langgezogen sein, um die gegebene Struktur nicht zu sehr zu verändern - und trotzdem war der Anspruch, dass es Abwechslung im Spiel und verschiedene Schwierigkeitsgrade gibt.“
Neue Lebensräume entstehen auf Golfplatz am Hufeisensee
Zwei Dinge, die er ebenfalls nie außer Acht lässt: Pflanzen- und Tierwelt. „Es geht auch darum, neue Lebensräume zu schaffen.“ In Halle werden insgesamt über 40.000 Pflanzen neu in den Boden gebracht, „darunter viele dornige Sträucher, die zum Beispiel von Vögeln wie dem hier vorkommenden Neuntöter bevorzugt werden“, so Reinmuth.
Bei den Bäumen sind es etwa Eiche, Feldahorn, Traubenkirsche und Hainbuche - „also ebenfalls Pflanzen, die zur natürlichen Vegetation hier passen“. Zudem wurden vier Teiche geschaffen. „Das ist letztlich auch neuer Lebensraum, zum Beispiel suchen nun schon Sandregenpfeifer und Uferschwalben den kiesigen Bereich in Wassernähe auf.“
Welche zentrale Rolle der Bunker auf dem Golfplatz spielt
Es kommt nicht von ungefähr, dass Achim Reinmuth auf derlei Dinge so großen Wert legt. Nach einer Ausbildung zum Landschaftsgärtner hatte er seinen Zivildienst in einem Wasservogelreservat auf Fehmarn absolviert. Seine Diplomarbeit schrieb der aus dem Großraum Köln stammende Landschaftsarchitekt später über Golf und Naturschutz. Es war ein Urlaub in Irland, der ihn zu dem Sport gebracht hatte.
„Dort gehört das Golfen dazu. Ich bekam dann mit 15 meinen ersten Schläger und blieb dabei“, erzählt er. Heute hat Reinmuth ein beeindruckendes Handicap von 4, das umfassende Wissen um den Sport hilft ihm bei seiner Arbeit. „Man muss sich in den Golfer hineinversetzen können. Wichtig ist zum Beispiel, was er von welchem Punkt aus sieht - nicht nur, was die Schönheit der Ausblicke betrifft, sondern auch hinsichtlich der Spieltaktik“, sagt er. Und nennt ein Beispiel: „In Halle sind alle 59 Bunker höhenmäßig so gestaffelt, dass der Spieler sie erkennen kann.“
Markantestes Hindernis: der Vulkanbunker mitten auf dem Fairway, also der idealen Spielbahn zum Grün. „Bei der Lage hatte ich einen Hintergedanken: Der Bunker leitet nämlich die Spielrichtung vom Rundweg am Hufeisensee weg.“ Und damit auch vom Publikumsverkehr. „Immerhin ist der Platz sehr stadtnah gelegen.“
Etwas von Kunst gibt es auch am Golfplatz Hufeisensee
Und woher wissen die Mitarbeiter der Baufirma, in diesem Fall von „European Golf Services“ aus Irland, wie genau sie das einstmals ebene Gelände zu modellieren haben, damit Abschläge, Fairways oder Grüns entstehen? „Wir arbeiten mit einer speziellen Software, bei der die jeweiligen Höhenlagen eingegeben werden“, erklärt Achim Reinmuth. „Die Firma bekommt den digitalen, maßstabsgetreuen Entwurf und setzt die groben Erdarbeiten mit Hilfe von GPS-Daten um.“
Dabei komme es nicht auf den Millimeter an, „zumal man manche Sichtachse nur vor Ort im Detail ausmachen kann“. Für die Feinarbeiten beim Modellieren des Bodens brauche es dann „ein gutes Auge und Gefühl“. Dieses haben die sogenannten Shaper, die in Absprache mit dem Golfplatzarchitekten Formen und Stile auf dem Platz herausarbeiten. „Das hat schon etwas von Kunst“, sagt Reinmuth.
Golfplatz Hufeisensee: Zuerst die groben Formen
Bei dem halleschen Platz hat er sich für drei verschiedene Designstile in den drei entstehenden Halbrunden entschieden: mal eher klassisch, mal natürlich, mal anspruchsvoller. „Als Golfplatzarchitekt will man auch immer eine bestimmte Atmosphäre schaffen.“ Und welcher Moment bei der Entwicklung eines Platzes ist für ihn der beste? Da muss er nicht lange überlegen: „Es ist sehr spannend, wenn die groben Formen entstehen - aber am schönsten ist es, wenn dann auch alles grün ist.“ (mz)
Mehr Informationen zum Golfpark Halle unter: www.halle.golf
