Nach Flutkatastrophe Hochwasserkatastrophe 2013 : Neuer Brunnenwall für Halle-Neustadt

Halle (Saale) - Drei Jahre nach der Hochwasserkatastrophe 2013 in Halle ist der Neubau der Brunnengalerie in Neustadt fast beschlossene Sache. Mehr als sieben Millionen Euro werden investiert. Das Geld stammt aus dem Fluthilfefonds.
Die neue Anlage soll Halles größten Stadtteil künftig besser vor zu hohem Grundwasser schützen. Denn Neustadt ist nicht nur durch Saalehochwasser bedroht, sondern permanent auch durch den hohen Grundwasserspiegel.
Grund: Die Plattenbausiedlung wurde ab 1965 westlich von Halle im sumpfigen Überschwemmungsland aus dem Boden gestampft. Um die Gebäude zu schützen, wurde eine Galerie aus 140 Brunnen gebaut, die den Grundwasserspiegel absenken. Aus den wie an einer Perlenschnur parallel zum Gimritzer Damm und zur B80 verlaufenden Schächten wird seit Jahrzehnten das Grundwasser über Leitungen vor allem in die Saale gepumpt.
Brunnengalerie bei Flutkatastrophe zwecklos
Doch die Brunnengalerie gilt schon seit Jahren als verschlissen. Nach der Wende wurde nur das Nötigste zur Instandhaltung getan. Entsprechend anfällig sind Brunnen, Filter und die Pumpen.
Das hat sich vor allem während der Flut 2013 gezeigt. Obwohl die Pumpen zwölf Kubikmeter Wasser pro Stunde abpumpten, bewältigten sie den starken Anstieg des Grundwassers nicht.
Zumal die Anlage teilweise ausgefallen war. Am Gimritzer Damm streikten 29 Pumpen, weil Schaltschränke und Brunnenstuben überflutet waren. Da einige der alten Brunnenschächte zudem marode sind, konnten auch nicht alle mit Pumpen besetzt werden. Viele Keller in Neustadt liefen voll.
Nach dem Hochwasser 2013 wurde die „Anlage zur Grundwasserabsenkung“ Neustadt zwar wieder komplett in Betrieb genommen. „Bei normalen bis mittleren Wasserständen ist die Anlage auch funktionsfähig. Für extreme Hochwasserereignisse wie im Jahr 2013 ist die bestehende Anlage aber nicht ausreichend“, sagt Stadtsprecher Drago Bock.
Neuer Hochwasserschutz schafft Abhilfe
Die neue Galerie ändert das. Dafür soll sie übrigens mit nur noch 82 statt der bisher 140 Brunnen auskommen. So wurde es für verschiedene Szenarien zuvor in Modellen berechnet.
„Die neue Anzahl der Brunnen wurde für das maximale 100-jährige Hochwasserereignis festgelegt. Die Förderleistung der geplanten Brunnen ist zudem etwa um ein Zweifaches höher als die der noch vorhandenen Brunnen“, sagt Stadtsprecher Drago Bock.
In der neuen Galerie werden die rund acht bis zehn Meter tiefen, vorhandenen Brunnen „überbohrt“ und an alter Stelle ganz neu errichtet. Defekte, generell nicht nutzbare Brunnen werden zurückgebaut; die übrigen bleiben erhalten.
Dabei werden - wie schon zuvor - nicht alle Schächte permanent mit Pumpen besetzt. Ständig in Betrieb sind nur 51 Brunnen. Der Rest wird erst bei Hochwasser bestückt. „Eine Ausrüstung aller Brunnen mit fest installierten Unterwassermotorpumpen ist unwirtschaftlich und unzweckmäßig, da die Pumpen im längeren oder dauerhaften Ruhezustand Schaden nehmen“, so Bock.
Die Stadt hofft mit der neuen Brunnengalerie auch auf geringere Kosten. Denn derzeit belaufen sich die Energie- und Instandhaltungskosten auf rund 150.000 Euro im Jahr. Und das seit fünf Jahrzehnten. (mz)